Noblemen

„Mylady, willkommen auf meinem Anwesen. Wie Sie unschwer erkennen können, hat sich seit ihrem letzten Aufenthalt einiges getan: Die Burg wurde zu einem schmucken Palast ausgebaut, der einst einsame Brunnen ist nun Teil eines Gartens und dort hinten, wo früher kahle Wiese war, finden Sie heute eine Kapelle und ein Folly. Kurzum: Ich habe alles versucht um Eurer Königlichen Hoheit Freude zu bereiten.“ „Nun denn – so soll er ab sofort meine Unterstützung haben.“

So ähnlich wie oben sieht der Plan bei Noblemen aus: Schmeichle der Königin, um ihr aktueller Günstling zu werden. Verliere aber nicht aus den Augen, dass du dich manchmal auch um dich selbst kümmern musst – Land- und Vermögenszugewinne geschehen schließlich nicht im Schlaf. Zudem möchte die Gesellschaft bedient werden, indem man Maskenbälle besucht – nur dort werden die prestigeträchtigen Adelstitel verteilt.

Jeder Spieler beginnt das Spiel als Baron/Baronesse. Die Anzeige des aktuellen Adelstitels geschieht über Aufsteckteile, die den kopflosen Sichtschirmen im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht verleihen. Erklimmt man höhere Stufen der Adelsleiter, gehen damit Siegpunkte und Preisvorteile beim Kauf einher. Die Titel werden aber erst beim nächsten Maskenball neu verteilt – und bis dahin dauert es noch ein wenig.

Wer an der Reihe ist, hat die Wahl zwischen sieben verschiedenen Aktionen:
    • Anwesen vergrößern

    • Gebäude bauen

    • Bestechung

    • Steuern eintreiben

    • Land gewinnen

    • Der Kirche stiften

  • Müßiggang (Passen)

Wer sein Anwesen vergrößert, nimmt bis zu drei Plättchen von hinter seinem Sichtschirm und legt sie an sein Anwesen an. Einige bringen sofort Geld oder neue Plättchen, die meisten zusätzliche Boni wenn man bestimmte Muster formt. Wiesen bringen weder das eine noch das andere, aber man benötigt sie für die Aktion des Gebäudebaus. Natürlich gibt es beim Bau gewisse Regeln, speziell was erlaubte Nachbarschaften angeht. Jeder Gebäudebau ist mit einer Belohnung verbunden, was wiederum Geld und Plättchen sein können, aber auch Siegpunkte, Skandalkarten oder der Besitz der Königin. Während Skandalkarten den einen oder anderen überraschenden Vorteil gewähren können, bringt der Besitz der Königin einen Siegpunkt am Ende meines Spielzugs; und zwar am Ende jedes weiteren Spielzugs, solange ich die Königin besitze.

Bei der Bestechung muss ich Bargeld investieren. Als Gegenleistung erhalte ich sofort Siegpunkte und kann zudem zu späteren Zeitpunkten den erkauften Vorteil einfordern. Steuern einfordern bzw. Land gewinnen hingegen kann ich nur einmalig in jeder der drei Dekaden durchführen. Bei Ersterem erhalte ich Geld für Äcker und Gutshöfe (eigene unbesetzte bzw. fremde die ich besetzt habe), bei Zweiterem Plättchen für eigene Haine und Wälder (auch hier für eigene unbesetzte und fremde von mir besetzte). Da der Nachschub an Plättchen fast immer durch zufälliges Ziehen aus dem Beutel stattfindet, sammeln sich mehr oder wenig nutzlose Plättchen hinter den Sichtschirmen. Diese kann man bis zu einer gewissen Anzahl der Kirche spenden, wofür es Ruhm zu ernten gibt.
Wer sich mit keiner der beschriebenen Aktionen anfreunden kann, dem bleibt der Müßiggang. Dies ist gleichbedeutend mit dem Verzicht auf eine Aktion und dem Erhalt eines Siegpunktes.

Jedes Mal wenn ein Spieler am Ende seines Zuges die Königin besitzt und seinen Siegpunkt genommen hat, wandert der Rundenzähler weiter. An bestimmten Stationen kommt es zu einem Maskenball oder einer Gebäudewertung. Beim Maskenball wird das Prestige aller Spieler ermittelt, das sich vor allem aus gelegten Brunnenplättchen (und in der richtigen Anordnung daraus geformten Gärten) und gebauten Palästen zusammensetzt. Mittels Bestechung und Skandalkarten lässt sich das Prestigekonto ein wenig aufmotzen; unter anderem ist die Spielerreihenfolge entscheidend, ob man zu diesem Mittel greift oder nicht.
Der Spieler mit dem meisten Prestige nimmt ab sofort den höchsten Titel ein. Welcher das ist wird durch einige Punkteschwellen festgeschrieben. In absteigender Prestigereihenfolge müssen die übrigen Spieler mit den restlichen Titeln begnügen (wobei auch sie die Punkteschwellen im Auge haben müssen). Wie bereits oben erwähnt geben die erreichten Titel Siegpunkte und Vergünstigungen beim Gebäudekauf.
Die Gebäude haben ihren Auftritt bei der Gebäudewertung: Paläste und Burgen bringen Punkte, wenn sie komplett umbaut sind. Angrenzende Kapellen lassen das Punktekonto weiter anschwellen. Die vierte Gebäudeart, die „Follies“ (kleine Gebäude um den Garten auszuschmücken), bringen nur im Moment ihres Baus Siegpunkte.

Haben in einer Dekade zwei Maskenbälle und eine Gebäudewertung stattgefunden, ist die Dekade vorüber. Nach drei Dekaden endet eine Partie Noblemen. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.

Spieletester

16.08.2013

Fazit

Die Spielregeln von Noblemen sind einfach. Trotzdem hat man nach dem ersten Spiel den Eindruck, dass man die Sache total verbockt hat. Wer sich an eine zweite, dritte… Partie wagt erhält die Bestätigung: es ist so viel mehr möglich, wenn man ins Gefühl bekommen hat wie die einzelnen Aktionen ineinandergreifen. Für Beginner sind die Übersichtskarten deshalb Gold wert. Dort steht zum Beispiel „Wie komme ich an Geld? Durch diese Aktion, Erträge da…“ – sehr lobenswert! Etwas schwieriger ist es bei den Skandalkarten, zu denen man anfangs regelmäßig die detaillierten Kartenerläuterungen in der Spielregel konsultiert. Noblemen ist ein typischer Vertreter jener „Mangelspiele“, in denen es einem stets an irgendwas fehlt: zu wenig Geld, zu wenig Plättchen, zu wenig Prestige… einfach zu wenig Aktionen, man würde gerne viel mehr machen! Zu diesem „Optimieren der Notlage“ kommt hinzu, dass die exakte Länge einer Dekade nicht bekannt ist. Jeder Besitzwechsel der Königin hat nämlich einen Schritt des Rundensteins zur Folge! Dies kann man sich natürlich taktisch zunutze machen, so wie einige andere Dinge. Hierzu gehört die genaue Beobachtung der Mitspieler, um zu wissen wer wann was tun könnte. Besteht zum Beispiel die Gefahr, dass ein Mitspieler eines der einzigartigen und punkteträchtigen Follies wegschnappt? Oder bin ich bis zum nächsten Zug der Einzige der die Voraussetzungen erfüllt? Bei einigen Gebäuden können die numerische Begrenztheit oder steigende Baukosten für nachfolgend gebaute Bauwerke schlagend werden. Wie hoch ist hier das Risiko, was hält mein Geldbeutel aus? Gestalterisch ist das Spiel ein absolutes Highlight, alleine schon wegen der Sichtschirme und der Lösung mit aufgesteckten Köpfen/Titeln. Die restliche Ausstattung ist nicht nur umfangreich, sondern auch qualitativ hochwertig. Obwohl der Spielablauf sich gut in das Thema einfügt, bleibt Noblemen am Ende ein eher abstraktes Spiel. Angesprochen fühlen dürfen sich all jene, die gerne knifflige Entscheidungen treffen und eine Portion Zeit mitbringen - denn für mal eben zwischendurch ist Noblemen definitiv nicht geschaffen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 100 Minuten
Preis: 42,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Pegasus Spiele
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 5 Sichtschirme, 12 Adelstitel, 202 Landschaftsplättchen, 1 Beutel, 20 Bestechungsmarker, 5 Steuermarker, 5 Landgewinnungsmarker, 82 Münzen, 35 Skandalkarten, 10 Übersichtskarten, 15 Burgen, 15 Kapellen, 12 Paläste, 4 Follys, 1 Königin, 10 Ritter, 5 Siegpunktzähler, 5 Prestigezähler, 1 Dekadenzähler, 1 Rundenzähler, 1 Anleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7192 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.