Die Tribute von Panem - Überleben in Distrikt 12

Als der amerikanische Verlag Scholastic 2008 den ersten Roman der The Hunger Games-Trilogie von Suzanne Collins herausbrachte, machten sich wahrscheinlich weder Publisher noch Autorin eine Vorstellung von dem bevorstehenden Siegeszug. Nur vier Jahre später vertrieb die fertige Trilogie sogar den unumstößlichen Harry Potter von Platz Nummer 1 der Amazon-Verkaufscharts. Ebenso kam der erste Streifen der Reihe in die Kinos und spielte mehr Geld ein, als es jemals zuvor ein Film, der kein Sequel ist, geschafft hat.

Ja, die Story um Katniss Everdeen und ihren Kampf gegen das tyrannische Regime im Kapitol begeistert dutzende Millionen. Da sind dann sicher auch ein paar Spieler dabei, also wurde schnell mal ein Spiel auf den Markt geworfen. Das verkauft sich ja alleine wegen des Namens gut. Aber nur alleine deswegen oder steckt noch mehr dahinter?

Die Tribute

Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Hauses. Als solches muss er nicht nur regelmäßig Abgaben an das Kapitol leisten, sondern auch nach Möglichkeit verhindern, dass eines seiner Mitglieder als Tribut für die tödlichen Hungerspiele gezogen wird. Trotzdem, ein gewisses Grundrisiko ist da, deswegen legt jeder zu Beginn eine seiner Tributkarten auf die Glaskugel. Und man schaut besser, dass es bei der einen bleibt.
Zusätzlich erhält noch jeder eine Vorteilskarte, die einem bestimmte Vorteile (die in der Regel zu vernachlässigen sind) bringt.

Distrikt 12

Das Spiel wird in 12 Zügen abgehandelt. In jedem Zug muss man seine Spielfigur (die irritierenderweise gleich viermal, also für jeden Spieler, Jennifer Lawrence als Katniss ist) in ein anderes Gebiet setzen. Im Grunde ist es dabei relativ wurscht, auf welches Feld man geht, weil das Ergebnis ziemlich ähnlich ist: Man zieht eine (oder manchmal auch mehrere) Karten. Da gibt's aber viele Möglichkeiten! Den Nachziehstapel, den Bäckerei-Stapel, den Abwurfstapel, den Stapel im Wald, den Hob-Stapel, verdeckte Stapel und offene Stapel, Stapel-Kebap, Stapel-Kreol, Stapel mit Gambo, in der Pfanne gebraten, frittiert, es gibt Stapel mit Bananen... (Wer mir das Klauen eines Filmzitats unterstellt, kann gleich die Beine in die Hand nehmen und LAUFEN!)

Tja, so ziehen die Tage also auf der Suche nach den Rohstofffen Kleidung, Nahrung, Medizin und Brennstoff vorbei. Alle vier Runden fordert das Kapitol Abgaben. Diese werden im Laufe des Spiels immer höher. Reicht bei der ersten Abgabe noch eine Nahrungskarte aus, muss man bei der letzten schon eine Karte jeden Typs abgeben. Für jeden Rohstoff, den man nicht abgeben kann oder will, werden neue Tribute in die Glaskugel gelegt und somit wird das Risiko erhöht, am Ende gezogen zu werden.

Und was ist also daran so schlimm? Naja, nach der letzten Abgabe werden die Tributkarten auf der Glaskugel gut gemischt und eine zufällig gezogen. Wessen Farbe auch immer darauf ist, jener Spieler hat sofort und unabhängig von seiner Punktezahl das Spiel verloren. Der Rest macht den Sieg unter sich mit Punkten aus, die auf den Rohstoffkarten aufgedruckt sind, und das war's dann.

Spieletester

18.10.2013

Fazit

Ich kann's nicht anders sagen, mit Überleben in Distrikt 12 liegt eine dicke Enttäuschung vor. Es ist ein Spiel, bei dem man zu viert eine Dreiviertelstunde lang nebeneinander dahinvegetiert, um dann der einen spannenden (weil komplett glücksabhängigen) Entscheidung der Kristallkugel entgegenzufiebern. Ein Spiel, das aus nichts weiter besteht als stumpfsinnigem Rohstoff-Sammeln und einem gelegentlichen Tausch des Gesammelten. Ein Spiel, das sich nach zwei Runden schon zieht wie ein drei Tage alter Kaugummi, und bei dem das Ende nun wirkich nicht zu schnell kommen kann. Da hilft's auch nix, dass das Spielmaterial cool illustriert und ordentlich verarbeitet ist. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage ist also ganz eindeutig: Ja, nur deswegen. Es wäre wirklich schön, wenn so mancher Verlag mal verstehen würde, dass nur ein Name noch lange kein gutes Spiel macht. Klar, es wird genug Sammler und Fans von Die Tribute von Panem geben, die ahnungslos zuschlagen. Aber falls ihr das hier vorher lest, vertraut mir: Finger weg!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Kosmos
Grafiker: Chris Raimo
Genre: Glück
Zubehör:

1 Regel 1 Spielplan 4 Pappfiguren in Kunststoffhaltern 4 Spielerchips 1 Startspielerzeichen 1 Rundenanzeiger 6 Abdeckplättchen 55 Rohstoffkarten 9 Vorteilskarten 44 Tributkarten

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