Pictomania

Partyspiele sind immer ein zweischneidiges Schwert, denn nicht jeder mag diese Art des quasi öffentlichen Spielens. Meistens ziehen diese Spiele ihren Spielwitz zudem aus einer gewissen Hektik und Zeitnot und schon kommen bei einigen Mitspielern Versagensängste an die Oberfläche. Werden nun neben Wissensabfragen noch andere Fähigkeiten wie z.B. das Zeichnen bei diversen Malspielen abgefordert, kann es sein, dass diese Art von Spielen schon von vornherein, um sich nicht blamieren zu müssen, gemieden werden wie das Weihwasser vom Gehörnten.

Pictomania ist ein Malspiel, das nach einer materialtechnisch schwächeren ersten Auflage aus dem Jahr 2011 schon ein Jahr später in einer überarbeiteten zweiten Auflage von Pegasus Spiele für den deutschen Markt aufbereitet wurde. Nun gibt es ja schon einige Malspiele, viele davon fristen leider ein Nischendasein, also sollte ein neues Spiel in dieser Kategorie schon einiges an Potential und Alleinstellungsmerkmalen mitbringen, um bestehen zu können. Deshalb gibt es bei Pictomania den einfachen Trick, nicht nur einen vorgegebenen Begriff grafisch darstellen, sondern parallel dazu die Bedeutung der Zeichnungen der Mitspieler erraten zu müssen. Um das Ganze nicht zu einer gemächlichen, künstlerischen Landpartie verkommen zu lassen, sorgen Bonuspunkte für die Schnellsten für eine ordentliche Prise gesunde Hektik.

Pictomania funktioniert von den grundlegenden Regeln her sehr einfach. Jedem Spieler werden zu Beginn verdeckt eines von sechs Symbol- und eines von sieben Zahlenkärtchen zugeteilt. In den Kartenhaltern stehen sechs verschiedene Themenkarten, auf denen jeweils sieben inhaltlich verwandte Begriffe zu lesen sind. Jeder Spieler hat somit durch die Kombination von Symbol- und Zahlenkärtchen einen Begriff zugewiesen bekommen, den er zeichnerisch darstellen muss. Die Themenkarten gibt es in vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Bewegt man sich mit der ersten Kartenstufe und Begriffen wie z.B. Zahnbürste, Kamm, Kleiderbürste, Pinzette, Nagelschere, Haarschere und Fön noch auf vergleichsweise sicherem Terrain, steigert sich der Schwierigkeitsgrad deutlich bis z.B. hin zu Algorithmus, Strategie, Berufung, Taktik, Methode, Gelegenheit, Analyse. Das sind dann wahrhaftige Denknüsse.

Jetzt gilt es so schnell wie möglich seinen Begriff zeichnerisch darzustellen. Danach oder parallel dazu gilt es die Begriffe der Mitspieler zu erraten. Dafür hat jeder Spieler einen eigenen Satz Zahlentippkärtchen, die er dann verdeckt vor den Zeichentafeln der Mitspieler ablegen kann. Dort bilden sich nun jeweils Stapel aus den Zahlentippkärtchen, welche über die Reihenfolge der Tipp-Abgabe Auskunft geben können. Die Spieler die am schnellsten fertig sind oder nicht weiter raten wollen, können sich eines der in der Mitte des Tisches liegenden Bonusplättchen schnappen. Sind diese aufgebraucht ist die Runde zu Ende und es darf nicht mehr geraten oder gezeichnet werden.

Nun kommt es zur Punktewertung, die an sich leider etwas sperrig abläuft. So verraten die Spieler, einer nach dem anderen, anhand ihrer Zahlen-Symbol-Kombination den gezeichneten Begriff und werten die Zahlentippkärtchen der andern Spieler aus. Falsche Tippkärtchen kommen in die Tischmitte, für richtige gibt es Punktekärtchen aus dem jeweiligen Vorrat des Spielers. Punktekärtchen anderer Spieler bringen Siegpunkte, nicht ausgegebene eigene Minuspunkte. Zudem wird am Ende dieser Auswertung noch überprüft, welcher Spieler die meisten falsche Tipps abgegeben hat, denn in diesem Fall verwandelt sich dessen eventuelles Zeit-Bonusplättchen ins Gegenteil und generiert Minuspunkte. Wer nach fünf Runden die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Pictomania ist ein schnell erklärtes, schnell gespieltes, wunderbar funktionierendes und vor allem sehr unterhaltsames Mal- und Ratespiel. Das Material ist funktionell und umfangreich, die Regel wirkt auf den ersten Blick ein wenig überbordend, was sich jedoch auf den zweiten Blick relativiert. Die Schwämmchen säubern die Zeichentafeln perfekt und die Hände bleiben im Gegensatz zu Saint Malo sauber. Da es beim Spiel nicht unbedingt darauf ankommt den Begriff so darzustellen, dass ihn die anderen Spieler erraten können, sondern so, dass die anderen Spieler ihn von den anderen Begriffen unterscheiden und damit herausfiltern können, macht das Spiel auch für Malmuffel interessant. Es gibt viele Wege Punkte zu generieren und manchmal ist es sogar besser, für Zeichnungen deren Sinn sich nicht sofort erschließt keinen Tipp abzugeben, sondern stattdessen ein Bonus-Plättchen zu ergattern. So kann auch ein grafisch weniger geübter Mitspieler ausreichend Punkte bekommen. Wichtig ist aber eine gute Idee für die Darstellung, eine schnelle Auffassungsgabe beim Erraten und ein wenig Stressresistenz. Selbst gemischte Erwachsenen-Kinder-Runden funktionieren bei Pictomania tadellos, wenn man bei den einfacheren Schwierigkeitsstufen bleibt und die Kinder sich ihre Zahl-Symbol-Kombination vorab ansehen können, um evtl. Fragen zu klären. Die Kinder waren meistens so begeistert bei der Sache und beim Zeichenen, dass man noch Stunden später ihre Kunstwerke entschlüsseln sollte und durfte.

Pictomania ist als Partyspiel eine wirklich positive Überraschung und kann, da es so wunderbar wandelbar und anpassungsfähig ist, jeder Art von Spielertyp nur wärmstens ans Herz gelegt werden!

Spieletester

21.01.2013

Fazit

Darf in keiner Spieles-Sammlung fehlen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 9 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 27,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Pegasus Spiele
Grafiker: Andreas Resch
Genre: Kommunikation
Zubehör:

Spielregel, 6 Zeichentafeln, 6 abwischbare Stifte, 6 Schwämmchen, 42 Tippkärtchen (je 7 in 6 verschiedenen Spielerfarben), 6 Symbolkärtchen, 7 Zahlenkärtchen, 99 Themenkärtchen beidseitig bedruckt (in vier verschiedenen farbig gekennzeichenten Schwierigkeitsstufen), 2 Kartenhalter für je 3 Karten, 6 Symbolaufkleber, 30 Wertungsplättchen (je 5 in 6 verschiedenen Spielerfarben), 5 Bonusplättchen

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