Card City

Jedes Jahr auf der Spielemesse in Essen gibt es viele Ahhs und Ohhs, wenn viele bis dahin nicht mit großem Tamm-Tamm angekündigte Projekte zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Und mit schöner Regelmäßigkeit gibt es auch in jedem Jahr einen Themenbereich, der bisher fast gar nicht im Fokus der Spieleentwickler stand, nun aber von diesen im gleichen Jahr mehrfach unabhängig voneinander für verschiedene Spiele zum tragenden Thema auserkoren wurde. Im Jahr 2012 war der Städtebau eines dieser Themen, dem sich neben Cardcity auch solche Spiele wie Ginkopolis, Oddville oder Suburbia widmeten.

Card City ist, wie es der Name schon treffend bezeichnet, ein Kartenspiel, bei welchem die Spieler versuchen, Stadtteilkarten in einem eigenen 5x5 Karten großen Raster so geschickt und den Legeregeln entsprechend auszulegen, dass dadurch am Ende des Spiels die meisten Punkte herausspringen. Gerade mal 110 quadratische Karten bilden den Grundstock dieses Kartenlegespiels. Aufgegliedert sind diese in fünf farblich unterschiedene Gebäudearten: Wohnen, Einkaufen, Freizeit, Industrie, Parken. Dazu kommt für jeden Spieler noch ein Rathaus, das den Ausgangspunkt seiner Stadt bildet. Pro teilnehmendem Spieler kommen 20 Karten, welche nach einem vorgegeben Schema aus den unterschiedlichen Gebäudearten zusammengestellt werden, in den gut durchmischten Gesamtzugstapel. Card City dauert 10 Runden, wovon jede immer in 5 Phasen untergliedert ist: dem Erwerb neuer Gebäude, dem Errichten von neuen Gebäuden, der Stadt-Entwicklung, der Einkommens-Phase und der Aufräum-Phase.

In der ersten Phase zieht der Startspieler je Mitspieler verdeckt 2 Karten. Aus diesen wählt er 2 Karten aus und präsentiert diese offen als Paar. Von den restlichen Kartenpaaren dreht er jeweils die Hälfte um. Der nächste Spieler muss sich nun zwischen dem offenliegenden Angebot und den zur Hälfte verdeckten Paaren entscheiden. Wählt er den größeren Stapel, muss er nach demselben Schema für den nächsten Spieler zwei Angebote präsentieren. Dieses Prozedere dauert so lange, bis jeder Spieler über 2 Karten verfügt, um seine Stadt zu vergrößern. In der nun folgenden zweiten Phase der Runde legen die Spieler ihre Karten nach bestimmten Legeregeln an schon liegende Gebäudekarten an. So bestimmt z.B. die Anzahl der Industriegebäude die Anzahl der auslegbaren Karten oder Wohn- und Industriegebäude dürfen nie benachbart angelegt werden. Diese Legeregeln sind nicht unbedingt sofort eingängig und leider fehlt in diesem Zusammenhang auch eine Spielhilfe, die man jedoch zum Glück im Internet finden kann. Wenn es möglich ist, müssen die Karten angelegt werden, funktioniert dieses nicht, wird die entsprechende Karte ersatzlos weggelegt. In der nachfolgenden dritten Phase werden die Wohngebiete bzw. Einkaufsgebiete erweitert, falls die entsprechenden Vorraussetzungen gegeben sind und noch Platz zum Anlegen vorhanden ist. In der vierten Phase erhalten die Spieler ein Einkommen für bereits entwickelte Einkaufsgebiete, während in der fünften Phase jeweils ein Industriegebäude käuflich erworben werden kann. Danach wechselt der Startspieler und die nächste Runde beginnt. Nach Ablauf der 10 Runden gibt es Siegpunkte für entwickelte Wohnbereiche in der Stadt und Minuspunkte für nicht belegte Flächen im 5x5 Karten großen Raster. So sind also Industrie- und Kulturgebäude wichtig, damit die Stadt sich überhaupt vergrößern kann, Einkaufsbereiche generieren Geld und Wohnbereiche schlussendlich Siegpunkte.

Im Grunde genommen wäre Card City eine kleine, aber feine Perle unter den Kartenlegespielen, wenn nicht eine Vielzahl von Punkten den Gesamteindruck leider trüben würden. So klingt der Verteilermechanismus der ersten Phase zwar interessant und innovativ, funktioniert aber nur bedingt, denn der verteilende Spieler bekommt vorwiegend die schlechteren Karten. Auch die Gestaltung des Spielmaterials ist nicht aus einem Guss. So sind die bunten Kunststoffchips als Geldersatz weder thematisch noch stilistisch passend und auch die Gestaltung der Gebäudekarten ist suboptimal. Zu wenig prägnant und individuell sind die einzelnen Gebäudearten, zu stark gehen wichtige zusätzliche Informationen im allgemeinen, pastelligen Farbenbrei unter. Wie es besser gehen könnte, zeigt Marianno Ianelli mit seiner Gestaltung der Karten zum oben genannten Spiel Oddville. Für das u.a. auch hier bei Card City praktizierte Spielkonzept selbst wurde von der Community auch schon ein ziemlich treffender Name gefunden: Optimierungs-Solitärpuzzle. So optimiert nämlich jeder der Spieler vor sich hin und versucht, nach vorgegebenen Regeln und auf der Jagd nach dem Punkte-Highscore sein Stadtraster zu füllen. Ob in diesem Augenblick das Spiel zu viert oder solo gespielt wird, ist eigentlich belanglos, denn eine wirkliche Interaktion findet nicht statt.

Spieletester

16.02.2013

Fazit

des Ganzen, Card City ist beileibe kein schlechtes Spiel und alle Freunde von solchen Denk- und Optimierungsspielen sollten sicher eine Probepartie spielen, aber die Möglichkeit, hier eine wirkliche Perle zu schaffen, wurde leider vertan. In diesem Zusammenhang sollte vielleicht noch auf das deutlich besser funktionierende dreidimensionale Spiel von Alban Viard: Town Center hingewiesen werden.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Ludibay
Autor: Alban Viard
Grafiker: Fanny Valentine
Genre: Legen
Zubehör:

110 Karten in 6 Kategorien, 48 Münzen in 3 Kategorien (Kunststoffchips), 1 Startspielerfigur, Spielregel (französisch) - deutsche Spielregel im Internet

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