Kartenspiele sind meistens schnell gespielte Stich- oder taktische Deckbauspiele, nur selten findet sich ein komplexeres Spiel mit strategischer Ausrichtung darunter, welches ohne zusätzliches Material für Ressourcen, Geld oder gar einem Spielertableau auskommt. Das vorliegende Brawling Barons oder zu gut deutsch: Streitende Barone kann man in diesem Sinne schon fast als reinrassiges Strategiespiel bezeichnen. Der schwedische Kleinverlag
FryxGames präsentierte sich auch wieder auf der Spielemesse 2012 in Essen und hatte sein neues Kartenspiel
Brawling Barons mitgebracht. In diesem Spiel schlüpfen zwei bis drei Spieler in die Rollen von Adligen, die versuchen, ihren Besitz am schnellsten und effektivsten zu entwickeln. Zu diesem Zweck können sie Bauern oder Knappen anwerben, diese später spezialisieren bzw. weiter entwickeln, Gebäude mit militärischer oder ziviler Nutzung errichten, gegnerische Einheiten und Gebäude angreifen oder aber ihre besten Truppen in die königliche Armee entsenden. Recht viele Möglichkeiten also für ein Spiel das nur aus ein paar Karten besteht. Gezogen werden diese übrigens von einem gemeinsamen Nachziehstapel. Ist dieser leer, ist das Spiel auch sofort zu Ende. Für jedes errichtete Gebäude gibt es in der Endwertung einen Siegpunkt, für jede in des Königs Armee entsandte Einheit deren zwei.
Wie aber sollen die vielen Aktionsmöglichkeiten mit dem wenigen zur Verfügung stehenden Spielmaterial unter einen Hut gebracht werden? Gelöst wurde dieser Widerspruch durch eine pfiffige Idee. So können die einzelnen Karten sowohl als Geld (Kartenrückseite) als auch als Einheiten- bzw. Aktionskarten (Kartenvorderseite) verwendet werden. Zusätzlich sind auf jeder Spielkarte gleich die Aufwertung und eventuelle Sonderfähigkeiten vermerkt. So zimmert ein Bauer z.B. eine Farm oder ein Gasthaus zusammen, Knappen hingegen werden zu Rittern, Bogenschützen oder Katapultbedienungen ausgebildet.
Jeder Spieler startet mit fünf zufälligen Handkarten in das Spiel und kann immer genau eine der folgenden Aktionen ausführen: Geld eintreiben, Handkarten ziehen, eine Karte vom Markt nehmen, Bauern oder Knappen anwerben, ausliegende Einheiten upgraden, Militäreinheiten auf die Stadtmauer oder in die Armee des Königs bewegen, gegnerische Einheiten oder Gebäude angreifen oder Ereigniskarten ausspielen. Der eigene Spielbereich ist in drei Zonen gegliedert: die Stadt, die Stadtmauer und das Lager der Armee des Königs. Bauern und Knappen werden in der Stadt rekrutiert. Nur hier können Sie zu Gebäuden oder höherwertigen Einheiten aufgewertet werden, indem die auf der jeweiligen Karte vermerkten Kosten vom Spieler bezahlt werden. Aufgewertete zivile Einheiten geben gewisse Boni, militärische Einheiten stellen ein Bedrohungspotential dar. Diese können zwar von der Stadt auf die Mauer und dann weiter in des Königs Lager gezogen werden, um Punkte zu generieren, aber damit ist auch die Bedrohung des Gegners und der Schutz der Stadt gleichermaßen dahin.
Brawling Barons hat viele Facetten, viele kleine Stellrädchen und Zusammenhänge, die man erst nach und nach kennenlernt, ebenso wie die Karten und die verschiedenen Symbole. Hat man die grundlegenden Regeln jedoch verinnerlicht, gehen die einzelnen Spielzüge schnell von der Hand. Dabei stehen die Spieler ständig vor dem Dilemma das Optimum aus der Situation machen zu müssen. Wie klug ist es, viele Gebäude zu erreichten, oder sollte man vielleicht doch das Militär stärken und auf die verlockenden Siegpunkte schielen? Der Kartenstapel nimmt zudem immer dann bedrohlich rasch ab, wenn die Spieler Geld horten, um die nächsten größeren Ausgaben realisieren zu können. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass durch die Karten auch eine gehörige Menge Glück im Spiel ist und die Spieler nicht immer rechtzeitig alles Notwendige in die Hand bekommen, um eine vielleicht spielentscheidende Aktion kontern zu können.