Wie von Geisterhand

Eigentlich ist schon längst Nachtruhe, aber ein paar Hartnäckige wollen sich nicht geschlagen geben. Da sitzen sie also im Kreis am Boden, Mädchen und Jungs in einem Raum (obwohl das der Lehrer strengstens verboten hat!). Nur eine Taschenlampe spendet Licht, darf doch keiner das nächtliche Treiben bemerken... Es wird gespielt: Das, was schon seit Jahrzenten dem (vor)pubertären Volk die Klassenfahrten verschönert, das, was wie nichts anderes die Akne-geknechteten Jünglinge entzückt...

Kindheitserinnerungen

Wer beim oben beschriebenen Szenario nicht an Flaschendrehen und/oder Pflicht, Wahl oder Wahrheit denken musste, hatte entweder eine ziemlich triste Kindheit oder doofe Lehrer. Beim vorliegenden Spiel handelt es sich im Wesentlichen um eine Systematisierung des zweiten der beiden Klassiker.

Die Hand wird also zu Beginn des Zuges aktiviert, dreht sich dann ein paar Sekunden im Kreis und streckt schließlich den Zeigefinger unbarmherzig einem der Mitspieler entgegen. Das heißt, wenn dort einer sitzt. Wenn der Kreis um die Hand nicht geschlossen ist, zeigt sie natürlich durchaus auch einmal ins Leere. Aber zurück zum Thema: Der somit erwählte aktive Spieler wird nun von seinem linken Nachbarn vor die Wahl gestellt: Pflicht oder Wahrheit? Während bei Ersterem peinliche Gegebenheiten aufgedeckt werden (sollen), sind bei Zweiterem allerhand Aufgaben zu erfüllen. Was genau zu tun ist, steht auf den Spielkarten. Sollte der aktive Spieler an seiner Aufgabe scheitern, findet sich hier auch noch eine Strafe, die es dann zu absolvieren gilt. Meistert er aber die Aufgabe (vor allem bei Wahrheit sehr schwierig: Frage beantworten... huiuiui!), erhält er die Karte als Belohnung. Wenn jemand sich weigert, eine Aufgabe zu erfüllen oder dabei versagt, wird die Strafe herangezogen. Fällt der Spieler auch hier durch, muss er eine seiner erbeuteten Karten wieder abgeben. Wer als erster sechs Karten gesammelt hat, gewinnt.

Zusätzlich wurde das alte Spielprinzip um die Option des "Doppelten Risikos" bereichert. Dies ist ein Joker, den jeder Spieler einmalig einsetzen darf und mit dem man die an einen gerichtete Aufgabe nicht erfüllen muss, sondern sie an einen beliebigen Mitspieler weiterreicht. Sollte der sie dann erfüllen, darf er gleich zwei Karten nehmen!

Die Hand

Man kann über das Spiel sagen, was man will, aber die Geisterhand ist ein cooles Gadget. In der Größe durchaus mit der eines erwachsenen Mannes vergleichbar und in fiesem Grün gehalten, ist sie ein Hit für Kinder und Kind-Gebliebene. Schade nur, dass man die Batterien hierfür selber besorgen und natürlich auch bezahlen muss (drei AA-Batterien sind vonnöten). Trotzdem, für dieses Tool gibt's definitiv zwei Geisterdaumen.

Spieletester

10.01.2013

Fazit

Leider ist die Hand auch das Highlight (High-Five?) des Spiels. Prinzipiell hängt sich das ganze Spielsystem irgendwie schon mal daran auf, dass es bei "Wahrheit" keine Aufgabe zu erledigen gibt – man antwortet einfach und die Karte ist einem sicher. Dann kommt hinzu, dass relativ wenig Karten beigegeben sind, die man dann doch recht schnell durch hat. Ansonsten wurde hier einfach einem Klassiker, der das nicht nötig hätte, ein neues Gesicht aufgedrückt und das Ganze dann als tolles Spiel verkauft. Auch die wahnsinnig innovative Idee des "Doppelten Risikos" kann da (seltsamerweise) nicht drüber hinwegtäuschen. Kleine Kinder haben mit dem Spiel sicher eine Zeit lang Freude, auch das ist aber größtenteils der Hand geschuldet. Also, als Schrott kann man Wie von Geisterhand sicher nicht bezeichnen (wie auch, bei der Vorlage), aber der große Wurf ist's auch nicht. Ich persönlich rate dazu, bei dem altbewährten Modus ohne Hand zu bleiben, letztere für Halloween oder so zu behalten und dem Spiel den Golden-Handshake zu geben.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 99
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 23,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Megableu
Genre: Party
Zubehör:

1 elektronische Geisterhand, 1 Spielregeln, 100 Karten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7203 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2308 Berichte.