Article 27

Artikel 27 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (oft auch Weltsicherheitsrat genannt) besagt, dass die ständigen Mitglieder ein Vetorecht bei der Beschlussfindung haben. Auf diesem Prinzip basiert das Spiel Article 27: Jeder Spieler möchte möglichst seine Interessen vertreten wissen - wer sich selbst aber zu sehr in den Mittelpunkt rückt, läuft Gefahr, mit seinem Vorschlag in der Abstimmung kläglich zu scheitern. Wer am Ende den meisten Einfluss sein Eigen nennt gewinnt das Spiel.

Im Vergleich zur Wirklichkeit, in der fünf Länder ständige Mitglieder sind (China, USA, Frankreich, Russland und Großbritannien), kann man im Spiel auch Deutschland wählen. Das macht für das Spiel aber keinen Unterschied, jede Nation hat dieselben Siegchancen. Dafür sorgt alleine schon der Umstand, dass so viele Runden gespielt werden wie Spieler teilnehmen, wodurch jeder einmal den Vorsitz innehat (Ausnahme: zu dritt werden sechs Runden gespielt, jeder darf zweimal den Vorsitz haben).

Das Spiel wird vorbereitet indem jeder Spieler ein geheimes Ziel zugeteilt bekommt. Dieses gibt vor wonach die Nationen streben: Diplomatie, Frieden, Innovation,... Dieselben Kategorien gibt es auf den farbigen Themenscheiben, in jeder der fünf Farben gibt es jede Zielsetzung genau einmal. Doch welche stehen in dieser Runde zur Verhandlung? Das zeigt sich wenn von jeder Farbe genau eine Scheibe aufgedeckt wurde. Lasset die Verhandlungen beginnen!

Die fünf aufgedeckten Scheiben sind die sogenannten Themen. Jede Nation möchte natürlich für sie vorteilhafte Themen durchsetzen, wobei nicht nur das anfangs geheim zugeteilte Ziel Einfluss auf die Überlegungen hat: Vor jeder Runde bekommt man nämlich fünf zufällig gezogene Farbplättchen (das heißt man kann von einer Farbe durchaus mehrere Plättchen haben) die man auf die fünf Felder hinter seinen Sichtschirm legt. Die Plättchen liefern je nach Ablageort Plus- oder Minuspunkte wenn das Thema der entsprechenden Farbe es in die Abstimmung schafft und der Vorschlag angenommen wird.

Grundsätzlich obliegt es dem Vorsitzenden zu bestimmen, welche Themen zur Abstimmung kommen und welche nicht. Aber solange die Sanduhr läuft, das sind etwa fünf Minuten, darf verhandelt werden was das Zeug hält. Das heißt: Man bietet dem Vorsitzenden Einflusschips an um ihn umzustimmen. Im Prinzip ist jedes Gebot erlaubt: Man darf etwas bieten um ein Thema in die Abstimmung rutschen zu lassen oder um eines aus der Abstimmung zu kicken... Aber auch mit seinen Mitspielern kann man handeln, indem man zum Beispiel etwas Einfluss anbietet um Spielpartner zu einer Zustimmung bzw. zu einem Veto in der Abstimmung zu bewegen. Die Abstimmung findet spätestens nach Ablauf der Sanduhr statt, es steht dem Vorsitzenden jedoch frei die Sitzung früher zu schließen und sofort abzustimmen.

Nun wird es spannend: Wie haben sich die Nationen in der geheimen Wahl entschieden? Haben alle mit "Ja" gestimmt, ist der Vorschlag natürlich angenommen. Selbiges gilt wenn mehr als die Hälfte der Spieler mit "Ja" gestimmt hat und die restlichen Stimmen Enthaltungen waren. Überwiegen jedoch die Enthaltungen oder ist gar ein Veto dabei, gilt die Abstimmung - unabhängig von der Zahl der "Ja"-Stimmen - als gescheitert.

Nach der Abstimmung gibt es eine Wertung; aber nur wenn der Ausgang positiv war. Man bekommt die vorhin bereits angesprochenen Plus- oder Minuspunkte für alle im Vorschlag abgesegneten Themen/Farben. Diese Themen werden auf der Agenda zudem offen in ihre Reihe gelegt. Nicht in der Abstimmung vertretene Themen werden verdeckt abgelegt, ebenso werden im Fall einer gescheiterten Wahl alle Scheiben verdeckt abgelegt. Dieses Vorgehen ist für die Schlusswertung wichtig.
Unabhängig vom Wahlergebnis streifen die Spieler die gebotenen Einflusspunkte ein, wenn sie sich an die Abmachung gehalten haben. Wer Einfluss geboten hat aber nicht erhört wurde bekommt seine Chips zurück.

Sind alle Runden gespielt, kommt es zur Schlusswertung: Hier gibt es Punkte für mein geheimes Ziel, und zwar 1/3/6/10/15 Einflusspunkte für 1/2/3/4/5 passende Symbole die es durch die Abstimmung geschafft haben. Wer den meisten Einfluss vorweisen kann hat gewonnen!

Spieletester

10.12.2012

Fazit

Article 27 ist ein reinrassiges Verhandlungsspiel. Natürlich schadet etwas Glück nicht, denn wenn die Farbplättchen hinter dem Sichtschirm zu den ausliegenden Themen bzw. den damit verknüpften Zielen passen, habe ich es etwas leichter. Aber im Endeffekt kommt es auf gute Verhandlungen an; wobei etwas Kreativität nie schadet: "Ich biete fünf Einflusspunkte wenn du das gelbe Thema in die Abstimmung aufnimmst" oder "Zwei Einflusspunkte dafür, dass schwarz nicht in die Abstimmung kommt" sind an der Tagesordnung. Erfahrene Spieler greifen dann schon zu Mitteln wie "Es wäre mir drei Punkte wert, wenn von den beiden Glühbirnen nur eine in den Wahlvorschlag eingeht". Und ganz ausgefuchste Spieler bieten überhaupt einen Deal an wie z.B.: "Sieben Einflusspunkte wenn du rot noch dazu nimmst und ohne weitere Veränderung abstimmen lässt". Kann ein Spieler mit dem Ergebnis überhaupt nicht leben hat er die Möglichkeit in der Abstimmung das Veto zu benutzen, womit der komplette Vorschlag abgelehnt wird. Erfahrene Vorsitzende werden alles tun um dieses (meist Horror-) Szenario zu verhindern - verlieren sie doch den Anspruch auf den Bonus in Höhe von fünf Einflusspunkten, den sie im Falle eines positiven Ausgangs bekommen würden. Aber auch der Veto-Rufer überlegt es sich zwei Mal, macht man sich doch damit bei den Mitspielern unbeliebt - was sich im Verlust von fünf Einflusspunkten äußert. All das macht auch Kommunikationsmuffeln unheimlich Spaß, was durch die gute Ausstattung noch unterstützt wird (z.B. ein Holzhammer wie man ihn von Richtern kennt, als Kennzeichen für den, der aktuell den Vorsitz hat). Einzig die gelben Themenscheiben bzw. deren Aufkleber machen immer wieder Probleme bei der Erkennbarkeit. Von mir bekommt Article 27 eine unbedingte Kaufempfehlung! Dieses Spiel ist nur mit englischsprachiger Anleitung erhältlich. Für das Spiel selbst sind jedoch keine Englischkenntnisse erforderlich.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 42,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Autor: Dan Baden
Genre: Kommunikation
Zubehör:

1 Spielbrett, 6 Spielerablagen mit Sichtschirm, 108 Einflussmarker, 36 Nationenmarker, 6 Zielplättchen, 30 Farbplättchen, 30 Themenscheiben mit Aufklebern, 12 Abstimmungsplättchen, 1 Hammer, 1 Sanduhr, 1 Stoffbeutel, 1 Anleitung

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