Thunderbolt Apache Leader

Der in Kalifornien beheimatete Verlag DVG Dan Verssen Games hat vor allem Wargames, also Kriegsspiele, unterschiedlichster Coleur in seinem Portfolio. So reicht die Spanne der Darstellung militärischer Konflikte von Alexander dem Großen bis hin zu fiktiven Kampfeinsätzen im Jahr 2014. Dabei werden die Spiele vom Verlag vielfach Serien zugeordnet. So gibt es die Field Commander-Serie zu berühmten Feldherren der Militärgeschichte, die Down in Flames-Serie als taktisches Luftkampf-Kartenspiel oder die Leader-Serie, die vor allem bestimmte Flugzeugtypen und damit verbundene Kampftaktiken in den Mittelpunkt rückt.

Das vorliegende Thunderbolt Apache Leader als Solo-Cosim-Spiel (Konfliktsimulation) befördert die Spieler wahlweise in die Pilotencockpits von Erdkampfflugzeugen wie z.B. der A10 Thunderbolt oder hinter die Steuerknüppel von Kampfhubschraubern wie z.B. den des Apache. Einsatzgebiet dieser Flugzeuge bzw. Hubschrauber ist die direkte taktische Luftnahunterstützung der eigenen Bodenstreitkräfte, ihr eigentliches Einsatzziel vor allem die Zerstörung gegnerischer, gepanzerter Fahrzeuge. Nachfolgend aufgeführte und historisch korrekte Flugzeuge, Drohnen oder Kampfhubschrauber sind im Spiel vertreten: A-10A Thunderbolt II, A-10C Thunderbolt II, AH-64A Apache, AH-64D Apache Longbow, AV-8B Harrier II, AH-1 Cobra, RQ-1 Predator UAV, MQ-1 Predator UAV und die AC-130 Spectre. Dem Spiel liegen sowohl historische Einsätze als auch fiktive Kampagnen bei, welche der Spieler versuchen kann zu meistern. Die verfügbaren Kampagnen finden im Irak 1991, in Pakistan 2013, in Libyen 1984, im Iran 2014, bei der fiktiven Verteidigung von Taiwan 2008, in Nordkorea 2011, bei der fiktiven Verteidigung von Israel 2001 und im Nordatlantik 1986 während des Gott sei Dank fiktiven 3. Weltkrieges statt. Jede dieser Kampagnen besteht aus zwei bis sechs Szenarios bzw. Tageseinsätzen.

Der Spieler übernimmt in Thunderbolt-Apache Leader das Kommando über die Flugzeuge und Piloten eines Geschwaders der Luftnahunterstützung (Close Air Support). Nachdem eine der beiliegenden Kampagnen ausgewählt wurde, beginnt auch schon die Einsatzplanung für die einzelnen Missionen bzw. Tage, welche einen Großteil des Spiels ausmacht. Auf der Kampagnen-Karte stehen u.a. die Nummern der Hexfeld-Teile, aus denen die Sektorenkarte zufällig entsteht. Die Währung im Spiel sind die sogenannten SO-Points (Special Option), deren Anzahl zu Beginn durch die Situationskarte vorgegeben wird. Dort finden sich u.a. auch zusätzliche Angaben zur Dauer der Kampagne, zu besonderen taktischen Erfordernissen oder der Anzahl an SO-Points, die man täglich erhält. Mittels dieser SO-Points müssen die zum Einsatz kommenden Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und deren Bewaffnung bezahlt werden. Auch für die Piloten und deren Erfahrungsstufen werden die SO-Points benötigt. Dabei wird der Spieler ständig vor die schwierige Aufgabe gestellt, seine Strategie möglichst schlüssig durch die Hinzunahme von Einheiten, Waffen oder Unterstützungen zu untermauern. Eine zufällig gezogene Gegnerkarte spezifiziert dabei das Einsatzziel sowie Art und Anzahl der gegnerischen Einheiten. Diese werden zufällig mittels Würfelwurf auf der Sektorkarte platziert. Die Sektorenkarte zeigt nicht einfach nur plattes Land, sondern auch größere Erhebungen und bietet somit ein zusätzliches Feld für taktische Erwägungen, denn durch die Sichtlinienregel können sich sowohl Angreifer als auch Verteidiger gut voreinander verstecken.

Leider liegt dem Spiel nur eine Regel in englischer Sprache bei. Diese ist zwar sehr strukturiert geschrieben, wimmelt aber bedingt durch den speziellen Spielhintergrund nur so von Fachtermini. Der Komplexitätslevel ist vom Verlag zwar als niedrig bis moderat angegeben und das Spiel wird auch als Solitärspiel für Einsteiger beworben, aber ohne entsprechendes Hintergrundwissen sollte man schon einige Zeit einplanen, bis man sich die erste Mission im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet hat. Es gibt unzählige Stellschrauben, an denen man drehen kann, bis hin zum nicht wirklich beeinflussbaren Glücksanteil. Oder sollte man hier besser von Schicksal sprechen? Der Verlag DVG Dan Verssen Games ist bekannt für den hohen Realitätsgrad in seinen Simulationen und auch im Cosim-Spiel Thunderbolt Apache Leader ist das nicht anders. So besitzen z.B. alle Piloten einen Stresslevel, der Einfluss auf ihr Verhalten hat oder während des Einsatzes tauchen unvermutet zusätzliche generische Einheiten auf. Kurzum: Thunderbolt Apache Leader ist ein wahrer Tummelplatz für Taktiker und wird diese für viele, viele unterschiedliche Missionen an den Spieletisch fesseln. Aus diesem Blickwinkel heraus ist dieses Spiel nur zu empfehlen. Auch die Materialqualität und Fülle ist nur zu loben, wobei es hier leider kleinere Abstriche gibt. So sind z.B. die Grafiken der Piloten identisch und tragen damit wenig zu einer größeren Identifizierung mit "seinen Jungs" bei. Trotzdem erhält das Spiel durch die vorgenannten Punkte einen sehr hohen Wiederspielreiz.

Obwohl ich auch ein Liebhaber von Konfliktsimulationen bin, darf man auch nicht vergessen, dass in diesem Spiel simuliert wird, wie man sich in typisch amerikanischer Art und Weise mit überlegener Waffentechnik und den entsprechenden Angriffstaktiken auf Schauplätzen austobt, welche die USA, gerechtfertigt oder nicht, auf die Liste des Bösen gesetzt haben. Jetzt ließe sich natürlich trefflich darüber streiten, warum Menschen bei der Simulation aktueller militärischer Auseinandersetzungen stärkere Bauchschmerzen haben, als z.B. damit, gegen oder mit Napoleon ins Feld zu ziehen. Aber darüber soll und muss sich jeder Spieler selbst seine eigenen Gedanken machen und ich kann auch alle Spieler sehr gut verstehen, die mit solcher Art von Spielen aus vorgenannten Gründen nichts anfangen können. Als militär-taktisches Solo-Cosim kann man Thunderbolt Apache Leader trotzdem jedem interessierten Spieler nur wärmstens empfehlen. Den entsprechenden Spielhintergrund muss man dabei allerdings akzeptieren.

Spieletester

01.06.2013

Fazit

Thunderbolt Apache Leader ist ein wahrer Tummelplatz für Taktiker und wird diese für viele, viele unterschiedliche Missionen an den Spieletisch fesseln. Aus diesem Blickwinkel heraus ist dieses Spiel nur zu empfehlen. Auch die Materialqualität und Fülle ist nur zu loben, wobei es hier leider kleinere Abstriche gibt. So sind z.B. die Grafiken der Piloten identisch und tragen damit wenig zu einer größeren Identifizierung mit "seinen Jungs" bei. Trotzdem erhält das Spiel durch die vorgenannten Punkte einen sehr hohen Wiederspielreiz.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 80,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Autor: Dan Verssen
Genre: Taktik
Zubehör:

Spielregel (englisch), Spielbrett, Spielberichtsbogen, Spielerhilfe, 10-seitiger Würfel, 168 Karten, 352 Marker, 18 Geländeteile (Hexfeld)

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