Dieses Spiel ist nur auf Englisch erhältlich.
Versetzen wir uns zurück in die Zeit, in der Telefone noch mit Kabeln von 3 Metern Länge in der Wand festgenagelt waren, man mit Heim-PCs noch problemlos größenwahnsinnige Nachbarn erschlagen konnte, in den Röhren der Fernseher noch Raketenstarts getestet werden konnten und das Wort für Feuer noch „GA!!!“ war. Damit befinden wir uns im Jahre Zurück in die Zukunft, DEN Filmen unserer Jugend. Bis heute kann kein Fan, der etwas auf sich hält, diesen Filmen selbst die schlimmsten Plotholes wirklich übel nehmen. (Marty und Doc Brown können also nicht ins Jahr 2015 zurückkehren, in das Biff trotz veränderter Zeitlinie sehr wohl zurückkehren kann? Mama McFly kommt es nicht zentralspanisch vor, dass Ihr Sohn aussieht wie ihre Jugendliebe? Keiner vom Abschlussball erinnert sich bei Chuck Berrys Hitparadenstürmer daran, dass man das Lied schon mal gehört hat? Wildwest-Doc Brown hat keine Erinnerung mehr daran, dass sein jüngeres Ich Marty losschickt, um sich selbst zu retten?
Aber die wichtigste Frage bleibt: WEN KÜMMERT’S???)
Und wenn Ihr Euch mal so richtig alt fühlen wollt, dann überlegt Euch einmal folgendes:
Würde Teil 1 heute herauskommen, Marty McFly würde ins Jahr 1982 reisen!!!
Sprung ins Jahr 2010: Ein US-Kleinverlag wirft Back to the Future – The Card Game auf den Markt. Bereits traditionell lässt so etwas vermuten, dass dem geneigten Fan eine wohlkonstruierte, mittelschwere Katastrophe erwartet. Allerdings haben Spiele wie Battlestar Galactica - Das Brettspiel, Der Pate oder Star Trek: Expeditions inzwischen bewiesen, dass auch Lizenzspiele gelingen können, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass ein solches Spiel einen prinzipiellen Blick wert ist: Das Franchise ist bekannt, beliebt, im Moment aber nicht aktuell.
Damit zu Back to the Future – The Card Game:
Die Filmtrilogie kann angesichts der Tatsache, dass Teil 1 inzwischen stolze 27 Jahre auf dem Buckel hat (HILFE!!!), beim besten Willen nicht mehr „aktuell“ genannt werden. Zudem ist das Spiel von dem sympathischen Kleinverlag Looney Labs auf den Markt gebracht worden und stammt somit selbstredend von „Mr. Fluxx“ Andrew Looney höchstselbst, der im Bereich der Autoren von sinnfreien Funspielen einen Spitzenplatz hält.
Und wenn das Spiel dann außerdem noch eine Variante meiner heißgeliebten Chrononauts ist, dann setze ich zur Spielaneignung schon einige Hebel in Bewegung…
Gut, nach einigen Hindernissen (Looney Labs darf das Spiel nur innerhalb der USA sowie nach Kanada, Großbritannien und Irland versenden – Danke, Universal Pictures!!!) halte ich das Kleinod jetzt doch in Händen, und ob es die hohen Erwartungen, die der Name Chrononauts weckt, halten kann, das werdet Ihr jetzt erfahren.
Die Back to the Future-Musik (*schnüff*) müsst Ihr euch halt denken. (…oder im Hintergrund von YouTube abspielen lassen…)
Das Spiel:
Wie schon in Chrononauts wird auch hier eine Timeline ausgelegt. Diese reicht von 1885 („Hill Valley sucht einen Hufschmied“) bis 2015 („Darlene McFly wird verhaftet“) und ist auch hier in Linchpins und Ripplepoints unterteilt:
Linchpins:
Diese Ereignisse beeinflussen die Spieler direkt (=Karte umdrehen). So wird z.B. „Emmet Brown von libyschen Terroristen erschossen“ zu „Attentat auf Doc Brown verhindert“.
Ripplepoints:
Wird ein Linchpin von den Spielern verändert, hat das Auswirkungen auf die Rippelpoints. So verändert obriger Linchpin etwa „1885 - Hill Valley sucht einen Hufschmied“ zu „Doc Brown wird Hufschmied in Hill Valley.“
Und damit haben wir bereits die erste große Differenz zu Chrononauts: Umgedrehte Ripplepoints werden nicht zu Zeitparadoxa, die erst gepatcht werden müssen, sondern sofort zum neuen Ereignis.
Der Spieler der an der Reihe ist, zieht eine Handkarte und kann entweder eine Karte spielen oder eine weitere Karte ziehen. (Für alle Chrononauten: Nein, die Siegbedingung „10 Handkarten“ gibt es nicht mehr.)
Es gibt folgende Karten:
Action / Power Action: Selbsterklärender Kartentext
Item: Vor sich ablegen – Manche Items haben Fähigkeiten, andere helfen bei ->Double Back-Karten. (An alle Chrononauten: Es gibt keinen Item- bzw. Artefact-Sieg.)
Double Back: Der Spieler darf einen angegebenen Linchpin und mit Einsatz eines bestimmten Items einen beliebigen weiteren Linchpin drehen.
Time Machine: Der Spieler kann einen beliebigen Linchpin drehen, muss dafür manchmal aber Karten abgeben, Items besitzen, kann aber durch das Ausspielen einer Time Machine auch Boni erhalten.
Im Gegensatz zu den Chrononauts hat Back to the Future nur eine Siegbedingung:
Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler eine ID-Card, die einen „fiktiven“ Charakter des Back to the Future-Universums zeigt (wie etwa „Marty McFly III“ oder „Buffy Tannen“). Diese ID nennt einen Ripplepoint, der beibehalten werden muss, sowie zwei Ripplepoints, die verändert werden müssen, um seine Siegbedingung zu erfüllen. Doch ist diese Konstellation erreicht hat der Spieler noch nicht gewonnen. Jetzt gilt es erst, die Zeitlinie zu stabilisieren, und das geschieht, indem man verhindert, dass Doc Brown die Zeitreisen überhaupt erst erfindet.
Dazu muss der entsprechende Linchpin „Doc Brown erfindet den Flux-Kompensator“ gedreht werden. Nicht ganz so leicht, wie es klingt, denn wer diesen Linchpin drehen will, der muss eine von 5 Karten ziehen. 4 davon bewirken, dass das Spiel weitergeht. Sie wird natürlich aus dem Spiel genommen, das heißt, die Chance, die „Spiel ist zu Ende“-Karte zu ziehen, wird mit jedem mal größer.