Gelangweilt sitzt der ortsansässige Film Noir-Detektiv in seinem Büro und wartet darauf, Gelegenheit dazu zu bekommen, ausführlich und ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass er nicht dazu da ist, um für andere den eigenen Hals zu riskieren. Schon trudelt eine mysteriöse Schönheit (blond) ein, die sich bedroht fühlt (akut) von irgendeinem Jemand (böse). Sehr schnell wird klar, dass hinter den Fallstricken dieses vermeintlichen Beschützerjobs eine wesentlich größere Nummer steckt. Aber wem und was genau ist unser Bogart-Lookalike jetzt auf der Spur…?

So oder ähnlich muss man sich die Vorgeschichte(-n) von P.I. vorstellen. Exakt geht es darum, dass jeder Spieler drei Fälle aufklären muss, und je nachdem, wie erfolgreich man damit ist, hagelt es Sieg- oder Minuspunkte.

Das Spiel:

Jeder Spieler ist in einen Fall verwickelt, der über drei Aspekte verfügt, die es zu ermitteln gilt: Verdächtiger, Tatort und Verbrechen. Die zu ermittelnden Fakten hält stets der rechte Nachbar in Form von drei Karten in der Hand, während man selbst den Fall in der Hand hält, den der Spieler links zu knacken hat.
Der Spielplan besteht aus 14 möglichen Tatorten, auf jedem Tatort liegen außerdem ein Verbrechen und ein Verdächtiger aus.


Während seines Zuges hat ein Spieler zwei Möglichkeiten:

1. Der Detektivmarker:
Der Spieler setzt einen seiner fünf Detektivmarker auf einen Tatort. Der Spieler rechts sagt ihm nun, ob und wie viele übereinstimmende Aspekte auf dem Feld selbst sowie auf den umliegenden Feldern liegen. Gibt es nichts zu finden, bedeutet das, der Spieler kann einen beträchtlichen Teil des Planes aus seinen Ermittlungen streichen.

2. Die Karten:
Neben dem Plan liegen stets 9 Hinweiskarten mit Verdächtigen, Tatorten und Verbrechen aus. Der Spieler kann eine Karte davon auswählen und wird danach informiert, ob diese Karte mit seinem gesuchten Aspekt übereinstimmt. Ist dem nicht so, erfährt man, ob eines der Aspekte dieser Art auf einem benachbarten Feld (also z.B. ein benachbarter Verdächtiger) gesucht wird.


Wenn ein Spieler glaubt, seinen Fall geknackt zu haben, kann er auflösen:

-> Ist die Lösung falsch, kassiert der Spieler zwei Minuspunkte, er kann aber noch weiterermitteln.

-> Der erste Spieler, der erfolgreich auflöst, erhält 7 Punkte, ebenso wie jeder andere, der es in derselben Runde schafft. Ab der nächsten Runde gibt es 5, 3 oder 1 Punkt, und zwar so lange, bis entweder alle Fälle gelöst sind oder nur noch ein Spieler übrig ist, der seinen Fall noch nicht erfolgreich abschließen konnte. Danach erhält jeder Spieler gleichzeitig den nächsten Fall.

Der Spieler, der nach 3 Fällen die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Spieletester

29.12.2012

Fazit

Es ist beobachtbar: Wenn man über ein gelungenes Detektivspiel stolpert, stellt es sich eigentlich so gut wie immer als aufgemotztes Cluedo heraus. Nunja, die klassische Suche nach dem Mörder von Graf Eutin ist ja nicht das schlechteste Vorbild. Ich glaube, ich hab an anderer Stelle schon einmal ausgeführt: Dass manche Ideen immer wieder kommen hat den relativ unromantischen Grund, dass sie einfach funktionieren.

Und ja, mehr als ein gepushtes Cluedo ist auch P.I. nicht: Es gibt drei Parameter, die es zu erfragen gilt, die man zu Beginn des Falles gerne durch Ausschlussverfahren ermittelt und die man eben schneller finden muss als seine Gegner. Dennoch mag ich P.I. einen Tick lieber als sein Vorbild. Das liegt jetzt nicht am Film Noir-Hintergrund, denn der kommt im Spiel selbst eigentlich nur in den Illustrationen durch. Es gibt kaum wirklich einschlägige „Handlungsaspekte“ (So gibt es zum Beispiel auch keine Leichen in versenkten Autos, für die es keinen Mörder gibt. Gell, Tote schlafen fest…).
Nein, P.I. hat einfach den Pluspunkt, dass ich wesentlich freier ermitteln kann und nicht vom Standort meiner Figur auf einem Spielplan abhängig bin.

Das soll Cluedo (das inzwischen viele Hobbydetektive ohnehin schon ohne Plan spielen… also ohne SPIELplan… obwohl: ohne Plan manchmal auch…) nicht herabwürdigen. Der Mord im Herrenhaus hing einfach in den Konventionen seiner Zeit, so sahen die Spiele anno 19JahreSchnee eben einfach aus. Und seien wir ehrlich: Nachher Herumbessern ist immer einfacher, als einen Grundstein legen.

Die Anleitung ist in Deutsch und Englisch gehalten, im Spiel selbst kommt kein relevanter Text vor. Einzig die Bezeichnungen der Verbrechen sind englisch, aber im schlimmsten Fall hilft das nächstgelegene Wörterbuch sicher gerne aus.

Wer Detektivspiele mag, ist hier jedenfalls definitiv richtig. Dass die Optik uns erwarten lässt, dass jeden Moment Humphrey Bogart aus dem Spielplan steigt, ist natürlich kein Nachteil, auch wenn das Spiel selbst eher wenig Film Noir bietet. Aber, hey, ein möglicher Tatort ist „Rick’s Café“, und ich könnte schwören, den Barkeeper auf dem Feld schon einmal gesehen zu haben…
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Treefrog Games
Grafiker: Steve Noon
Genre: Deduktion
Zubehör:

1 Spielplan
44 Marker
53 Holzwürfel
18 Holzscheiben
72 Karten
1 Spielanleitung

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