Alcatraz: The Scapegoat

Alcatraz galt als das sicherste Gefängnis der Welt... zumindest einige Zeit lang, denn die marode Bausubstanz und latente Konstruktionsfehler ließen vom einstigen Glanz des Hochsicherherheitsgefängnisses nur einen Mythos zurück.

Ausbruchsichere Luftveränderung

Gerade deshalb aber sind die Wachen stets auf der Hut und sehen es gar nicht gern, wenn man einen Ausbruchversuch startet. Genau das ist allerdings das Ziel der Spieler bei ‘Alcatraz: The Scapegoat’, einem kooperativen Ausbruchs-Brettspiel. Allerdings bedarf es dazu des richtigen Ausbruchswerkzeugs, welches die Spieler nur als Belohnung für erfüllte Aufgaben erhalten. Derartige Aufgaben haben in der Regel die Auf- und Mitnahme mehrerer Gegenstände (wie Kleidung, Waffen, Drogen, etc.) aus und in einen bestimmten der Räume des bei jedem Spiel neu zusammengestellten Gefängnisspielplanes zur Folge, sodass die Spieler ständig zusammenarbeiten müssen, um schnellstmöglich alle für einen Ausbruch benötigten Ausbruchswerkzeuge zur Verfügung haben.

Das wachsame Auge des Gesetzes

Mit jeder weiteren Runde wird dem Gefängnis eine neue, zufällig platzierte Wache hinzugefügt, die den Spielern das Leben schwerer macht; denn je mehr Wachen auf einem Gefängnisfeld stehen, desto weniger Handlungsmöglichkeiten bieten sich in diesem Raum, sodass es entweder der Sonderaktion spezieller Räume oder aber des Einsatzes von Aktionspunkten bedarf, um Wachen von einem zur Erfüllung einer Aufgabe notwendigen Raum fortzulocken.
Allzuviel Zeit besitzen die Spieler dafür aber nicht, denn unaufhörlich schwingt das Damoklesschwert in Form der maximal einsetzbaren Zahl an Wachmännern über ihnen: Sind nämlich alle Wachmänner eingesetzt, so endet das Spiel automatisch mit der Niederlage aller Spieler!

Einer für alle und alle gegen Einen

Was also tun, um der mächtigen Staatsgewalt zu entrinnen? Ganz einfach, einer muss zurückbleiben und sich für die Gruppe opfern; und weil das sicherlich keiner freiwillig machen wird (da ein Gefängnisausbruch halt doch keine Heldentat ist, die man auf einem heroischen Nachrufs-Lebenslauf geltend machen könnte), bestimmen alle Spieler zu anfangs jeder Runde diesen sogenannten ‘Sündenbock’ in offener Wahl selbst. Dieser bleibt sodann bis zum Ende der Runde, also dem Ende der Spielzüge aller Spieler, Sündenbock und wird als solcher vom Erhalt von Belohnungen für Aufgaben, die im Laufe der Runde abgeschlossen werden, ausgeschlossen. Um das zu verhindern, erhält er zusätzliche Aktionspunkte, mit denen er beispielsweise vor Erledigung einer Aufgabe einem Spieler die zur Erfüllung nötigen Gegenstände stehlen kann; zudem kann er die äußerst effektiven Erpresserkarten nutzen, die nur für ihn nutzbar sind.

Bye Bye Love

Allerdings verliert auch der Sündenbock, wenn alle Gefängniswachen eingesetzt sind, weshalb jeder Spieler darauf achten sollte, von den anderen Mitspielern möglichst verschiedenartige Ausbruchswerkzeuge erlangt zu haben. Denn wenn alle fünf benötigten Ausbruchswerkzeuge insgesamt unter allen Mitspielern zur Verfügung stehen, wird das Spiel automatisch beendet und all jenen Spielern gelingt die Flucht, die zumindest ein für die Flucht unverzichtbares Werkzeug ihr Eigen nennen dürfen. Das gilt gerade auch für den Sündenbock, sodass man als solcher sowohl gegen als auch mit den anderen Spielern um den siegreichen Ausbruch kämpft.

Spieletester

16.08.2012

Fazit

Alcatraz ist ein interessantes Spiel, das mit einem für Kooperationsspiele wirklich neuartigen ‘Verräter’-Mechanismus arbeitet. Jede Runde ändern sich nämlich die Loyalitätsverhältnisse, sodass jede Partie sich als überaus sprunghaft darstellt. Dabei gefällt vor allem der hohe Kommunikationsanteil, dem man nicht nur während der Abstimmungsphasen ausgesetzt ist und der sich nicht nur auf das Zusammenspiel der Ausbrecher bezieht, sondern immer auch die Wahl des nächsten Sündenbocks im Hinterkopf behält. Einzig und allein sollte klar sein, dass man in Vergleich zu anderen Kooperationsspielen aufgrund der permanent wechselnden Loyalitäten keine allzuweit gehenden Strategien entwickeln kann, sondern sich eine Partie überaus taktisch von Zug zu Zug spielt. Zudem sind einige Spielplanteile weitaus weniger logisch, wie sie es aufgrund der Anleitung sein sollten, speziell dann, wenn man in einem Raum zwar eine Tauschregel offenstehen hat, aber der Raum selbst gar keine Plätze zum Ablegen von Gegenständen anbietet. In solchen Fällen muss man sich eben entscheiden, ob man jetzt lieber generell den Raum als 'nutzlos' einstuft oder aber die nicht vorhandenen Plätze einfach ignoriert und spielt, als wären diese da. Geht und funktioniert, sorgt aber zu anfangs für (unnötiges) Kopfzerbrechen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 22,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Kuźnia Gier
Genre: Kommunikation
Zubehör:

12 doppelseitige Gefängnisraumtafeln (= Spielplan) 4 Gefangenentafeln 30 Aufgabenkarten 11 Erpresserkarten 12 Hilfskarten 1 Sündenbockkarte 26 Gegenstandsplättchen 1 Sündenbockmarker 4 Spielfiguren 24 Spielermarker 21 Wachmarker

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