Speedway Champion

Spiele können viele Themen haben. Schwer im Trend sind in letzter Zeit zum Beispiel Wikinger, Mittelmeerinseln und Pyramiden. Sportspiele gibt es ebenfalls; meist sind es Wettrennen mit dem Auto oder Fußballsimulationen, in selteneren Fällen Golf, Tennis und Co. Darum freut es mich, dass mit Speedway Champion eine neue Sportart Einzug hält: Speedway!
Wer Speedway nicht kennt, dem sei es hier kurz erklärt: Meist vier, manchmal sechs Personen (typischerweise Männer) jagen auf ihren Motorrädern um eine 300m bis 400m lange Erdbahn, die mit Sand und Stein bestreut ist. Die Motorräder sind extreme Leichtgewichte, ohne Bremse und Schaltung. Auf der Geraden erreichen sie mehr als 110km/h. In den Kurven liegt die Geschwindigkeit bei rund 80km/h, wobei der Fahrstil sich von einem Straßenrennen klar unterscheidet: Die Maschinen bewegen sich im "Powerdrift", also schräg zur Fahrtrichtung. Ein Rennen dauert vier Runden.

Klarerweise kann man einen Sport nicht 1:1 als Spiel abbilden. So wurde für Speedway Champion die Rundenzahl von den üblichen vier auf lediglich eine reduziert. Ein guter Start ist somit immens wichtig! Für das weitere Rennen ist es nämlich wichtig, von Stürzen verschont zu bleiben; und das geht deutlich einfacher, wenn man das Rennen von vorne kontrolliert.

Wie (schnell) fährt man? Antrieb unseres Motorrades sind Würfel. Ganz nach Belieben können wir mit ein, zwei oder drei Würfeln ans Werk gehen. Die Chance auf eine raschere Bewegung steigt durch mehr Würfel, gleichzeitig wird die Fahrt aber riskanter; speziell wenn man den dritten, roten Würfel dazu nimmt. Zum Würfelergebnis kommen noch diverse Boni hinzu, die vom Tuning unseres Motorrades und unserer Position auf der Strecke abhängen. Für das Abmessen der Bewegungslänge steht ein kleines Wägelchen, genannt "Streckenmeter", zur Verfügung. Mit diesem muss man gegebenenfalls um andere Motorräder manövrieren, die in dieser Runde schon gezogen sind (es beginnt immer der, der vorne liegt).

Eine komplette Partie Speedway Champion besteht aus 4 Trainingsrunden (hier werden wir für unsere Erfolge mit "finalen Tuningchips" belohnt) und einem Finale (in dem wir die Tuningchips dann einsetzen können). Natürlich hat man für die Trainings-Einheiten "normale" Tuningchips, mit denen man sein Motorrad aufmotzen kann. Lieber mehr Geschwindigkeit auf den Geraden? Oder bessere Reifen für die Kurven? Die Erfolge entscheiden außerdem über die Startpositionen im Finale.

Die Bewegung um den Kurs will gut geplant sein. Wie schon gesagt muss man beim Überholen aufpassen, dass man nicht mit anderen Motorrädern kollidiert oder durch zu aggressive Fahrweise aus dem Sattel fällt. Außerdem kann eine geringere Bewegung zum jetzigen Zeitpunkt einen Bewegungsvorteil für die nächste Runde bringen: Einige Bereiche der Strecke addieren nur einen Tuningbonus zur Geschwindigkeit, andere aber zwei! Man wäre nicht gut beraten, wenn man in entsprechendes Tuning investiert hat und dann knapp über einen solchen Bereich hinausschießt.

Ein Rennen gewinnt, wer den Kurs in den wenigsten Zügen umrundet. Beenden mehrere Spieler das Rennen im selben Zug, entscheidet die höchste Restgeschwindigkeit. Für jede Platzierung gibt es Punkte, im Finale doppelt so viele wie bei den Trainingsfahrten. Das Spiel gewinnt der Fahrer mit den meisten Gesamtpunkten.

Spieletester

09.02.2012

Fazit

Endlich mal ein neues Thema im Spiel! Speedway ist, soweit ich das als TV-Konsument beurteilen kann, eine spektakuläre Sportart. Leider ist die Umsetzung als Spiel nur teilweise gelungen. Das liegt speziell an der bereits angesprochenen Verkürzung auf eine Runde je Rennen. Wer den besten Start hat, bekommt dadurch einen großen Vorteil weil er seine Bahn frei wählen und sie für andere blockieren kann. Typischerweise würfelt man am Start mit allen drei Würfeln. Im worst case können die Würfel hier 4 Totenköpfe zeigen - Ende des Rennens. Aber auch 3 Totenköpfe sind fast das Todesurteil, da schon das kleinste Würfelpech in den kommenden Runden das Aus bedeutet; schnelles Fahren mit Risiko? Ein no go. Für ein solch simples Spiel ist die Einstiegshürde unerwartet hoch. Hauptgrund hierfür ist die Spielanleitung. Die deutsche Anleitung ist teils schlecht übersetzt, will man sich im englischen Teil Hilfe holen merkt man, dass es dort nicht viel besser ist (und manchmal sogar widersprüchlich). Dass die Anleitung mit Beispielen geizt, ist auch schade. Beim Learing by Doing treten immer wieder ungeklärte Fragen auf: - Wie beurteilt man, ob ein Spieler "nur 1x je Bewegung die Richtung ändert"? Ist eine Richtungsänderung ein scharfer Knick? Oder ein Doppelknick (Spurwechsel)? - Was gilt beim Abmessen der Strecke als Anrempeln und was als Verschieben eines Motorrades? - Zählt es auch dann als Kollision, wenn das verhältnismäßig lange Streckenmeter in ein anders Motorrad kracht, das eigentliche Motorrad aber vor dem Kontrahenten zu stehen kommt? - Wie positioniere ich ein Motorrad bei dem das gerade Streckenmeter zwar an einem Gegner vorbeigekommen ist, aber die Motorräder aufgrund der seitlich ausgestellten Kurvenhaltung überlappen? - Welche Teile des Motorrades müssen die Ideallinie berühren, um den dazugehörigen Geschwindigkeitsbonus nutzen zu dürfen? - Gilt die Ideallinie auch schon beim Start? Dass die Ausstattung, die an sich toll anzusehen ist, kleine Macken und Kuriositäten hat, komplettiert das Bild "Guter Ansatz, halbherzige Ausführung". Zum Beispiel scheint man sich beim Namen des Spiels noch nicht sicher gewesen zu sein, die Schreibweise wechselt zwischen "Speedway Champion" und "Speedway Champions". Die Startnummer des britischen Fahrers ist laut Motorradtafel die 6, am Rücken trägt er eine 3. Eines der Motorräder hatte bereits in der ersten Partie einen kleinen Defekt: der Anschlag für Gerade- und Kurvenhaltung hatte sich ausgehängt und sprang innerhalb kürzester Zeit wieder heraus sobald man ihn einhing. Das Streckenmeter funktionierte erst richtig, nachdem wir mit einem scharfen Messer ein wenig Platz für die Kugel gemacht hatten. Somit: Schöne Idee, aber viele störende Kleinigkeiten in der Ausfertigung.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Stragoo Games
Autor: Jan Jalûvka
Genre: Glück
Zubehör:

1 Spielplan, 2 Banden, 2 Karten mit Startreihenfolge, 24 Spielmarken, 4 Motorradtafeln, 4 Motorräder, 1 Streckenmeter, 3 Spezialwürfel, 10 Glücksjetons, 14 Sturzjetons, 4 "x2"-Spielmarken, 4 Geschwindigkeitsjetons, 40 Tuningjetons, 25 finale Tuningjetons, 4 7go-Karten, 1 Anleitung

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