Invasion From Outer Space

Dieses Spiel ist bisher nur auf englisch erhältlich.


Flying Frog Productions die Dritte:

Wenn Verlagsschreiberling Jason Hill, meiner Ansicht nach einer der besten Monsterprügelautoren der derzeit sein Unwesen treibt, sein neuestes Werk auf den Messen der Welt postiert, kann ich, seit seiner ersten Stunde Jünger des flatternden Frosches, nicht vorbeigehen (Wozu auch?). Ende 2010 nun präsentiert Hill sein dato neuestes Werk: Invasion from Outer Space, ein Spiel mit der Mechanik seines Zombieprüglers Last Night on Earth. Doch nach dem höchstens "eher ironischen" Last Night on Earth und dem ziemlich ernsthaften A Touch of Evil wirft Hill beim Angriff aus dem All jede Seriösität über Bord und gibt sich genüsslich dem wohlkontrollierten Wahnsinn hin:

Aliens vom Mars, die aussehen als wären sie direkt Tim Burtons Mars Attacks! entsprungen (was sie inspiratorisch - ich wage diese Behauptung jetzt einfach mal - mit ziemlich Sicherheit auch sind), sind in den 1940ern zwecks Eroberung auf der Erde gelandet. Als Landeplatz haben sie sich aber ausgerechnet einen Wanderzirkus inklusive Jahrmarkt ausgesucht, und dessen Belegschaft sieht es relativ unentspannt, wenn man mit fliegenden B-Movie-Untertassen und Laserstrahlen den liebevoll aufgebauten Jahrmarkt und zusätzlich auch die zahlende Kundschaft in Klump und Asche schießt. Und da man auf das Militär in solchen Fällen ja bekanntlich nicht zählen kann, nehmen unsere Gaukler und Akrobaten die Sache selber in die Hand...

...und das ist Jason Hill noch um einiges abgedrehter gelungen, als es sich anhört. Denn wenn man von Helden wie der bärtigen Dame, der alles in Brand steckenden Feuerspuckerin oder der lebenden Kanonenkugel, die sich mittels der am ganzen Platz herumstehenden Kanonen höchstselbst gegen die Marsianer schießt, noch nicht gänzlich überzeugen lassen kann, so frage ich hiermit offen: Wie kann man ein Spiel NICHT lieben, in dem einer der spielbaren Charaktere Jojo der TANZBÄR ist?

Eben.


Das Spiel:

Wie schon erwähnt, präsentiert sich Invasion from Outer Space als Spiel mit der Mechanik von Last Night on Earth, allerdings eben mit anderer Story und mit daran angepassten Regelvariationen:

Hier wie dort werden die Spieler in zwei Fraktionen aufgeteilt, hier eben in Alienspieler und Heldenspieler, und ebenso wie bei der Zombiehatz wird auch hier ein Szenario gezogen, das bestimmt, welche Seite welche Aufgabe zu erfüllen bzw. dessen Gelingen zu verhindern hat. Die Heldenspieler verteilen 4 Helden unter sich, und schon kann es losgehen.


Alienspieler

Zu Beginn der Runde ermittelt der Alienspieler abhängig von der Anzahl seiner bereits auf dem Plan vertretenen Monster mittels Würfelwurf, ob er am Ende der Runde neue Monster ins Spiel bringen darf (je weniger Marsianer am Plan, desto größer ist die Chance dazu). Anschließend erhalten die Außerirdischen Command Points, die dazu genützt werden, die Invasion besser zu koordinieren. Man kann damit:

>Neue Monster bringen
>Die UFOs, die dekorativ über dem Areal schweben, bewegen und damit die Startplätze für seine Monster zu verschieben
>Handkarten ziehen
>Technologien aus den Handkarten entwickeln
>Besondere Monster, die sog. Martian Champions, rufen

Die letzten beiden Aktionen allerdings benötigen mehrere Command Points und können mehrere Runden in Anspruch nehmen.

Hat der Alienspieler seine Command Points ausgegeben, bewegt er seine Monster auf dem Plan und führt seine Angriffe durch. Die Außerirdischen agieren aber ungleich strategischer als ihre untoten Kollegen:
Auf jedem Feld dürfen zwar nämlich nur 3 Marsianer sein, doch mehr als 1 Marsianer am Feld bildet einen Trupp (im Spiel "Pack" genannt), und je mehr Marsianer in einem Trupp sind, umso zielsicherer sind sie beim Schießen bzw. umso stärker beim Nahkampf.


Heldenspieler:

Neben den genreüblichen Sonderfähigkeiten verfügen Helden über sog. Power Tokens, die je nach Fähigkeit des Helden anders eingesetzt werden. So feuert sich die lebende Kanonenkugel damit selbst auf Marsianer, die Feuerschluckerin entzündet nerviges Inventar oder kecke Invasoren usw..

In ihrem Zug haben die Heldenspieler, bevor sie zur "Actionphase" kommen, zwei Möglichkeiten:

>Bewegung: Der Spieler darf sich über den Plan bewegen, allerdings unter der Einschränkung, dass die Bewegung endet, sobald man auf ein Feld mit einem Marsianer zieht.
>Suchen: In einem Gebäude eine Karte ziehen.

Danach dürfen dementsprechend ausgerüstete Helden auf Marsianer schießen, außerdem muss man gegen jeden Marsianer auf demselben Feld nahkämpfen.


Der Kampf:

Die Funktionsweise des Fernkampfes ist von der verwendeten Waffe abhängig. Der Nahkampf wird einmal mehr im Risiko-Verfahren abgehandelt:
Der Held würfelt mit 2 Würfeln, die Stärke des Marsianers ist von der Größe des Trupps abhängig. Die jeweils höchsten Würfel werden verglichen, der höhere Wurf gewinnt. Der Verlierer gibt einen Lebenspunkt ab oder wird im Falle eines 08/15-Fußsoldaten from Outer Space vom Plan genommen.


Spielziel:

Das Ziel des Spieles wird von gezogenen Szenario bestimmt. Diese Ziel (z.B. Marsianisches Obermonster killen, UFOs abschießen, Menschenmengen wegschießen,...) muss innerhalb einer festgesetzten Rundenzahl erreicht werden.

Spieletester

21.07.2011

Fazit

Deshalb, weil Invasion from Outer Space ziemlich unverblümt das System von Last Night on Earth nützt, von einer Mogelpackung zu sprechen, wäre grundfalsch. Tatsächlich macht Flying Frog daraus nicht nur keinen Hehl und schreibt offenherzig "A Game with the Last Night on Earth-Mechanics" auf die Rückseite der Schachtel, sondern legt auch gleich Regeln bei, wie man beide Spiele verknüpfen kann. Zu empfehlen sind dabei die "Zombies auf dem Jahrmarkt"- und die "Marsianer in der Stadt"-Regeln. Weniger gewinnend klingt der Versuch, alle Monster in einem Szenario unterzubringen. Ich hatte ehrlich erhofft, Jason Hill würde hier die legendäre SF-Horrorgurke Plan 9 From Outer Space referenzieren und die Marsianer dazu bringen, mit irgendwelchen Strahlen Tote aufstehen zu lassen, um der Menschheit Mores zu lehren. Leider beschränkt sich Hill darauf, dass sich die drei Parteien Aliens/Zombies/Menschen einfach gegenseitig plätten.

Verglichen mit Last Night on Earth ist Invasion from Outer Space ehrlicherweise das Spiel, dass einen Tick interessanter daherkommt als sein Zombiekollege. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass Aliens für Regelfeinheiten storymässig einfach mehr hergeben als stapfende Untote. Vor allem die Command-Phase des Alienspielers gibt der LNoE-Mechanik einen sehr interessanten Aspekt, leider wäre diese bei Zombies aber rein storymäßig eher unangebracht gewesen.

Dennoch, abgesehen von den dem Jahrmarktthema entsprechenden Möglichkeiten bezüglich Charaktere und Gebäude (wobei es mir persönlich das "Fun House" angetan hat), sind es vor allem die Command Points, die es dem Martian Player ermöglichen, seine Monstertaktik wesentlich zielsicherer durchspielen zu können, ebenso wie die Tatsache, dass die Monster Trupps bilden und als solche stärker agieren. Und natürlich gewinnt das Spiel auch durch das das Herbeirufen von Martian Champions (und DAS hätte man problemlos auch im Zombiespiel unterbringen können) und durch das Entwicklen von Techniken.
(Wer jetzt die dumme Frage stellt, warum die Aliens Letzteres nicht schon VOR der Invasion gemacht haben, der möge sich bitte von einem meiner bösen Blicke getroffen fühlen. Danke schön.)

Einzig das Problem, dass die Szenarios, in denen die Helden nach bestimmten Gegenständen oder Begleitern suchen, immer noch als simples "Stell Dich in ein Gebäude und warte, dass Du die richtige Karte ziehst" ablaufen, hat Jason Hill noch nicht repariert (oder auch nicht als solches erkannt). Vergessenswürdig ist einmal mehr auch die Soundtrack-CD, die leider genauso schlecht ist, wie die der beiden Vorgänger.

Letztendlich also: Ein Monsterprügelspiel der schrägeren, vor allem aber definitv besseren Sorte. Flying Frog Mastermind Jason Hill setzt einmal wieder alles daran, den Twilight Creations, Inc. oder dem "Big Deal" Fantasy Flight Games würdige Konkurrenz zu machen, und auch bei seinem dritten Versuch hat der Mann bewiesen, dass er in dem Genre nicht umsonst zu Hause ist.
Und, ich hab's glaub ich erwähnt: Bei DEM Setting kann man einem Spiel eigentlich gar nicht böse sein, oder...?

Übrigens: Aliens kommen laut Ankündigung der Verlags-HP 2011 gleich nochmal zur Ehre, diesmal unter dem Titel Conquest of Planet Earth. Diesmal prügeln sich Aliens from Outer Space offenbar mit irdischen Comichelden herum. Ratet mal, welches Spiel ich 2011 unbedingt haben muss.
Kleiner Tipp: Es kommen Außerirdische drin vor... *g*
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Autor: Jason Hill
Genre: Taktik
Zubehör:

1 zentrales Spielplanteil
6 L-förmige Spielplanteile
28 Figuren
126 Karten
8 Heldentafeln
5 Szenariotafeln
1 Marsianer Kommandekonsolen-Tafel
16 Würfel
1 Soundtrack-CD
4 Bögen mit Markern
1 Zeitleiste Spielanleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7125 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2304 Berichte.