Die Verlobungsfeier

Keine Zeit mag fröhlich genug sein, alsdass nicht Platz für eine klitzekleine Emordung wäre. So findet sich im Krimirollenspiel des Samhain Verlages selbst in der feierlichen Zeit des göttlichen Bandes zweier Menschen eine Nische, die den Schatten von Gier und Neid in blutrote Gewänder hüllt...

Der Krimiabend ist serviert

Die Verlobungsfeier, zu der der Samhain Verlag einlädt, ist prunkvoll ausgestaltet, die Liste der geladenen Gäste umfangreich: Vom Stallburschen Friedrich, einem für seinen niedrigen Stand doch recht umgänglichen Burschen, über die Verlobte in spe, Grafentochter Heidelinde, finden sich alle Altersschichten und sozialen Kluften zusammen. Allen voran steht natürlich der Vater der Braut, Theodor von Gräfingen, seines Zeichens Gastgeber und - höchstwahrscheinlich zu seinem Leidwesen - auch das Mordopfer.

Mördersuche und andere Hochzeitsspäße

Polizei war im Mittelalter leider noch nicht verfügbar (lag vielleicht auch an der mangelnden Verbreitung von Handies zur damaligen Zeit), also liegt es wohl oder übel an den Gästen selbst, in den verschiedenen Spielrunden herauszufinden, wer denn der wahre Mörder ist. Aber nicht zu vertrauensselig sein, denn der Mörder ist auch mit von der Partie und streut Sand in die Augen der Anwesenden, wenn Runde für Runde neue Hinweise und Gerüchte zum tragischen Mordfall das Licht der Welt erblicken. Gerüchten zufolge soll aber mehr hinter dem Mord stecken, als zuanfangs zu vermuten wäre - als eingeladener Mitspieler sollte man daher auf alles gefasst sein, wirklich Leute, auf ALLES!

Spieletester

13.10.2011

Fazit

Die Verlobungsfeier ist ein wirklich opulentes Krimistück, das sich in manchen Punkten positiv, in manchen aber leider auch sehr negativ von der Konkurrenz unterscheidet. Positiv ist jedenfalls, dass der Spielleiter viel intensiver ins Spiel eingebunden ist - und das selbst dann, wenn er keine Rolle bekleidet. Er muss sich daher auch jene Seiten der Anleitung durchlesen, die im Spiel dem Testamentsverleser zukommen. Das ist unumgänglich, will man das Spiel richtig spielen, kommt aber dennoch eventuell nicht richtig zur Geltung, was bei unserer Runde zu einem hektischen Zusammengestoppel des an sonst recht klaren Ablaufes führte. Desweiteren ist das Spiel der Konkurrenz in Sachen Ausstattung meilenweit überlegen. Angefangen von der stimmigen Verpackung in Form eines edlen Buches über die Hinweisheftchen und den mehrstöckigen Gebäudeplan, das gesamte Spielmaterial vermittelt einen edlen, mittelalterlichen Eindruck, dass man sich fast genötigt fühlt, sich dementsprechend zu verkleiden (was wir auch getan hätten, sind mittelaltertliche Kostüme nicht recht schwierig zu beschaffen). Der einzige negative Punkt ist leider einer dieser Punkte, die etwas in ihrem Kern beinhalten und betrifft im Falle des Stückes ‘Die Verlobung’ die Logik des Kriminalfalles: Diese ist schlichtweg nicht existent, denn leider fußt der ganze Fall auf einer völlig unverständlichen Lösung, die wiederum auf einem bemerkenswert unvollendeten Kriminalfall basiert. Soviel Inhalt und Abwechslung wie der Fall nämlich bietet, er befasst sich in keinster Weise mit den für die Lösung des Falles wichtigen, logischen Zusammenhängen. Statt Motiv, Tatwaffe und Tatgelegenheit ausführlich zu behandeln werden diese Punkte zwar ansatzweise behandelt, kommen aber entweder in der Lösung des Falles nicht vor, oder sind so vage, dass sie auf alle Teilnehmer zutreffen, was beispielsweise für das Motiv des Mörders gilt. Die Lösung mutiert somit zum Ratespiel und auch für den Mörder ist es ein Leichtes, die Schuld auf eine andere Person zu legen - immerhin hat er ja noch 9 Personen zur Auswahl, die allesamt Motiv und Tatgelegenheit haben. Und dass die Lösung weniger erklärend ist, als das Hinweisheft des Mörders, spricht ohnehin Bände. Wäre der Fall konsistent, stimmig und hätte man eine tatsächliche Chance mittels Ausschlussverfahren den Mörder zu fassen, so wäre das Spiel definitiv der harten KrimiTotal-Konkurrenz voraus - so aber wurde eine sehr gute Möglichkeit vergeben und es bleibt mir nur die Hoffnung, dass der Verlag Hinweise und Lösung zukünftig anpasst.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Baki | 14.10.2011

Ich zitiere hierzu meine eigene Rezi auch buch.de:

„Wir haben schon einige Krimispiele von anderen Verlagen (KrimiTotal, Mörderische Dinnerparty) gespielt, aber dieses war schlichtweg eine Katastrophe. Der äußere Schein trügt hier leider.
1. Der Täter bekommt im Spielverlauf eindeutige Alibis. Wie soll man da den Fall lösen???
2. Weiter wird man in seiner Rolle mit Anschuldigungen konfrontiert, von denen man nichts weiß. Folge hiervon ist, dass man nicht weiß, wie man reagieren muss, um den Spielverlauf nicht in Gefahr zu bringen.
3. Unterscheidet sich das Material der Erweiterung für mehr Spieler vom Material des Basis-Sets, so dass man Schwierigkeiten bekommt bei der Zuteilung der Rollen. Hieraus ist nämlich ersichtlich, wer nicht der Täter sein kann, da seine Rolle aus dem Erweiterungsset ist und somit anders, minderwertiger, ausschaut.
4. Plötzlich wechselt während des Spiels die Tatzeit, alle vorherigen Überlegungen sind damit passé. Man brauchte ein neues Alibi.

Normalerweise verkaufen bzw. verschenken wir unsere Krimispiele, nachdem wir sie gespielt haben. Hier mochten wir aber niemandem einen aufwendig vorbereiteten Abend vermiesen, so wie es uns passierte. Die Folge war, dass wir neben diesem Spiel die 2 ungespielten "Kurzkrimis" des Verlages im Papiermüll entsorgt haben.
Das Spiel wurde wohl nie "fremdgespielt", das heißt in Abwesenheit des Autors. Diese redaktionelle Leistung kann man nur als schlampig bezeichnen.“


(Leider gab es einen Fehler, so dass das Spiel fünf statt meiner gewünschten null Sterne bekam.)

Nora Schreiber | 27.11.2022

Bla bla bla

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 9 bis 10
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 300 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: samhain Verlag
Genre: Deduktion
Zubehör:

10 Charakterbeschreibungen 10 Hinweishefte 10 Plan der Burg Gerüchte und Hinweise Anleitung mit Lösung

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