Hau La

Haben Sie ein Faible für den Umgang mit Statik? Sie wissen schon, das mathematische Zeug, das dafür sorgt, dass Sie ungehindert über eine Brücke gehen können, ohne dass sie als nächstes im darunterliegenden Fluss einen Tauchgang absolvieren müssen. Mathe ist nicht so Ihres, Sie sind mehr der trial-and-error Typ? Fein, dann sollten Sie mal Hau La, das neuartig kreative Unten-durch-und-ums-Eck-rum Spiel des japanischen Herstellers Saien unter die Lupe nehmen...

Unten-durch-und-ums-Eck-rum (?!)

Nun, diese wortgewaltige Beschreibung des Spieles findet sich weder in der Spielanleitung, noch auf der Homepage des Spieles oder gar des Herstellers Saien (dessen Name so nebenbei soviel wie “Traum einer spielenden Sphäre” bedeutet), aber sie repräsentiert am besten, wie man sich Hau La vorstellen kann. Denn bei Hau La ist ihre Aufgabe ihr Spielerfähnchen höher als die der anderen Mitspieler zu setzen. Dazu nehmen sie zuerst eines ihrer flexiblen Bauteile und stecken dessen flexibles, spitzförmiges Ende in das Loch, in welchem bisher ihr Fähnchen war und das Fähnchen (es hat ebenfalls ein derartiges Ende) in eines der Löcher ihres neu angefügten Verbindungsstückes; Verbindungsstücke, die auf beiden Seiten flexible Enden aufweisen, müssen dann natürlich noch in ein zweites Loch eines anderen Teiles oder der Spielscheibe gesteckt werden. Aus diesem Grund müssen die Verbindungsstücke auch “flexibel” sein: Sie müssen diese so biegen können, dass ihr hinzugefügtes Verbindungsteil möglichst dessen vorhergehende Position überragt, sodass sie ihr Fähnchen höher als zuvor und hoffentlich auch höhere als die Fähnchen der anderen Spieler setzen können!

Mühe lohnt sich - der Bonuszug

Wer jetzt auf den Gedanken kommt, dass das zwar alle nett klingt, aber der Spieler, der als letzter an der Reihe ist, wohl immer am höchsten gelangen werde... nun der hat völlig Recht. Aus diesem Grund wird nachdem jeder Spieler einmal ein neues Bauteil angefügt und sein Fähnchen versetzt hat eine Zwischenwertung gestartet. Wer sein Fähnchen bei dieser am höchsten platzieren konnte, der erhält eine Art “Bonuszug”, denn er darf eines der noch im allgemeinen Vorrat liegenden Bauteile verwenden und es frei im aktuellen Hau La Konstrukt verbauen, solang er nur eine Seite in ein Loch der Spielscheibe steckt - sein eigenes Fähnchen darf er danach ebenfalls nicht umsetzen.
Allerdings ist dieser Spieler im Anschluss an den Bonuszug auch als erster dieser Runde an der Reihe, er kann somit das von ihm hinzugefügte, neutrale Bauteil als Erster nutzen. Der Bonuszug kann also wertvolle Stütze für den folgenden zweiten Zug sein... oder aber man verwendet ihn, um Bauteile mit Fähnchen anderer Spieler “abzusenken” - die eigene Kreativität ist das Limit...

Der eigentlich (Straf-)Clou

… beziehungsweise wäre es, wäre da nicht noch sowas wie eine goldene Regel von Hau La: Wer ein Bauteil anfügt, der trägt auch dafür Sorge, dass während und nach seines Zuges, sich keine zwei Verbindungsteile außerhalb ihrer Endstücke (und der dafür vorgesehenen Löcher) berühren! Deswegen muss ein vorgenommener Zug auch angesagt werden, denn hat man sich einmal für eine Steckposition entschieden, so muss man diese auch zwingend benutzen - egal wie man sein Verbindungsteil dann biegt!
Wer diese Regel gewollt oder ungewollt missachtet... nun, der muss zur Strafe wieder den vor seinem Zug vorgefundenen Stand herstellen und sein nunmehr abgelöstes statt neu anfgefügt habendes Verbindungsstück demjenigen geben, dessen Fähnchen aktuell die höchste Position einnimmt (es sei denn das wäre er selbst, dann ginge das Verbindungsstück an den Spieler mit der zweithöchsten Position). Für den Bonuszug gilt das natürlich ebenso, daher sollte man seine Ziele mit Bedacht und Sorgfalt planen - sonst kann aus dem führenden Spieler schnell das Schlusslicht werden!

Spieletester

10.06.2011

Fazit

Endlich mal eine neuartige Idee, wie man dem betagten Turmbau-Prinzip einen neuen Hut verpassen kann. Flexibler Turmaufbau, sowas hab ich bislang noch nie gesehen - und dann auch noch kombiniert mit einem überaus gut durchdachten Spielprinzip, das immer die faire Möglichkeit des Vorankommens lässt und es im Gegensatz zu vielen anderen Spielen vorzüglich versteht, einen Ausgleich zwischen der Position des Führenden und jener der dahinter liegenden Spieler zu finden - auch wenn ich persönlich bei einem Strafzug eines Spielers das abzugebende Verbindungsstück wohl eher dem derzeit schlechtesten Spieler gegeben hätte... aber das kann sich eine Spielrunde gottlob auch selbst ausmachen. Ob das Material von Hau La das ganze Gedrücke und Gebiege auf Dauer aushalten wird? Die Frage ist berechtigt, zumindest nach den bisherigen Probepartien hat sich das Material aber äußerst widerstandsfähig erwiesen. Keine Einrisse und keine Verzögerung in der Flexibilität der Teile, das Material hält insofern weit mehr, als es optisch nach außen hin verspricht! Einziger für mich wirklicher Kritikpunkt an Hau La ist neben der gelegentlich etwas mehrdeutigen deutschen Anleitung aber die Technik zum Einsetzen der spitzen Enden der Verbindungsstücke und Fähnchen. Man muss die Teile schon fest zusammendrücken und oftmals ist es eine recht fitzelige Arbeit, die Spitze ins Loch zu bekommen. Hat man sein Verbindungsstück dann ohnehin schon nahe an anderen Stücken entlang- oder vorbeigewunden, dann reicht die Müh’ beim Einsetzen der Enden gelegentlich schon aus, damit man ein anderes Verbindungsstück ungewollterweise berührt... und die Strafe kennen wir ja: Verbindungsstück abgeben. Doch trotz dieses Nachteils bleibt Hau La für mich ein tolles Spiel mit einem wirklich neuartigen Konzept. Egal ob groß oder klein, jeder kann an Hau La seine Freude haben, denn Sieg oder Niederlage steckt sowohl in der kreativen Vorstellung, als auch in der geschickten Ausführung derselben - und nicht zu selten berücksichtigt man das Gewicht der Teile und wie sie das ganze Hau La Konstrukt nach ihrem Anbau doch verschieben können überhaupt nicht mit und bekommt dann einen genialen “Aaaah”-Effekt serviert, wenn sich die noch so geniale Vorstellung plötzlich als eher unausgegorene Idee präsentiert. Lehrreich, spannend und schnell spielbar, ein Spiel nach meinem Geschmack.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 15 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Saien
Autor: Team Saien
Zubehör:

10 große Verbindungsstücke 4 kleine Verbindungsstücke 4 große Endstücke 4 kleine Endstücke 4 verschiedenfarbige Farbfähnchen 1 Spielscheibe/Spielbrett

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