Fresko

Fast jedem halbwegs gebildeten Menschen ist die Sixtinische Kapelle im Vatikan in Rom ein Begriff. Birgt sie doch meisterhafte Decken- und Wandgemälde, so genannte Fresken, erschaffen von keinem Geringeren als Michelangelo, einem der bekanntesten Künstler der italienischen Renaissance. Herausragend und sicherlich weltweit am berühmtesten ist dabei das Deckenfresko „Die Erschaffung Adams“.

Um solch ein gewaltiges Deckengemälde dreht sich auch das vorliegende Spiel. Das Fresko des Doms ist in die Jahre gekommen und soll nun wieder in neuem Glanz erstrahlen. Zu diesem Zweck hat der Bischof die besten Freskenmaler des Landes zu einem Wettstreit zusammen gerufen, bei welchem das Fresko restauriert werden soll.

Die Freskenmaler, in deren Rolle die Spieler schlüpfen, müssen die Arbeiten, welche ihre fünf Gehilfen verrichten sollen sorgfältig planen. So sollen auf dem Markt Farben gekauft bzw. danach gemischt und mit diesen Farben Teilbereiche des Freskos restauriert werden. Um Geld in die stets knappen Künstlerbörsen zu bekommen, werden zudem die Gehilfen abgestellt, um im Atelier die interessierte Kundschaft zu porträtieren. Damit die Motivation bei so viel Arbeit und Anstrengung aber auch stets erhalten bleibt, bekommen die Gehilfen ab und an einen Theaterbesuch spendiert.

Schon der Aufbau des Spieles macht viel Spaß und verbreitet durch Grafik und Spielmaterial eine stimmige Atmosphäre. Mittlerweile werden bei vielen Spielen auch die Schachteleinsätze in die Gestaltung mit einbezogen. Bei diesem Spiel ist dabei der bisherige gestalterische Höhepunkt erreicht. Man beachte dazu die Bilder, einfach nur Klasse und bitte weiter so!

Jeder Spieler hat zu Beginn des Spiels 5 Gehilfen, einige Farben und ein gewisses Barvermögen zur Verfügung. Die Gehilfen werden verdeckt zu oben genannten Arbeiten eingeteilt. Die Reihenfolge allerdings, in welcher sie zum Zuge kommen, entscheidet sich über die so genannte „Aufstehzeit“. Diese bestimmt die Reihenfolge, in welcher die Gesellen der unterschiedlichen Meister zum Zuge kommen, sei es auf dem Markt oder bei der Restaurierung des Freskos. Auch hier gilt: Wenn weg, dann weg. Allerdings macht es, wie wir alle wissen, keinen besonders großen Spaß, zu zeitig aus dem Bett zu müssen. Die entsprechende schlechte Stimmung unter den Gesellen ist also garantiert. Die Stimmung ist jedoch recht wichtig. Wird diese nämlich zu schlecht, kann es sein, dass sich ganz schnell einer der Gesellen vom Acker macht und nicht mehr zur Verfügung steht. Im Gegenzug heißt das aber auch: ist die Stimmung sehr gut, kann auch ein zusätzlicher Geselle eingesetzt werden, der bei diesem tollen Team mitarbeiten möchte, was natürlich die mögliche Aktionsanzahl erhöht.

Der geneigte Leser ahnt es schon. Wieder eines dieser „Worker-Placement“ Spiele also, bei welchen man viele, viele Möglichkeiten hat, aber leider, leider nur wenige davon nutzen kann. Allerdings zehrt der Spielspaß zum Glück nicht nur davon, sondern es gibt z.B. durch das verdeckte Positionieren der Gesellen etliche Pokerelemente, andererseits auch durch die verdeckt gezogene Bestückung der Marktstände Glückselemente. Insgesamt also ein Spiel, welches sich durch seine große Bandbreite von sehr gut miteinander verzahnten Spielelementen auch an eine große Zielgruppe richtet. Zudem hatten die beiden Autoren die clevere Idee, nicht alle Spielelemente sofort in das Hauptspiel zu packen, sondern diese quasi als Zusatzmodule dem Spiel beizulegen und es damit den Spielern zu überlassen, wann und wie diese Module eingesetzt werden sollen. Denn die insgesamt drei Erweiterungsmodule, welche sich einzeln oder auch gemeinsam problemlos in das Hauptspiel integrieren lassen, machen Fresko dann doch deutlich taktischer und somit auch anspruchsvoller und komplexer.

Spieletester

28.06.2010

Fazit

Insgesamt ist hier also mit Fresko ein sehr, sehr ansehnliches Spiel auf den Markt gekommen. Die Qualität von Ausstattung und Grafik sind toll, die Spielregel kurz, sehr schön illustriert und schnell verinnerlicht. Durch die gut miteinander funktionierenden Spielelemente ergibt sich ein anspruchsvolles Familienspiel, welches meiner Meinung nach zu Recht den Weg auf die Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2010 gefunden hat. Durch die zusätzlichen Module wird Fresko spätestens hier auch für anspruchsvolle Spieler interessant und wie aus dem Verlag schon zu hören war, basteln die beiden Autoren schon an weiteren Modulen, welche zur Spielemesse in Essen 2010 vorgestellt werden sollen. Lassen wir uns also überraschen! Doch schon jetzt kann ich für Fresko einen ganz klaren Tipp aussprechen: Dieses Spiel sollte in keiner guten Sammlung fehlen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Queen Games
Grafiker: Oliver Schlemmer
Genre: Taktik
Zubehör:

Spielanleitung, Spielplan (beidseitig bedruckt), 14 Marktplättchen, 25 Freskoplättchen, 60 Münzen, 78 Farbsteine, 4 neutrale Gehilfenfiguren, 20 farbige Gehilfenfiguren, 12 Malerfiguren, 1 Bischof, 4 kleine Sichtschirme, 4 große Sichtschirme, 4 Aktionstableaus, 4 Karten mit Mischtabellen, 1 Stoffbeutel

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