Die Exorzisten

Ganz so spannend wie einst der Hollywood-Schocker "Der Exorzist" mit Linda Blair ist das Spiel von Henning Poehl nicht. Ganz so grauslich, wie einst Linda Blair, wenn sie grünen Schleim spuckte und den Exorzisten voll sabberte, ist es auch nicht. Auch so knallig farbig wie der Film-Sabber ist es nicht, alles ist in s/w gehalten, die guten Exorzisten wie die bösen Dämonen und die Besessene. Das macht es bei Spielbeginn nicht ganz leicht, die Karten in die entsprechenden Stapel zu sortieren, zur Stimmung des Spiels passen die blassen Illustrationen aber recht gut und ein Kleinverlag kann auch mit 2-Farben-Druck wertvolle Cent sparen.

6 Schräge Vögel sind zu jedem Exorzismus bereit und jeder dieser Charaktere hat eine andere Siegbedingung. Houngan, der Vodoo-Priester, hat gewonnen wenn die Macht des Bösen, die in ihm wohnt, um mindestens 15 Punkte stärker ist als die göttliche Macht, die in ihm wohnt. Bei der Geistheilerin ist es genau umgekehrt. Der Exorzist braucht mindestens 12 Punkte göttliche Macht und muss rein von allem Bösen sein. Der Psychologe strebt nach Ausgeglichenheit, also dem Unentschieden zwischen Gut und Böse ab dem 4:4. Der exkommunizierten Nonne ist egal, welche Seite von ihr Besitz ergreift, aber mindestens 17 Punkte stärker muss eine der Mächte sein. Der Horrorfilmexperte gewinnt, wenn er 31 Punkte gesammelt hat, egal ob Gut oder Böse, sind ja ohnehin nur Spezialeffekte ohne Wirklichkeitsrelevanz. Nicht nur die Spielziele der Charaktere sind unterschiedlich, auch ihre Möglichkeiten während der einzelnen Aktionen weichen leicht voneinander ab. Der Psychologe hat folgende 6 Möglichkeiten - jeweils eine Aktion und eine Reaktion - auf 3 Karten zur Verfügung:

Aktion Exorzismus – Reaktion Stören
Aktion Recherche – Reaktion Verstecken
Aktion Psychoanalyse – Reaktion Austreibung

In der Aktionsphase wählt jeder Spieler verdeckt eine dieser Karten, zugleich werden die gewählten Karten aufgedeckt und ausgewertet. Die Option „Exorzismus“ beschert der Besessenen ihre Dämonen, pro am Exorzismus teilnehmendem Charakter zumindest einen, manche Dämonen kommen aber mit Gefolge. Die Dämonen werden neben der Besessenen ausgelegt, die Summe aller schwarzen Werte auf weißem Grund auf diesen Dämonenkarten ergeben den Austreibungswiderstand in einer folgenden Austreibung. Die gespielte Aktionskarte bleibt offen liegen, daraus sieht man schon, dass die Reaktion „Stören“ dann in dieser Runde für die am Exorzismus aktiven Teilnehmer nicht möglich ist. Ist aber ohnehin nicht so richtig im Sinne dieser Teilnehmer.
Die Aktion „Recherche“ erlaubt das Ziehen von 2 Recherchekarten. Recherchekarten sind durchwegs positiv, einmal verwendbar und dienen auch als Währung zum Kauf der Objektkarten, die dauerhafte Vorteile bringen.
Die dritte Aktion, für den Psychologen heißt sie „Psychoanalyse“, erlaubt nach Würfelwurf das Entfernen von 0-2 beliebigen Dämonenkarten in der eigenen Auslage oder es kommt ein Dämon hinzu.
Wurde in der Aktionsphase kein „Exorzismus“ gespielt, steigt die Macht des Bösen und jeder Spieler muss eine Dämonenkarte vom Stapel ziehen und sie auf der „bösen“ Seite seiner Charakterkarte anlegen. Im letzten Bild sieht man auf der rechten, bösen Seite des Psychologen bereits vier Dämonen, auf der linken, guten Seite nur einen Dämonen. Wurde zumindest ein „Exorzismus“ gespielt, gibt es nach der Zuteilung der Dämonen an die Besessene eine Reaktionsphase, in der die Charaktere eine ihrer 2 Reaktionen spielen müssen.

„Stören“ bedeutet, die Dämonen der Besessenen mit halbiertem Würfelwurf zu stärken.
„Verstecken“ bedeutet, wiederum nach Würfelwurf, Flucht vor der geplanten Austreibung.
Die „Austreibung“ selbst ist natürlich das Highlight der ganzen Exorziererei, oder wie die Exorzisten ihren Job so nennen. Jeder Charakter, der an der Austreibung beteiligt ist, würfelt, modifiziert sein Ergebnis eventuell durch erworbene Recherchekarten oder Objekte und die ermittelte Gesamtsumme muss größer sein als die Summe des Widerstandswerts der Dämonen der Besessenen. Egal, ob die Austreibung gelingt oder nicht, die Dämonen werden auf jeden Fall unter den Beteiligten verteilt. Der Unterschied im Ergebnis liegt an der Seite, an der die Dämonen bei der Charakterkarte anzulegen sind.

Austreibung gelungen – die Dämonen liegen links an der Charakterkarte und mehren die göttliche Macht mit der schwarzem Ziffer auf weißem Grund.

Austreibung misslungen – die Dämonen liegen rechts an der Charakterkarte und mehren die Macht des bösen mit der weißen Ziffer auf schwarzem Grund.

Daran sieht man, dass nicht jeder Charakter während einer Austreibung die gleichen Ziele verfolgt. Und das ist gut so und macht den Reiz des Spiels aus. Wer ist bei der Austreibung mit dabei und wer mit welchem Ziel?

Spieletester

01.08.2010

Fazit

Ein Spiel mit unüblichem Thema und gewöhnungsbedürftiger Grafik. Die Abläufe bieten ein wenig Bluff, ein wenig Kooperation und ein wenig Taktik. Alle Zutaten sind recht gut gemixt und heraus kommt – nein kein grüner Schleim – sondern ein recht gut gemachtes Kartenspiel, das viel einfacher ist als die etwas zu technische IF THEN – ELSIF THEN – ELSE – Spielanleitung vermuten lässt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 15,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2009
Autor: Henning Poehl
Grafiker: Markus Bülow
Genre: Karten
Zubehör:

110 Karten, sie setzen sich zusammen aus: 42 Dämonenkarten, 35 Recherchekarten, 9 Karten mit heiligen Objekten, 6 Sets zu je 4 Charakterkarten, 6 sechseitige Würfel, Spielanleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7191 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.