Filipino Fruit Market

Kleinverlage wie der Bambus Spieleverlag sind mitunter wahre Künstler in der Ausnutzung des verfügbaren Spielmaterials. Auch hier verstecken sich zum einen zwei Spiele (Bastos und Tindahan) in der kleinen Schachtel und zum anderen werden die Rückseiten der 5 Marktstände in nahezu genialer Art und Weise zu einer Markttabelle (Fotos anbei). Wenn dann noch, so wie das hier der Fall ist, die Spielideen mit der Verwendung des Materials Schritt halten, kann man das Ergebnis nur gebührend loben. Vorausgesetzt, man ist ein Freund von Stichspielen.

„Tindahan“ ist tagalog (die Sprache der Philippinen) und bedeutet „Marktstand“, und um Marktstände geht es hier. Dabei ist für jeden Spieler eine Obstsorte mit ihrem Marktstand mit im Spiel. Bananen sind immer dabei, günstigerweise sollte sich also stets ein Spieler zum Affen machen. Von den gut gemischten Obstkarten bekommt jeder 10 zugeteilt, dazu nimmt jeder die 9 Spielsteine einer Farbe (meine Frau wie immer lila, Vanessa rot, ich wie immer gelb) als Verkäufer an sich. Die Marktstände werden nebeneinander ausgelegt, der Eselskarren steht bei den Bananen und zeigt damit die Bananen als Trumpf“obst“ an.
Der Startspieler, das ist jener der zuletzt eine Durian gegessen hat (kleiner Scherz am Rande!), hat zwei Möglichkeiten. Er kann den Eselskarren zu einem anderen Marktstand setzen und damit Trumpf ändern oder er spielt eine Karte aus. Ändert er Trumpf, muß der nächste Spieler eine Karte spielen, spielt er eine Karte, darf der nächste auch einen seiner Verkäufer auf einen Marktstand setzen. Der Stich geht an den Spieler, der die höchste Karte im Stich spielte. Dabei gelten „Obst“zwang, hat man das angespielte Obst nicht, darf man trumpfen oder eine beliebige Obstkarte abwerfen. Einen Verkäufer platzieren darf man, egal ob man Obst bedienen könnte oder nicht, auf dem Stand der angespielten Obstsorte. Der Spieler, der den Stich machte, ist Startspieler des nächsten Stichs. Eine Runde endet, wenn ein Spieler keine Karte mehr hat. Durch das unsymmetrische Spiel kann es passieren, ja es ist sogar der Normalzustand, dass ein Spieler früher alle seine Karten gespielt und dafür mehr Verkäufer platziert hat. Wozu man das überhaupt tut, wurde noch nicht erwähnt und wird sofort bei der Erklärung der Wertung nachgeholt. Bei dieser zählt dann jeder gemachte Stich 2 Punkte und jede nicht gespielte Karte kostet einen Punkt. Pro Marktstand bekommt der Spieler mit den meisten Verkäufern dort 5 Punkte, der mit den zweitmeisten bekommt 2 Punkte. Gleichstände werden entsprechend aufgelöst. Das Spiel endet, nachdem jeder einmal Geber war, mit dem Sieg des Spielers mit den meisten Punkten. Wie schon erwähnt, läuft das Spiel ausgesprochen unsymmetrisch, es gibt Stiche, die nur aus einer Karte bestehen und damit gibt es auch insgesamt unterschiedlich viele Stiche pro Spiel. Die angespielte Farbe hat einerseits Bedeutung für den Stich, andererseits für das Platzieren der Verkäufer. Ändern des Trumpf“obstes“ durch den Startspieler zwingt den zweiten Spieler, eine Karte zu spielen, Verkäufermehrheiten bringen Punkte, kosten aber auch Punkte durch verbleibende Handkarten. Da freut sich der Liebhaber von hirnverzwirbelnden, kleinen Kartenspielen.

Bei „Bastos“, dem zweiten Spiel in der kleinen Schachtel, verändern sich die Preise der einzelnen Karten, zudem hat jeder Spieler seine persönliche „Bastos“-Farbe, sein „Achillesfersen-Obst“. Das Spiel kommt mit etwas weniger Material aus. Die Zehner jeder Farbe kommen aus dem Spiel, zudem eine ganze Obstsorte, wenn man nur zu Dritt spielt. Nun kommt endlich die schon zu Beginn erwähnte Rückseite der Marktstände als Markttabelle zum Einsatz (das vierte Foto). Die 5 Marker, wir spielen üblicherweise mit jenen in lila, werden auf den Wert 0 gesetzt, jede Obstsorte ist damit zu Beginn des Spiel nichts/null/nada wert. Aber nicht lange, denn bei Spielbeginn wählt jeder Spieler verdeckt eine Obstsorte aus seinen Handkarten aus, gemeinsam wird aufgedeckt und jede aufgedeckte Karte läßt den Wert des entsprechenden Obsts um 1 steigen. Der Wert einer Obstsorte kann allerdings nicht über 3 steigen und nicht unter -2 fallen. Wie ändert sich denn nun der Obstpreis? Wann immer ein Spieler seine „Bastos“-Farbe spielt oder anspielt, muß er sofort den Preis einer Obstsorte erhöhen oder senken. Außerdem kann ein Spieler mit seiner „Bastos“-Farbe NIE einen Stich machen. Viele Karten in der eigenen „Bastos“-Farbe erhöhen also den Einfluss auf die Preisgestaltung, verringern aber die Möglichkeit, Stiche zu machen. Da eingestochene Obstkarten am Ende der Runde Punkte entsprechend des aktuellen Preises bringen, sollte man viel teures Obst und möglichst kein abgewertetes Obst besitzen. So nebenbei sei noch erwähnt, dass sich die Trumpffarbe erst im Lauf jeder Runde neu ergibt. Auch „Bastos“ ist ein richtiges Hirnwindungenverwindungsspiel aus dem Hause Bambus, das seine Tücken erst nach und nach frei gibt.

Spieletester

08.09.2010

Fazit

Wer Stichspiele liebt und es ihm nicht stinkt, wenn er mit der Durian-Frucht zu tun hat, sollte keinen Umweg um die beiden Spiele machen und Günter Cornett und seinen Verlag durch den Kauf unterstützen (auch wenn die optische Aufbereitung der Karten und der Marktstände verbesserungswürdig ist). Und allen, die versprechen, das zu tun sei verraten, dass Bastos gerne auf den Philippinen gesagt wird, wenn das Spiel nicht so gelaufen ist, wie man es gewünscht hat. Basta! Bastos!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 18,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2009
Grafiker: Bobby Cervantes
Genre: Karten
Zubehör:

50 Obstkarten jeweils in den Werten 1-10 (Banane, Mango, Ananas, Lanzones, Durian), 5 Marktstände (die Rückseite bildet die Markttabelle), 45 Spielsteine in 5 Farben aus Holz, 1 Eselskarren aus Holz, Spielanleitungen für Bastos und Tindahan in Deutsch und Englisch, 3 kleine Heftchen mit der Geschichte der 5 im Spiel vorkommenden Früchte

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