Ein wundervolles Königreich

7 Wonders garantiert Spielspass in jeder Besetzung, nur der 2-Spieler Modus lief nicht besonders rund. 7 Wonders Duel änderte das aber grundlegend und ist seitdem ein Maßstab für 2 Spieler Spiele.

Ähnlich war auch unser Fazit für das Spiel Eine Wundervolle Welt. Zu dritt und viert funktionierte der Drafting-Mechanismus perfekt, zu zweit aber leider deutlich weniger. Diesen Mangel auszumerzen hatten sich die Verlage La Boite de Jeu/ Kobold Spieleverlag und Frédéric Guérard als Autor auf die Fahnen geschrieben und präsentierten zwei Jahre später mit Ein wundervolles Königreich ein reines 2-Personen Spiel mit Solo-Modus, welches zwar grundlegend die identischen Spielmechanismen wie sein Vorläufer verwendet, in wichtigen Punkten davon jedoch abweicht und zudem in einem komplett veränderten thematischen Setting spielt.
Als Herzöge versuchen die Spieler ihr jeweiliges Reich, welches in einer mittelalterlich-fantastischen Welt liegt, besser auszubauen als der Gegner und damit den eigenen Anspruch auf den Königsthron zu rechtfertigen. Zu diesem Zweck müssen Gebäude errichtet, Schätze gefunden und ein effektives Ressourcenmanagement in Gang gebracht werden. Derjenige Spieler, dem das am besten gelingt und am Ende des Spiels mehr Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.
Der grundlegende Spielablauf von Ein wundervolles Königreich ist mit dem des Vorläufers Eine Wundervolle Welt weitestgehend identisch. Wer allerdings noch gar nicht weiß, worum es in dem Spiel eigentlich geht, kann die zugehörige Rezension lesen, denn ich werde hier vorwiegend auf die Änderungen eingehen.
Jede Partie läuft über vier Runden, welche wiederum aus jeweils drei Phasen bestehen: Auswahl-, Planungs- und zuletzt die Produktionsphase. Die wichtigsten Änderungen des Spiels finden sich in der Auswahlphase. Hier wurde der Draftmechanismus gegen einen Auswahlmechanismus ausgetauscht. Zudem gibt es verschiedene Module in den Bereichen Bedrohung, Unterstützung und Missionen. Für jede Partie müssen die Spieler eines der Module wählen. Diese verändern das Spielgefühl und den Spielablauf deutlich. Bedrohungsmodule gibt es in fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Sie ersetzen die Katastrophenkarten und müssen durch den Einsatz von Soldatenplättchen aktiv bekämpft werden da sie sonst deutlichen Einfluss auf das Spiel nehmen können.
Unterstützungsmodule gibt es ebenfalls in fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Sie ersetzen die Schatzkarten und spielen sich deutlich weniger destruktiv als die Bedrohungsmodule.
Missionsmodule bringen eine zusätzliche Siegbedingung ins Spiel denn hier kann nur derjenige Spieler gewinnen der alle Missionsziele des jeweiligen Moduls erfüllt hat. Auch diese Module gibt es in fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen
Ins Spiel selbst startet jeder Spieler mit sieben zufälligen Entwicklungskartenkarten und nimmt pro Runde zusätzlich eine Katastrophenkarte auf die Hand. Als Startauslage liegt eine zufällige Karte in jedem der beiden Auswahlbereiche. Der Startspieler kann nun zwei seiner Handkarten beliebig und offen auf die beiden Bereiche verteilen oder aber eines seiner zwei Fallenplättchen ausgeben, um eine Karte verdeckt auszulegen. Ob das nun eine Katastrophen- oder eine normale Entwicklungskarte ist, kann er selbst entscheiden. Der Gegenspieler wählt eine der beiden Seiten und nimmt alle dort ausliegenden Karten und legt sie verdeckt vor sich ab. Dabei kann der gewählte Auswahlbereich aber auch vollkommen leer sein. Die Karten im anderen Auswahlbereich bleiben so lange liegen bis dieser Bereich von einem der beiden Spieler gewählt wird. Danach ist der andere Spieler mit dem Auslegen von zwei seiner Handkarten an der Reihe. Das geht so lange, bis zum Schluss beide Spieler ihre acht Handkarten ausgelegt haben. Wie viele Karten sie nun jedoch zum Beginn der Planungsphase auf der Hand halten, hängt ganz allein von ihren Entscheidungen während der Auswahlphase ab.
Die nachfolgende Planungsphase läuft weitestgehend identisch zu Eine wundervolle Welt ab. Gleichzeitig überprüfen die beiden Spieler, ob sie die gewählten Karten bauen oder recyceln wollen. Schatzkarten werden in jedem Fall recycelt, gewähren dafür aber zwei Ressourcen. Durch Recycling erhaltene Ressourcen können sofort für im Bau befindliche  Entwicklungen genutzt werden. Wenn das nicht möglich ist müssen sie auf der Herzogtum karte gelagert und bei Ansammlung von fünf Ressourcen in ein Krystallium umgewandelt werden. Katastrophenkarten werden offen ausgelegt und geben am Spielende Minuspunkte.
Danach folgt auch schon die Produktionsphase. In der Reihenfolge weiß, lila, gelb und blau werden die die Produktionen der einzelnen Ressourcen beider Spieler verglichen. Die so produzierten Ressourcen können sofort zum Bau weiterer Entwicklungen verwendet werden. Derjenige Spieler der die meisten Ressourcen einer Art produziert kann als Bonus ein Soldatenplättchen erhalten. Nach vier Spielrunden endet die Partie und es werden die Siegpunkte gezählt. Derjenige Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt die Partie.

Spieletester

01.11.2022

Fazit

Da ich Eine Wundervolle Welt schon oft gespielt, und mir der Spielprinzip-Mix aus Engine Builder und Set Collection durchaus gefallen hatte, war ich nach den Informationen im Vorfeld schon sehr gespannt auf die 2-Spieler Variante.
Kenner des Vorgängers fühlen sich sofort heimisch. Die grundlegenden Spielmechaniken sind identisch und die Neuen fügen sich harmonisch ein. Außerdem mag ich persönlich das thematische Grafik-Setting des Fantasy Mittelalters ein wenig mehr. Die Materialausstattung ist wieder reichhaltig und auf hohem Niveau, wenngleich dieses leider nicht komplett durchgehalten wird. Der Rundenmarker ist echt ein Witz und auch für die Missionsmarker hatte man anscheinend keine gestalterische Idee mehr.
Dadurch, dass zu jeder Partie immer einem Modul hinzugenommen werden muss, kann man schon im Vorfeld die grundlegende Ausrichtung der Partie bestimmen. Eher deutlich konfrontativer und destruktiver durch die Bedrohungsmodule, gefühlt belohnender durch die Unterstützungsmodule oder taktischer durch die Missionsmodule. Auf alle Fälle erhöhen sich durch die Module Varianz und Wiederspielreiz enorm. Gleichzeitig hat aber auch jedes einzelne Modul und jede Modulart Sonderregeln die erst einmal verstanden uind dann auch angewendet werden müssen. Dadurch geht vom leichten Flow des Grundspiels einiges verloren.
Die Änderung vom Drafting hin zur Auswahl macht spielerisch im Bezug auf die Spielerzahl viel Sinn, kann gleichzeitig aber das Spiel aufgrund des hohen Grübelpotentials deutlich verlängern. So waren Spielzeiten von rund zwei Stunden bei uns keine Seltenheiten. Gefühlt dauert das aber für diese Art von Spiel deutlich zu lange.
Neben der normalen Laden-Version des Spiels gibt es auch noch die Legenden-Version. Bei dieser fallen zuerst etliche Material-Upgrades auf, ohne dabei aber leider den vorgenannten Kritikpunkt bezüglich des Materials zu beheben. Zusätzlich sind zwei weitere Missionsmodule, vier Unterstützungkarten und vier Bedrohungsmodule enthalten, die allesamt den hohen Schwierigkeitsgraden zuzuordnen sind. Der signifikanteste Unterschied besteht jedoch aus dem Eroberungsmodul. Dieses ist eher strategisch angelegt, denn auf einem separaten Spielplan werden Armeen platziert und in einer zusätzlichen Eroberungsphase bewegt. Dadurch können auf der Landkarte Felder eingenommen werden, die wiederum zusätzliche Bonusaktion ermöglichen und Siegpunkte ausschütten.
Mit Ein wundervolles Königreich ist den Verlagen La Boite de Jeu/ Kobold Spieleverlag eine sehr gute Ergänzung von Eine Wundervolle Welt gelungen. Beide Spiele können problemlos nebeneinander in der eigenen Spielesammlung bestehen. Wer also mit dem als hauptsächliches Problem genannten erhöhten Grübelfaktor leben kann, findet hier ein sehr gute ausgestattetes 2 Personen Spiel mit hoher Interaktion sowie einem fordernden Solo-Modus. Durch die vielen Modularten und deren unterschiedliche Schwierigkeitsstufen lässt sich jede einzelne Partie sehr individuell einstellen und erhöht dadurch den Wiederspielreiz enorm. Der grundlegende Spielablauf ist schnell erklärt, trotzdem ist die Spieltiefe recht hoch, die Lernkurve steil und auch mit einem gewissen Konfrontationsgrad sollte man umgehen können.
Alles in allem ist Ein wundervolles Königreich jedoch eine wirkliche Empfehlung und wenn möglich, dann bitte auch gleich in der Legenden-Version!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • sehr hohe Varianz und Wiederspielreiz
  • Hoher Interaktionsgrad
  • Schneller Spieleinstieg
  • passende Grafik
  • kann mit dem Vorgänger problemlos zusammen im Regal stehen

Minus

  • hohe Downtim im 2-Spieler Modus möglich
  • Nix für Grübler und Optimierer
  • Material leider nicht konsequent auf identisch hohem Niveau
  • schlechte Materialqualität der Karten

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 2
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Grafiker: Anthony Wolff
Zubehör:

Grundspiel:
Spielplan
Spielregel
2 Herzogtumkarten
70 Entwicklungskarten
10 Schatzkarten
8 Katastrophenkarten
26 Bedrohungskarten für 4 verschiedene Bedrohungsmodule
14 Unterstützungskarten für Unterstützungsmodul
90 Ressourcenwürfel (Kunstsoff, 20x weiß, 20x Lila, 20x gelb. 20x blau, 10x rot)
30 Soldatenplättchen
4 Fallenplättchen
2 Spionageplättchen
4 Diebstahlplättchen
3 Missionstafeln
8 Erfüllt-Plättchen
Rundenzähler
Abwischbare Wertungstafel
Abwischbarer Stift

Legenden Ausgabe:
(enthält zusätzliches Spielmaterial und Material-Upgrades)

Großer Spielplan (zusätzlich)
Spielregel
6 zusätzliche Herzogtumkarten
5 zusätzliche Entwicklungskarten
16 zusätzliche Bedrohungskarten für weitere 4 Bedrohungsmodule
4 zusätzliche Unterstützungskarten für das Unterstützungsmodul
30 Soldatenplättchen (Holz Upgrade)
6 Fallenplättchen (Metall Upgrade)
2 Spionageplättchen (Metall Upgrade)
3 Illusionsplättchen
2 zusätzliche Missionstafeln
24 Armeefiguren (Holz, jeweils 12x rot, 12x blau)
3 doppelseitige Eroberungsspielpläne
6 Aufbewahrungsschachteln (Pappe)
6 Vorratsschalen (Kunststoff)

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