Gutenberg

Wo gehobelt wird fallen Späne.
Wo gedruckt wird spritzt die Tinte.
Wo Gutenberg gespielt wird rauchen die Zahnräder.

Gleich vorweg:
Die Spielregel ist großartig.
Sie ist exzellent geschrieben, regelt alle Details in vorbildlicher Art und Weise und vermittelt nebenbei sogar Wissen zu den Themen Buchdruck und Druckerhandwerk.
So wünscht man sich das als Spieler.

Vom Lehrling...

Die Druckmaschine wurde in Teilen geliefert.
Die Achsen der Zahnräder müssen zuerst - mit etwas Gewalt - in das persönliche Druckereitableau implementiert werden. Darauf werden später die drei Zahnräder montiert, die möglichst sinnvoll aufeinander abgestimmt sein sollten. Dass auf die Drehrichtung zu achten ist versteht sich von selbst.
Das erste dreht sich im Uhrzeigersinn, das zweiten gegen und das dritte wieder im Uhrzeiger.
Zu Beginn hat man aber keines, die Maschine entsteht erst Zug um Zug.

Das Druckereitableau zeigt vier Spezialisierungsleisten.
Es sind jene für Schriftsatz, Holzschnitt, Buchbindung und Buchschmuck.
Verbesserungen auf diesen Leisten bringen einerseits am Spielende Punkte, andererseits unmittelbar kleine Vergünstigungen.

Das große Ziel von uns Lehrlingen besteht aber darin, möglichst viele Aufträge möglichste komplett zu erledigen.

Die Auftragslage

Zwei Aufträge stoppelt sich jeder bei Spielbeginn zusammen, weitere holt man sich bei Bedarf vom Spielplan.
Aufträge bestehen immer aus zwei Teilaufträgen, der Druckkarte einerseits und einer aus den aktuell verfügbaren dazu kombinierten Veredelungskarte.
Diese beiden Teile gehören ab der Auftragserstellung untrennbar zusammen.
Die Druckkarten geben gewisse Buchstaben vor, die man besitzen muss, um das gewünschte zu drucken.
Der Buchstabenvorrat ist auf o,a,i und u begrenzt und symbolisch druckt man aaio oder oaoaiu.
Werden mehr Buchstaben benötigt, gibt es mehr Punkte dafür.
Die Lettern verbrauchen sich dabei nicht und stehen für weitere Aufträge zur Verfügung.
Aber nicht in dieser Runde, mehrere Aufträge in einer Runde zu erledigen benötigt mehr Buchstaben.
Die Veredelungen - sie bringen Punkte oder Geld - sind stets in zwei Teile gesplittet. Erfüllt man einen ist es gut, erfüllt man beide ist der Auftraggeber extrem zufrieden und belohnt mit einem Bonus.

Wie kommt man an Ressourcen?

Dazu dreht man - außer im ersten Zug, weil man noch kein Zahnrad hat - das oberste seiner drei Zahnräder um einen 120Grad-Sektor im Uhrzeigersinn und bekommt, was der aktive Zahnradbereich zeigt. Später dann für zwei oder sogar für alle drei Zahnräder.
Danach plant jeder hinter seinem Sichtschirm die Aktionen. Dazu teilt man seine Planungsmarker - man hat je nach Spielreihenfolge sieben bis zehn zur Verfügung - auf die fünf Aktionsmöglichkeiten auf. Nicht jede Aktion muss bestückt werden, es bleiben dann mehr Marker für andere Aktionen und es wird wahrscheinlicher, die gewünschte dann früher ausführen zu dürfen.
Weil der Startspieler bei Gleichstand den Vortritt hat, muss er mit den wenigsten Markern auskommen.

Ist die Planung fertig, wird die Planungstafel von oben nach unten abgewickelt.
Auch der Spielplan spiegelt diese Reihenfolge und dient hauptsächlich zur Bevorratung der Betriebsmittel sowie als Siegpunktleiste.

Es werden Aufträge gewählt, danach Tinte besorgt, Spezialisierungen entwickelt, die Druckerei mit einem Zahnrad verbessert und zuletzt wird Gunst erhalten. Immer vorausgesetzt, man hat bei einer Option einen Marker deponiert.
Ohne Marker, keine Aktion.
Erstzugriffsrecht hat immer der Spieler mit den meisten Markern, Gleichstände werden beginnend beim aktuellen Startspieler im Uhrzeigersinn abgehandelt. In den meisten Fällen ist früher Zugriff von Vorteil. Will man unbedingt als erster Spieler einen Auftrag zusammenstellen und annehmen, muss man eben mehr Planungsmarker dafür ausgeben. Es geht nicht immer alles, kalkuliertes Risiko hilft Marker zu sparen.

Weil der Mechanismus der Zahnrad gesteuerten Druckerpresse nicht nur spannend und innovativ sondern auch lukrativ ist, muss man auch bei der Option "Druckerei verbessern" zumindest dreimal im Spiel mitbieten um seine Maschine zu pimpen. Je früher, desto besser. Weil in jedem der sechs Runden nur ein Zahnrad gekauft werden kann, pressiert es schon ein wenig.
Zahnräder bringen Ressourcen, Rabatt beim Letternkauf, erlauben den Zahnradtausch, belohnen Aufträge mit speziellen Voraussetzungen und so weiter.

Den Abschluss der Aktionen bildet der Besuch bei Gönnern, die ihre Gunst erweisen. Das ist allerdings erst ab Runde drei möglich und es bedarf stets der Erfüllung zweier Bedingungen. Dafür bekommt man den Gunstbeweis, der sich am Spielende mit satten 8 Ruhmespunkten pro Gunst niederschlagen.

...zum Gesellen...

Am Ende jeder Runde dürfen Aufträge erfüllt werden.
Lettern sind nur vorzuweisen, Tintenplättchen müssen üblicherweise abgegeben werden.
Dafür gibt es Geld und Punkte.
Fehlt für die Erfüllung eines Auftrags ein Buchstabe, kann man ihn jederzeit erwerben.
Drei bekommt man bei Spielbeginn - man wählte sie wohl passend zu den Startaufträgen - der vierte kostet 4 Gulden, der fünfte 5 Gulden und so weiter. Allzu toll bestückt muss die Druckerpresse nicht sein, klüger ist die Wahl der Aufträge passend zu den schon vorhandenen Lettern.

...und zum Meister.

Die Vorbereitung der nächsten Runde beginnt mit dem Bestücken des Spielplans wie bei Spielbeginn.
Danach gibt jeder einen seiner Planungsmarker an den aktuellen Startspieler, der dann den Startspielermarker eine Position weitergibt. Mit diesem klugen Mechanismus - sowas mag ich einfach - ist sichergestellt, dass der neue Startspieler wiederum nur 7 Planungsmarker hat.

Nach sechs Runden wird abgerechnet.
Zu den im Lauf des Spiels gesammelten Punkten kommen noch jene für hohe Spezialisierungsstufen, für erworbene Gönnerkarten und zuletzt bringen jeweils 3 Gulden einen Punkt.

Weitere Details habe ich verschwiegen, es soll ja noch was zu entdecken geben.
Und zu entdecken gibt es noch eine ganze Menge.

Spieletester

12.09.2022

Fazit

GUTENBERG ist ein schönes und thematisch gut aufbereitetes Spiel mit tollem Material.
Die nicht nur mechanisch sondern auch spieltechnisch verschränkten Zahnräder sind ein Hingucker und Hirnverzwirbler.
Die einzelnen Optionen sind klar und deutlich, was jedoch wann zu tun ist lässt viele Überlegungen zu.
Einen Plan B sollte man immer im Talon haben.
Was mir auch gefällt ist die Änderung der Wichtigkeit der Aktionen.
Hat man drei Zahnräder, ist die Option nur mehr für den Zahnradtausch interessant.
Der Erwerb einer Gönnerkarte jedoch ist erst ab Runde drei möglich.

Was man natürlich wissen muss: Die erste Partie wird unter 150 Minuten nicht zu schaffen sein.
Für die Erklärung der Spielregel muss man eine weitere Stunde addieren.
Haben die Spieler die Abläufe verinnerlicht, ist eine Reduktion der Spieldauer auf 30 Minuten pro Spieler möglich.

Die Solo-Variante - es hat sich eingebürgert sie Automa zu nennen - funktioniert mit recht wenigen Änderungen. Zudem kann der Automa-Mechanismus im Spiel zu zweit einen dritten und im Spiel zu dritt einen vierten Spieler ersetzen. Das funktioniert natürlich nur weil die Solo-Variante das Spiel selbst nicht verändert. Diese Kombinationsmöglichkeit des Solo-Mechanismus mit dem Mehrspieler-Spiel kenne ich in dieser Form noch nicht.
Das gefällt!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Wunderbare Spielanleitung
  • Großartiges Material
  • Toll umgesetztes Thema
  • Schön verzahnte Mechanismen
  • Kluge Detailabläufe
  • Sehr variabel
  • 10 Charaktere bringen Sonderfähigkeiten ins Spiel
  • Tolles Glossar mit Lebenslauf der Charaktere
  • Solo-Variante verfügbar und mit Mehrspieler-Spiel kombinierbar

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 42,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Verlag: HUCH & friends
Grafiker: Rafal Szlapa
Zubehör:

1 doppelseitiger Spielplan
4 Druckereitableaus
4 Planungstafeln
4 Sichtschirme
10 Charakterplättchen
50 Druckkkarten
50 Veredelungskarten
10 Spezialisierungskarten
40 3D-Lettern aus Holz
1 Startspielerplättchen
16 Gönnerkarten
8 Letternplättchen (Ersatz aus Karton)
8 Spielerscheiben (2 in jeder der 4 Spielerfarben)
12 graue Steine (werden als Zahnradachsen verwendet)
32 Zahnräder
12 Plättchen für verwendete Zahnräder
48 Tintenplättchen
- 12 blaue
- goldene
- silberne
- rote
20 Spielermarker (5 in jeder der 4 Spielerfarben)
34 Planungsmarker
1 Rundenmarker
57 Gulden
1 Beutel
Spielanleitung

für das Solo-Spiel:
10 Planungskarten
4 Aktionskarten

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