Lunar Command

Legobaukästen sind top. Spiele von Reiner Knizia sind in den meisten Fällen ebenfalls top. Was sollte also bei einer Verbindung dieser beiden Komponenten eigentlich schief gehen?

Ein Gerücht ging um in der Gemeinschaft der Spielbegeisterten. Lego wollte seine Produktpalette erweitern und Spiele entwickeln. Das Prinzip des Legobausteinkastens mit guten Spielideen kombinieren. Dafür sollte kein Geringerer als Reiner Knizia Sorge tragen. Langsam, aber stetig, tröpfelten die ersten gesicherten Nachrichten ein. Gleich neun Spiele und ein Kreativ – Baukasten würden es werden. Es dauerte auch nicht lange, da tönten die ersten Unkenrufe: „Das ist zu viel auf einmal, Lego übernimmt sich.“ Mittlerweile sind die Spiele in der avisierten Vielfalt auf dem Markt. Beim vorliegenden „Lunar Command“ geht es thematisch ab in den Weltraum. Das Cover ist ansprechend gestaltet und zudem verspricht die Verpackung des Spieles vollmundig ein packendes Strategiespiel für zwei Spieler. Herz, was willst Du mehr?

Die Größe der Spielverpackung lässt Großes vermuten und so klappt nach dem Öffnen derselben schon mal der ein oder andere Kinnladen der Spieler herunter. Viel viel Luft, immerhin eine große Grundplatte und ganze drei magere Tütchen mit insgesamt nicht einmal 300 Legobausteinchen, eine Bauanleitung und eine Spielregel in vier Sprachen. Der nachfolgende und notwendige Zusammenbau der Teile als Spielvorbereitung gestaltet sich auch nicht sonderlich fordernd, kreativ oder gar spaßig. Im Gegenteil, vielfach ist stupides Abarbeiten angesagt, um die vielen gleichförmigen Spielbestandteile zusammen zu bauen. Mehrmals möchte man sich das sicher nicht antun. Insofern würden die Spielteile für eine neuerliche Runde zusammengebaut bleiben und das Element des Zusammenbauens vor dem Spiel wegfallen.

Nun dann bleibt ja noch das Herzstück, das von Reiner Knizia erdachte Spiel. Allein, es findet sich kein Hinweis auf den Autor. Weder auf dem Cover, noch auf oder in der Spielregel. Dabei wäre doch der Name allein schon ein gutes Zugpferd, was den Verkauf der Spiele ankurbeln sollte. Warum sollte sich Lego dieses entgehen lassen?

Die Ernüchterung kommt nach den ersten Probepartien. Was als packendes Strategiespiel angekündigt wurde, kommt als uninspirierte und glücksbetonte Würfelorgie daher. Zwei Spieler sollen in einen Wettstreit treten, welcher von ihnen am schnellsten eine Raumbasis errichten und die Rakete starten kann. Ein eigens gestalteter und innovativer Legowürfel, welcher in allen Spielen von Lego Verwendung findet und individuell angepasst werden kann, gibt vor, welche Bauelemente verwendet werden dürfen. Die Spieler sollen durch das Einsetzen von Bauteilen durchgehende Bereiche bilden, in welchen Spielfiguren eingeschlossen und gewertet werden können. Gestört werden kann der reibungslose Bauablauf zudem durch vom gegnerischen Spieler kontrollierte Ufos, welche bestimmte Bereiche oder Figuren lahm legen können. Die Spielfiguren, hier im Spiel Roboter und Astronauten, sind allerdings sehr klein und fusselig geraten, wie auch die gesamte Größe des Spielplanes nicht zur Erbauung beiträgt. Die Spielregel ist so knapp und einfach gehalten, dass sie auf eine A5 Seite passt. Auf einer weiteren A5 Seite wird dann der Spieler mehrfach dazu aufgefordert, eigene Spielregeln zu erstellen und diese auch noch an den Verlag zu senden. War die Einfachheit des Spieles und der fehlende Spielwitz Lego vielleicht sogar peinlich bewusst und sollte mit Hilfe einer „Die Spieler dürfen kreativ tätig werden“-Aktion verbrämt werden?

Nach dem „Genuss“ dieses „Spiels“ drängt sich der Verdacht leider geradezu auf, dass der Verlag hier mit dem minimalen Einsatz von ein paar Legosteinen aus den allgemeinen Serien und einer halbgaren Spielidee kräftig Kasse machen möchte, denn der Preis des Spieles liegt im Bereich eines gut funktionierenden und reichlich ausgestatten Brettspieles und ist keineswegs als angemessen zu bezeichnen. Jeder Legobaukasten ist anspruchsvoller und jedes einfache Mensch, ärgere Dich nicht Spiel spannender. Die Hoffnung der Spieler, dass hier ein kreativer Baukasten mit einem gut funktionierendem Spielprinzip verschmolzen worden ist, hat sich, zumindest was dieses Spiel betrifft, leider auf das Deutlichste zerschlagen.

Das

Spieletester

12.12.2009

Fazit

kann dann auch nicht eindeutiger ausfallen: Finger weg!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Lego
Genre: Glück
Zubehör:

Spielregel, Bauanleitung, Lego Würfel, Große Grundplatte, Cirka 300 Seriensteine

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