Dr. Jekyll & Mr. Hyde

Die Story kennt wohl so gut wie jeder:
Der Wissenschaftler Dr. Jekyll will das volle Potential des Menschseins ausfüllen, bastelt ein bisschen in seinem Labor herum, spritzt sich selbst das zusammengebraute Serum und wird daraufhin zeitweise zum monströsen Mr. Hyde. Irgendwann merkt er, wie er die Kontrolle über sein "anderes Ich" verliert, was auf direktem Weg zu den daraus resultierenden Konsequenzen führt.
Wie man aber aus so einer Story ein Stichspiel macht, ist da schon wieder ein anderes Thema...


Das Spiel:

Das Spiel ist prinzipiell für 4 Spieler gedacht. (Es gibt auch eine Regel für 3 Spieler, aber die lassen wir jetzt mal da, wo sie hingehört, nämlich im Reich des Vergessens.) Jeweils zwei Spieler bilden ein Team, wobei (Überraschung, Überraschung) eine Partei den Dr. Jekyll und eine den Mr. Hyde spielt.

Dr. Jekyll & Mr. Hyde ist ein Stichkartenspiel. Das bedeutet, ein Spieler spielt eine Karte aus, die anderen Spieler müssen zugeben, die höchste Karte sticht. Einzige Ausnahme hierzu ist eine Karte namens "Verwandlung": Wird diese Karte in einen Stich gespielt, bleiben die ausgespielten Karten vorerst liegen. Der Spieler, der den nächsten Stich macht, sammelt dann die Karten aus BEIDEN Stichen ein.
Bei alldem sollten die beiden Teamkameraden jeweils versuchen, sich die guten Stiche gegenseitig zuzuschanzen.


Soweit, so althergebracht, in sehr essentiellen Dingen allerdings unterscheidet sich Dr. Jekyll & Mr. Hyde von den übrigen Stichkartenspielen auf dem Markt:

1. Es gibt keine "Farben":
Teilt das klassische Stichspiel seine Karten üblicherweise in unterschiedliche Farben (meistens 4) ein, die die Spieler zugeben müssen, so gibt es hier nur Karten für Dr. Jekyll und Karten für Mr. Hyde. Das Team, dass Dr. Jekyll verkörpert, darf nur Jekyll-Karten spielen, das Mr. Hyde-Team eben nur Mr. Hyde-Karten. Die Zusammenstellung der Karten ist dabei für beide Seiten gleich.

2. Ausspielen:
Nun kann es natürlich sein, dass ein Jekyll-Spieler keine Jekyll-Karten mehr hat, oder er von seinen Karten keine ausspielen will. Hier kommt die einschneidendste Neuerung des Spieles zum Tragen: Es ist erlaubt, einen ANDEREN Spieler zu zwingen, eine Karte für sich auszuspielen. Und das muss nicht zwingend der Teamkamerad sein.


Jede gestochene Karte bringt am Ende des Spieles Siegpunkte, wobei natürlich die stärksten Karten (die "Personen") weniger Punkte einbringen als die schwächeren Karten (die "Orte"). Zusätzlich gibt es noch Karten, die in keinem Fall stechen können, die sog. "Gesinnungen" bzw. "Taten". Diese aber multiplizieren die gesammelte Punktezahl und mindestens eine davon muss jede Partei machen, sonst wird mit "x0" multipliziert, d.h. es gibt keine Punkte.

Die Partei, die zuerst 1.000 Punkte sammelt, gewinnt.

Spieletester

02.12.2010

Fazit

Dr. Jekyll & Mr. Hyde gehört mit Sicherheit zu der Art Spiel, die die Genrekonventionen sprengen will. Das liegt hier - das habt Ihr Euch sicher schon gedacht - an der Möglichkeit, einen anderen Spieler zu zwingen, auszuspielen. Das ist meines Wissens ein neuartiges Konzept und eine durchaus spaßige Idee... allerdings auch eine Idee, auf die man sich einlassen muss. Denn das klassische Stichspielfeeling, vor allem aber das Moment des "Kartenhaushaltens", mit dem das Genre mit seinen besseren Vertretern arbeitet, wird von diesem Element natürlich gehörig strapaziert.

So nimmt es nicht Wunder, dass Dr. Jekyll & Mr. Hyde beim Publikum polarisiert:
Wer das klassische Stichspiel erwartet, reagiert eher verärgert, da das "Du spielst für mich aus"-Moment natürlich einen selbst für das Genre heftigen Glücksfaktor darstellt. Wenn man's nicht so extrem genau nimmt, ist Dr. Jekyll & Mr. Hyde dann doch ein Spiel mit einer witzigen Idee, die man vielleicht noch ein bißchen mehr ausreifen lassen hätte können, im Großen und Ganzen aber funktioniert. Es ist kein Spiel, dass ich pro Woche mindestens einmal spielen werde, aber so hin und wieder kommt dieses Spiel sicher auf den Tisch, wenn der Sinn mal etwas weniger auf Planung denn auf Glück steht.

Noch ein letztes Wort zur Spielerzahl: Wenn man Dr. Jekyll & Mr. Hyde spielt, dann wirklich nur zu viert. Die Regelvariante für drei Spieler ist genau so überzeugend wie die 3 Spieler-Variante von Inkognito. Und wie interessant die war, wissen wir wahrscheinlich alle...
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 10,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2002
Grafiker: Carsten Fuhrmann
Genre: Karten
Zubehör:

30 Karten
1 Spielanleitung

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