Der Schwarm

Gleich vorweg muss ich zugeben, das Buch von Frank Schätzing, das für dieses Spiel Lizenzgeber und Vorlage ist, nicht gelesen zu haben. Nicht, weil ich es nicht lesen wollte, die Liste meiner noch ungelesenen Bücher ist einfach zu lang um mir ein weiteres aufzuladen. Aber sei's drum, ein Buch ist ein Buch und ein Spiel ist ein Spiel und ein Spiel zum Buch muss auch ohne Kenntnis vom Buch spielbar und zu genießen sein, sonst stimmt ohnehin damit etwas nicht.

Gelesen hingegen habe ich natürlich die Spielanleitung. Dazu seien mir, noch ohne dem Wissen, wie es sich tatsächlich spielt, ein paar Vorbemerkungen erlaubt. Der Spielplan zeigt das Meer, begrenzt von 4 Landmassen in den 4 Himmelsrichtungen. Rundherum läuft die Kramerleiste, wo soll sie auch sonst laufen. Das Meer wird vorbereitend durch verdeckte Schwarmplättchen abgedeckt und dann von Schiffen, die von den Forschungsstationen aus in See stechen, auf- und damit entdeckt, was drunter steckt. Die gefundenen Schwarmplättchen, es gibt 2'er, 3'er und 4'er, sie haben also eine Verbindung zwischen zwei Seiten (eine gerade Schienenverbindung), zwischen drei Seiten oder zwischen 4 Seiten (eine normale Schienenkreuzung). Warum ich Schienen erwähne? Die Plättchen werden so gelegt, dass Wege von eigenen Forschungsstationen zum Zentrum des Spielplans, der Schwarmkönigin, entstehen. Dabei dürfen Plättchen durch höherwertige Plättchen überbaut werden, der aktuelle Weg muss bestehen bleiben. Kennt man doch von Linie 1 von Stefan Dorra, daher die Anspielung an Schienen. Anders als bei Linie 1 und auch anderes als im Buch, soviel habe ich mich informiert, kann man hier den anderen Spielern Gefahren auf den Hals hetzen. Verrückte Wale, steuerbare Tsunamis und Killerkrebse. Letztere bewegen sich im Uhrzeigersinn auf den Landmassen. Unsinn, das wissen doch schon Kinder, die einmal Krebse im Bergbach fangen wollten, Krebse bewegen sich bevorzugt und im Eiltempo nach hinten, GEGEN den Uhrzeigersinn wäre die stimmigere Richtung gewesen und für das Spiel hätte es nichts geändert, denke ich. Dass man im Spiel etwas schizophren zwischen den Rollen als Forscher und als Katastrophe hin und her springt, gefällt mir persönlich nicht. Schon gar nicht, dass man die Gegner, die eigentlich auch nach der Ursache des Schwarms suchen, mit einem Tsunami bekämpft. Etwas geschmacklos und irgendwie konstruiert, wie überhaupt das ganze Spiel. So scheint es, als hätte man die gekaufte Lizenz mit allen Mitteln auch umsetzen wollen und vielleicht auch müssen. Zusätzlich bringen die erzeugten Gefahren dem Erzeuger FP (Forschungspunkte), die dem Geschädigten abgezogen werden. Gesteuert wird das Spiel durch Aktionskarten, die käuflich gegen FP zu erwerben sind. Bei Zwischenwertungen bekommt man wieder FP. Schauen wir mal, ob der schöne Spielplan und das gute und üppige Material mithelfen können, meine Skepsis zu überwinden, denn ehrlich gesagt, meine Erwartungen an das Spiel sind eher gering.

Je nach Anzahl der Spieler kommen mehr oder weniger Aktionskarten ins Spiel und werden an den Rand des Spielplans, neben farblich markierte Plätze, gelegt. Die 5 Katastrophenfiguren werden bereitgelegt, ebenso die 4 Karten mit den Sonderfähigkeiten. Jeder Spieler bekommt sein Material (6 Forschungsstationen, 7 Forscher, 3 Schiffe) und setzt eine Forschungsstation mit einem Forscher auf ein beliebiges Landfeld, es gibt auch vorgeschlagene Startpositionen. Ein Startspieler wird ermittelt und los geht es.
In jeder der drei oder vier Runden (je nach Spieleranzahl) werden zuerst die Aktionskarten erworben, die vorderste am "Markt" ist stets gratis, jede Position weiter hinten kostet 1 FP. So muss etwa für die dritte Karte mit 2 PF bezahlt werden. Sind alle vergeben, auch die Karten zur Bestimmung der Reihenfolge in der Aktionsphase und je eine wählbare Sonderkarte (Schutz vor Katastrophen, schnelleres Schiff, goldenes Schwarmplättchen), werden die erworbenen Karten gespielt und ausgeführt. Schiffe werden eingesetzt und gezogen und damit Plättchen erforscht, die aufgedeckt vor den Spieler gelegt werden. Forschungsstationen werden errichtet und Forscher eingesetzt. Schwarmplättchen werden ausgehend von Forschungsstationen wieder zurück ins Meer gesetzt (nur so viele, wie der Spieler Forscher auf dem Plan hat). Eingesetzte Schwarmplättchen werden mit Bojen markiert und gewertet. 2 Punkte für ein Plättchen mit 2 verbundenen Kanten, 1 Punkt für 3 verbundene Kanten, 0 Punkte für eine Kreuzung (womit wir bei Linie 1 gelandet wären). Diese Plättchen dürfen von anderen Spielern überbaut werden. Ein 2’er durch ein 3’er oder 4’er, ein 3’er durch ein 4’er. Dann dürfen dieses Plättchen beide Spieler verwenden. Egal ob darauf Figuren oder Katastrophen liegen. Die Katastrophen sind auch wirklich solche. Steuerbare Wale und Tsunamis und ein Killerkrebs, der unmotiviert an Land herumläuft. Erwischt eine dieser Figuren ein gegnerisches Schiff oder eine Station, kostet das FP, die der böse Wissenschaftler bekommt. Na ja. Eigene Schiffe und Stationen bleiben verschont. Noch nie was von SELEKTIVEN TSUNAMIS gehört?
So spielt man 3 oder 4 Durchgänge, deckt auf, legt hin, spielt Aktionskarten und wartet auf den Killerwal, der Spieltisch, Spielbrett und Spieler verschlingt, auf dass das Spiel endlich aus ist. Gewertet werden dann, im Bauch von Jonas wenn er alles verschluckt hat, Verbindungen von den Forschungsstationen zur Schwarmkönigin, verbundene Spielplanseiten, günstig postierte Schiffe.


Spieletester

15.06.2009

Fazit

Der Schwarm, habe ich mir von Kollegen sagen lassen, ist ein großartiges Buch, ein wirkliches Highlight. Leider kann ich das vom Spiel zum Buch nicht sagen. Es wirkt uninspiriert, als reine Auftragsarbeit, verkrampft und ohne Spielwitz. Sorry, aber mit diesem Spiel hat das Duo Kramer/Kiesling nichts geschaffen, das an den Erfolg des Buchs anschließen kann. Bestenfalls wird es im Sog ein wenig mitgeschleppt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Verlag: Kosmos
Zubehör:

Spielplan, 12 Schiffe in 4 Farben, 24 Forschungsstationen in 4 Farben, 4 Reihenfolgesteine, 4 Übersichtstafeln, 59 Schwarmplättchen, 24 Aktionskarten, 28 Forscher in 4 Farben, 112 Bojen in 4 Farben, 4 Punktezählsteine, 5 Gefahrenfiguren (Krebs, 2xWal, 2xTsunami), 4 goldene Schwarmplättchen, Spielanleitung

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