Batavia

Batavia, heute Jakarta und damit die Hauptstadt der Republik Indonesien, war im 17. Jahrhundert der Hauptsitz des Generalgouverneurs der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Doch nicht nur die Niederlande, sondern auch England, Dänemark, Schweden, Frankreich, Portugal, Österreich und sogar Preußen hatten solch eine Kompanie gegründet. Das Hauptaugenmerk dieser Handelsgesellschaften lag im Gegensatz zu der damals vorherrschenden Kolonialpolitik nicht auf dem Erwerb von Grundbesitz und Schätzen, sondern einzig und allein auf einem maximalen Handelsgewinn. Die fünf größten und wichtigsten Handelsgesellschaften, Niederlande, England, Dänemark, Schweden und Frankreich, liefern sich in Batavia einen erbitterten Kampf um sieben kostbare Handelswaren wie z.B. Baumwolle, Tee oder Porzellan.

Wenn man Batavia zum ersten Mal in den Händen hält, ist man erst einmal regelrecht sprachlos ob der wunderschönen Grafik auf Cover und Spielplan aus der Feder von Michael Menzel und dem stimmigen Material, welches das Spiel abrundet. Optisch und haptisch so angefixt, kann man es kaum erwarten mit dem Spiel zu beginnen, ist doch das aufgebaute Spiel ein wahrer Augenschmaus.

Anders als gedacht, übernimmt nicht jeder Mitspieler eine Ostindienkompanie, sondern besucht als unabhängiger Kaufmann die Handelsstationen der fünf Kompanien, um so viele Waren einer Art wie möglich einzukaufen und damit Monopolstellungen zu erlangen, welche sich in klingender Münze auszahlen.

Auf dem Schiffsweg entlang der Küste Südostasiens werden die insgesamt 35 Handelsstationen (5 Kompanien mit jeweils sieben Warengruppen) verdeckt ausgelegt. Der Schiffsweg ist in 5er Zonen aufgeteilt. Hier muss darauf geachtet werden, dass innerhalb einer Zone niemals mehrere Handelsstationen desselben Landes liegen dürfen. Die Sichtweite des ersten Kaufmannes (Plättchen werden offen gelegt) reicht immer bis in die nächste Zone. Gezogen wird mittels Schiffskarten, welche ersteigert werden können. Alle Spieler erhalten zu Beginn des Spieles die gleiche Menge Geld, die Gesamtmenge bleibt, trotz stets wechselnder Verteilung, im ganzen Spiel konstant.

Vor jeder Spielrunde wird durch den Startspieler erwürfelt, wie viele Schiffskarten er versteigern darf. Die Schiffskarten sind den einzelnen Kompanien zugehörig und berechtigen den Eigner der jeweilig ausliegenden Mehrheit, den nächsten Handelsstützpunkt dieser Kompanie zu besuchen. Zu Beginn des Spieles haben alle Spieler einen Grundstock von 10 dieser Karten. Der Sieger der Versteigerung zahlt sein Gebot gleichmäßig an alle Mitspieler aus, erhält die Schiffskarten und ist zudem Startspieler in der nächsten Runde.

Jetzt führen alle Spieler nacheinander ihre Aktionen aus. Dabei kann man zum einen verdeckt zwei Schiffskarten ziehen, beendet damit aber den Zug. Oder aber, man spielt beliebig viele seiner Schiffskarten, um damit die Mehrheit einer Kompanie zu festigen oder um eine Mehrheit zu erringen. Auf einer Tabelle werden nun die Anzahl der ausliegenden Schiffskarten der jeweiligen Kompanien separat eingetragen. Alle ausliegenden Schiffskarten aller Nationen zusammengerechnet, ergeben einen Indikator für das Interesse der hiesigen Piraten. Je mehr Schiffe unterwegs sind, je größer ist natürlich auch das Interesse der Piraten. Sollte es geweckt worden sein, vernichten die beutegierigen Korsaren alle Schiffe der Kompanie mit der größten Flotte. Erst jetzt kann die Kaufmannsfigur weiter bewegt werden und zwar auf die nächste Handelsstation derjenigen Nation, über deren Flottenmehrheit der Spieler gebietet. Hier wird immer genau eine, von insgesamt sieben zur Verfügung stehenden Waren, angeboten. Der Spieler erhält das Warenplättchen und kann eine Kiste in dem entsprechenden Warenkontor einlagern, um möglichst eine Monopolstellung zu erlangen.

Es zeichnet sich schnell ab, dass es von großem Vorteil ist, möglichst viele Handelsstationen unterschiedlicher Nationen anzulaufen. Nur so kann man zum einen mehrfach Waren der gleichen Art erwerben, zum anderen aber auch Warenplättchen unterschiedlicher Nationen erhalten, welche jederzeit in Bonuspunkte umgetauscht werden können. Allerdings sollte man sich wiederum auch nicht zu viel Zeit lassen, denn der erste Spieler, welcher nach 35 Feldern auf dem Zielplättchen ankommt, beendet das Spiel und erhält zusätzlich einen nicht unerheblichen Bonus.


Spieletester

18.09.2008

Fazit

„Batavia“ bietet vielfältige taktische Möglichkeiten, welche sich allerdings erst nach und nach erschließen. So kann man z.B. die Geldreserven verknappen, Piratenüberfälle initiieren oder sich schnell Warenmehrheiten sichern. Jedes Spiel kann anders verlaufen, eine ideale Siegstrategie gibt es nicht. Das Spielprinzip ist schnell verstanden und das System macht einen sehr ausgewogenen Eindruck. Hatte ich mich über die wunderschöne Grafik schon weiter oben ausgelassen, so ist auch die Spielregel ohne Makel. Verständlich geschrieben, klar gegliedert und reichlich bebildert, so sollte das immer sein. 

Wenn man dem Spiel einen Vorwurf machen kann, dann den, dass das Spiel in der kompletten Besetzung zu fünft deutlich vom Glück abhängiger wird. Die idealen Besetzungen um „Batavia“ in vollen Seeluftzügen genießen zu können, sind also mit 3 oder 4 Spielern. Dann gibt es auch überhaupt nichts mehr zu meckern! Für alle Seefahrer, Kaufmänner und Entdecker, die eine kurzweilige, aber anspruchsvolle und komplexe, trotzdem leicht zu erlernende Herausforderung suchen, lautet mein Tipp: Ab in die Wanten und kaufen, marsch, marsch!

Zum Schluss noch eine Anmerkung anderer Art. Ich kann die Jury für das „Spiel des Jahres 2008“ beim besten Willen nicht verstehen, dass dieses wunderschöne und wirklich sehr ausgewogene Spiel nicht einmal in die Auswahlliste aufgenommen wurde. Vorher ein Geheimtipp, wurde es für mich, nach mehrmaligem spielen, das klar beste Spiel aller Nürnberger Neuerscheinungen des Jahres 2008. Ich kann es wirklich nur allen Spielern ans Herz legen. „Batavia“ gehört, schon allein wegen der exzellenten Ausstattung und Gestaltung, sowie der vielfältigen taktischen Möglichkeiten, in jede gut sortierte Spiele Sammlung.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Verlag: Queen Games
Genre: Taktik
Zubehör:

Spielplan, Spielanleitung, 35 Handelsstationen (Pappplättchen), 1 Zielplättchen, 1 Würfel, 75 Wechsel (Zahlungsmittel), 60 Waren (je 12 in fünf Spielerfarben), 5 Kaufmannsfiguren, 5 Zählsteine, 110 Schiffskarten, 1 Startspielerstein, 1 Kanonenanzeige, 5 Schiffssteine, 5 Siegel der Handelskompanien

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