Caylus Magna Carta

Was für Puerto Rico der kleine Bruder San Juan ist, ist Caylus Magna Carta für Caylus.
In beiden kleineren Spielen hat man versucht, den Spielplan durch Karten zu ersetzen und trotzdem ein ähnliches Spielgefühl zu vermitteln. Im Fall von San Juan ist dies vorzüglich gelungen, die kleine Variante ist sehr fein spielbar und damit zu einem netten Spiel, auch für 2 Spieler, geworden. Wie dies bei Caylus Magna Carta verglichen zum Original gelungen ist, wird wesentlicher Inhalt dieser Rezension sein. Ich mag Caylus sehr, nicht immer und nicht mit jeder Spielrunde, schauen wir mal, ob ich auch die abgespeckte Version mag.

Der Schachtelinhalt offenbart Karten, Holzwürfelchen und Holzmarker sowie Geld und Prestigemarker, beides aus Karton.
Das reicht auf den ersten Blick schon aus, um Caylus - Feeling aufkommen zu lassen. Die optische Aufbereitung der Karten erinnert stark an den Spielplan. Kein Wunder, sollen sie ihn auch ersetzen.

Je nach Anzahl der Spieler werden 2-4 neutrale Kärtchen als Beginn der Straße ausgelegt, an diese Straße werden dann die Gebäude der Spieler angebaut. Jeder Spieler hat ein identes Kartenset, nur die Rahmenfarbe ist unterschiedlich. Gebäude werden also nicht mehr mit einem Marker des Besitzers gekennzeichnet, sondern das Bauwerk selbst inkludiert bereits die Spielerfarbe. Produktionsgebäude werden beim Bauen mit Bonuswürfeln belegt, die der Besitzer bekommt, sobald ein anderer Spieler das Gebäude nutzt. Das ist ein netter Mechanismus. Nutzen kann man pro Runde maximal 4 Gebäude, weil man nur 4 Marker hat. Zudem kostet das Setzen eines Markers 1 Goldstück. Das klingt sehr nach Mangelspiel wie Caylus selbst, Tatsache ist jedoch, dass man sehr viel mehr darf und kann. Nicht zuletzt deshalb, weil das Bauen von Gebäuden immer möglich ist. Man braucht also den Baumeister nicht und darf Bauen, so lange das Geld und die Ressourcen Stein, Holz und Nahrung reichen. Gold gilt als Joker für jede andere Ressource. Dass das Spiel damit flotter voran geht als Caylus ist klar. Es wird damit aber auch viel weniger strategisch. Vorausplanung ist nicht so wichtig, wenngleich auch hier der Vogt kostenpflichtig in Richtung Beginn der Straße gezogen werden darf und damit Gebäude nicht aktiviert werden.

Was gegenüber Caylus fehlt, ist hier nun als eine lange Liste angeführt:
die Gunst des Königs
das Wirtshaus
das Ändern der Spielerreihenfolge
die Strafe, wenn man nicht am Schloss mitbaut
der Seneschall
die Punkteleiste.
Letzteres bewirkt, dass man immer wieder auf das Zählen der Prestigepunkte (PP) der Gegenspieler angewiesen ist um einen Überblick zu bekommen. Diese PP bekommt man, wenn man brav am Schloss mitbaut. Baut man in einer Runde mehr als die Gegenspieler, bekommt man noch ein Gold als Bonus.
Was auch fehlt, und zwar ganz enorm, ist die Möglichkeit, neutrale Gebäude mit einem Wohnhaus und später mit einem Prestigegebäude zu überbauen. Das darf man nämlich nur mit eigenen Gebäuden tun. Und diese Möglichkeit ist ausgesprochen teuer und bringt letztendlich nichts.
Warum?, mag mancher Caylus - Kenner fragen.
Kleines Rechenbeispiel (Edith gewidmet) gefällig?

Einen eigenen Steinbruch zu errichten kostet 2 Rohstoffe und bringt 1 Prestigepunkt. Je nach Spieleranzahl bringt er bis zu vier Steine, wenn andere Spieler diesen Steinbruch aktivieren. Sonst bringt er immer noch einen Stein für den, der den Steinbruch aktiviert. Ein Steinbruch ist gut. Will man ein Wohnhaus darüber bauen, so kostet dies 1 Münze für die Aktivierung des Notars und 1 Nahrung. Der Besitzer des Notars bekommt zwei Goldstücke, was auch schon fast ein Prestigepunkt bei der Endabrechung ist. Dann dreht man den Steinbruch um und er wird zum Wohnhaus mit ebenso einem Prestigepunkt. Mit dem Wohnhaus bekommt man bei Beginn jedes Spielzugs 1 Goldstück. Will man dieses Wohnhaus in ein Hotel umbauen, kostet es 3 Steine und 1 Gold sowie eine Münze. 3 Steine bringen in der Endabrechnung 1 Punkt, 1 Gold ebenso. Das Hotel bringt 6 Prestigepunkte, damit hat man 5 Punkte gewonnen.
Zieht man die Kosten ab bleiben noch 3 Punkte, zieht man die Kosten für das Wohnhaus sowie für das Aktivieren des Notars ab, bleibt eigentlich nichts mehr übrig. Hat man den Notar selbst errichtet, spart man sich was, außerdem hat er 2 Prestigepunkte (1 Punkt ist etwa zu bezahlen). Der Notar ist jedoch ein schlechtes Geschäft, wenn kein anderer Spieler ihn aktiviert. Vielleicht ist das Rechenbeispiel nicht bis ins letzte Detail schlüssig, es bleibt beim Überbauen eines eigenen Gebäudes mit einem Wohnhaus jedoch ein fader Nachgeschmack und ein Loch im Börsel.
Noch schlimmer wäre es, würde man einen Hausierer oder Markt überbauen.

Spieletester

30.10.2007

Fazit

Läßt man diese gefühlsmäßigen Unausgewogenheiten bei Seite, ist Caylus Magna Carta natürlich trotzdem ein nettes Spiel.
All jenen, die Caylus besitzen, sei aber ins Stammbuch geschrieben: Finger weg von Caylus MC, der Wiederspielreiz ist vergleichsweise gering.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 15,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Ystari Games
Autor: William Attia
Zubehör:

63 Karten, diese setzen sich aus zusammen aus: 4 Kartensätze mit je 12 Karten, 5 neutrale Gebäude, 7 Karten mit Prestigebauten, Startspielerkarte, Brückenkarte, Schlosskarte 16 Arbeiter (4 pro Spieler), 4 Markierungsscheiben (1 pro Spieler), 1 Vogt, ca. 100 Rohstoffwürfel, 24 Prestigeplättchen, 56 Münzen

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