Mall of Horror

Würde man mich fragen (tut keiner, ich weiß, aber WÜRDE man...), was der Hauptunterschied zwischen dem europäischen und dem US-amerikanischen Spiel ist, würde ich es folgendermassen definieren: 

Die US-Autoren haben eine Idee für ein Thema und schreiben ein Spiel rundherum. Das Problem: Oftmals hakt es dann am einem System, das noch in zumindest einem Punkt überarbeitet oder gestrafft hätte werden müssen. 

In Europa regiert das System, das Thema wird im Anschluss zurechtgebogen oder überhaupt erst bestimmt und an das System angeklebt. Effekt: Das Spiel funktioniert wie am Schnürchen, das Thema wirkt dafür oftmals etwas willkürlich. (Wären wir Europäer nun mit Größenwahn oder Minderwertigkeitskomplexen - freie Auswahl - geschlagen, würde ich es nun auf einen Nenner bringen, indem ich sage "Die europäischen Spiele funktionieren besser" - was den Totalausfall des Deutschen Rollenbrettspielversuches Rückkehr der Helden noch tragischer macht - aber ich werde mich hüten, solches zu tun.) 

Das aus dem französischen Sprachraum stammende Spiel "Mall Of Horror" jedenfalls fällt in den zweiten Bereich, denn vom System her ist es ein Abstimmungs-Verschwörungs-Verrate-Deine-Mitspieler-Schmiede-Allianzen-Mit-Ihnen - Spiel. Themenmäßig geht's um Zombies im Kaufhaus... ein dreisterer Fall von "aufgesetztes Thema" ist mir seit Dungeon Twister nicht mehr untergekommen.


Das Spiel:

Jeder Spieler hat drei Figuren (4 Figuren bei drei Spielern) mit unterschiedlichen Wertungen von 1-7. Der Spielplan ist in 6 Orte unterteilt, in denen sich die Figuren der Spieler aufhalten. Das Spielsystem besteht zum größten Teil aus Abstimmungen. Zu diesem Behufe hat jeder Spieler eine Drehscheibe, auf der der Spieler eine bestimmte Farbe oder eines der Geschäfte einstellen kann.

Jede Abstimmung läuft nach folgendem Schema ab: Alle beteiligten Personen stellen geheim einen Farbe ein (vorherige Absprachen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, aber - wie könnte es anders sein - nicht bindend). Kommt es zu keiner Mehrheit, wird ein weiterer Urnengang abgehalten, nur sind diesmal ALLE Spieler wahlberechtigt.

Im Detail geht das Spiel durchläuft folgende Phasen:

Zuerst wird abgestimmt, welcher der Spieler den in der Tiefgarage herumstehenden Laster durchsuchen darf, d.h. Karten vom entspr. Stapel zieht und an sich und einen anderen Mitspieler verteilt. Diese Karten helfen in den verschiedensten Phasen des Spieles. Sind alle Karten des Stapels aufgebraucht, kommen die bereits abgelegten Karten NICHT mehr ins Spiel. Der Lastwagen ist leer.

Danach wird ein Sicherheitschef gewählt, der geheim mittels Würfelwurf bestimmt, wie viele Zombies vor welchem Geschäft auftauchen. Er selbst darf diesen Wurf nur dann einsehen, wenn er nicht schon in der Vorrunde Sicherheitschef war. Jetzt bestimmen alle Spieler geheim einen der sechs Orte, zu dem sie eine ihre Figuren ziehen wollen. Dabei bestimmt ein Sicherheitsschef, der die Ziele der Zombies kennt, seinen Ort zuerst und öffentlich, alle anderen Spieler tun dies verdeckt.

Haben sich alle Spieler entschieden, wird der Wurf des Sicherheitschefs aufgedeckt, die Zombies dem Wurf entspr. verteilt, Orte mit 8 oder mehr Zombies werden geschlossen, und danach MÜSSEN die Spieler eine Figur an den gewählten Ort ziehen, bevor die Zombies angreifen:

Bevor dies geschieht erscheint noch wundersamerweise ein Zombie vor dem Ort mit den meisten Charakteren ("Braaaaains...") und ein Zombie vor dem Ort mit den meisten 7 Punkte - Charakteren (die hysterischen Scream-Queens). Dann geht's um's nackte Überleben: In jeden Ort, in dem die Anzahl der Zombies die Anzahl der Figuren erreicht oder übertrifft, und kein Spieler Karten aus dem Truck spielen kann, um die Zombies zu bekämpfen, dringen sie ein, und die Spieler mit Figuren an diesem Ort stimmen darüber ab, wessen Figur gefressen wird. Eine Ausnahme bilden die Tiefgarage (hier frisst JEDER Zombie eine Figur, und für jeden Zombie gibt es eine Abstimmung) und der Supermarkt (hier dringen ob der vielen Eingänge die Zombies ab 4 Figuren automatisch ein).

Danach beginnt die nächste Runde.

Das Spiel endet, wenn alle Figuren in einem Ort sind (ausgen. Tiefgarage) oder nur noch 4 Figuren (bei sechs Spielen 6 Figuren) leben. Der Spieler, dessen Überlebende die meisten Punkte wert sind, gewinnt.

Spieletester

06.08.2007

Fazit

Der Liste der grandiosen Intrigespiele, bestehend aus Junta, Illuminati, Millionen von Schwalben, und vielleicht auch Die Macher und Diplomacy ("vielleicht" deshalb, weil beide wohl doch eher unter Strategiespiel fallen), muss definitiv um einen Titel erweitert werden: "Mall of Horror". (Und nein, es ist keine Unachtsamkeit, dass in obrigen Liste Intrige fehlt.)

Man kann nun natürlich darüber diskutieren, ob es sehr sinnvoll ist, einem Intrigespiel ein solches Thema anzukleben. Immerhin besteht so die Chance, dass die Zielgruppe das Spiel nicht zur Kenntnis nimmt, während die Zombiekillerfraktion ob des Systems ziemlich übellaunig werden dürfte.
Was solls: Spieler, die gerne intrigieren, MÜSSEN dieses Spiel kennen. Und Fans von Haudraufspielen mögen es bitte großräumig umfahren.

Noch ein letztes Wort zu den nötigen Englischkenntnissen: Das Spiel ist bislang nur auf Englisch und Französisch zu haben. Doch es sollte genügen, wenn ein Spieler die Anleitung versteht, im Spiel selbst wird keine Sprache benötigt. Selbst die Lastwagenkarten sind mit eindeutigen Illustrationen versehen, und es gibt nur 6 unterschiedliche Karten.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2005
Verlag: Asmodee
Genre: Bluff
Zubehör:

1 Spielplan
21 Figuren in 6 Farben
5 Karten, um geschlossene Geschäfte anzudeuten
6 Abstimmscheiben
30 Zombies
4 Würfel
1 Würfelbox
21 Lastwagenkarten
1 Abzeichen für den Sicherheitschef

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