Die Säulen der Erde

Die Säulen der Erde ist ein Roman des Walisers Ken Follett. Das Buch hat den Bau einer Kathedrale zum Thema. Der Kathedralenbaumeister nennt solche Gebäude ehrfürchtig "Die Säulen der Erde". Bis die Kathedrale fertig ist, gibt es aber eine Menge von Intrigen und Rückschlägen für das Projekt. Hier eine Zusammenfassung des Buches:

Alles beginnt mit dem arbeitslosen Steinmetz Tom Builder, der auf der Suche nach Arbeit durch Großbritannien zieht. Er erhält den Auftrag, für einen Jüngling namens William Hamleigh, der in Kürze eine Grafentochter ehelichen soll, ein schmuckes Haus zu errichten. Diese Arbeit wird allerdings abrupt gestoppt, weil die gute Dame sich ziert und die Hochzeit platzen lässt. Wie es Sitte war, soll der Bauherr die Löhne für die begonnene Woche bezahlen - was dieser nur widerwillig tut. Aus diesem Grund ist das Verhältnis von Hamleigh zum Baumeister genauso eisig wie zur Grafentochter. Der Lauf der Zeit will es allerdings so, dass sich alle drei ständig über den Weg laufen.

Sowohl die Grafentochter (mit ihrem Bruder) als auch der Baumeister (mit seinen beiden Kindern, Lebensgefährtin und Stiefsohn) finden Unterschlupf im Örtchen Kingsbridge. Dort steckt der Stiefsohn heimlich die Kathedrale in Brand, nur um dem Stiefvater endlich einen Job zu verschaffen. Allerdings ist die Priorei arm und kann sich keine neue Kirche leisten. Durch eine List kommt man gratis an das benötigte Baumaterial, erzürnt damit jedoch Bischof und Jüngling. Vom König ist wenig Hilfe zu erwarten, da Krieg herrscht und ihm der Jüngling als wagemutiger Ritter mitsamt Heer zur Seite steht.

Ein hinterhältiger Angriff des Jünglings tötet den Baumeister und verwüstet große Teile von Kingsbridge. An die Stelle des Baumeisters tritt sein etwas dümmlicher Sohn, der die Baupläne ändert. Damit ist die Katastrophe vorprogrammiert und die bereits stehenden Teile der neuen Kathdrale kommen zum Einsturz. Sein Stiefbruder, ein kluger und begnadeter Steinmetz, bekommt auf einer Wallfahrt nach Spanien jede Menge Inspiration in Form von Kathedralen in Spanien und vor allem in Frankreich. Nach seiner Rückkehr wird er neuer Dombaumeister und beginnt den Bau einer Kathedrale, wie sie England noch nicht gesehen hat.


Soweit die Zusammenfassung eines über 1.000 Seiten starken Schmökers. Was finden wir nun im gleichnamigen Spiel wieder? Alles dreht sich um den Bau der Kathedrale. Ihr Bauplatz ist in der Mitte des Spielplanes ersichtlich, nebenan der Markt. Priorei und Wollmanufaktur sind ganz in der Nähe, allerdings gibt es hier eine Abweichung zum Buch: statt einer Wassermühle ist plötzlich eine Windmühle zu sehen. Dabei kamen Windmühlen erst im 12. Jahrhundert, in dem das Buch spielt, nach Europa - und sicherlich nicht zuerst nach England.

Rund um den Markt sind der Sitz des Bischofs und die Burg bzw. die Ortschaft Shiring zu sehen. In Shiring kann man Handwerker anheuern, der Bischofssitz bringt Schutz vor Ereignissen. Nung gut - die geografischen Verhältnisse sind wohl ans Spiel angepasst, die drei Orte liegen nämlich jeweils ca. einen Tagesritt voneinander entfernt. Dass Arbeiter aus Shiring nach Kingsbridge gezogen sind ist wahr, allerdings würde ich mir vom intriganten Bischof keine Unterstützung erwarten - eher das Gegenteil.

Was wiederum der Steinbruch neben der Kathdrale zu suchen hat, weiß nur der Grafiker, denn auch der Steinbruch ist ein gutes Stück weit entfernt; und sicherlich nicht innerhalb des Flusses, der Kingsbridge umgibt. Auch der Königshof gleich auf der anderen Seite des Flusses liegt nicht richtig, der König nähert sich Kingsbridge auf nie weniger als drei Tagesritte; und selbst dann hat er dort nicht seinen Hof, sondern belagert im Kampf eine Stadt. Und wie gesagt ist der König genauso wenig Hilfe wie der Bischof.

All diese Änderungen im Vergleich zur Vorlage sind ein Indiz dafür, dass das Thema erst später über den Mechanismus gestülpt wurde. Wie wir nämlich gleich sehen werden, besteht die Hauptaufgabe in der Beschaffung von Handwerkern und den von ihnen benötigten Rohstoffen - ein Vorgang, der im Prinzip überall Sinn macht. Auf der anderen Seite muss man den Autoren zugute halten, dass sie, vor allem durch die Ereignis- und Vorteilkarten, viele Geschehnisse und Personen des Buches (z.B. den angesprochenen Einsturz der unfertigen Kathedrale, die Grafentochter,...) in das Spiel integriert haben.

Das Spiel dauert sechs Runden lang, die sich immer nach dem gleichen Muster entwickeln: Zuerst schickt man seine Arbeiter zur Rohstoffbeschaffung und wirbt neue Handwerker an. Im Anschluss setzt man seine Baumeister an günstige Positionen. In der letzten Phase einer Runde werden alle Aktionen durchgeführt, die mit Baumeistern besetzt wurden. Außerdem darf jeder am Bau der Kathedrale mitwirken und somit die wichtigen Siegpunkte erringen.

Ein gewisser Reiz des Spiels entsteht durch das Einsetzen der Baumeister, von denen jeder Spieler drei besitzt. Alle Baumeister werden im Beutel gemischt und blind gezogen. Der zuerst gezogene Baumeister darf gegen eine Zahlung von 7 Goldstücken gesetzt werden, der zweite für 6 Goldstücke ..., ab dem 8. Baumeister ist das Einsetzen gratis. Ob einem das Einsetzen so viel Wert ist, muss man schon selbst wissen. Wer vorerst darauf verzichtet, darf nach dem letzten Baumeister aus dem Beutel gratis auf den Spielplan - es muss also keiner Sorge tragen, dass er leer ausgeht. Allerdings kann man dann nur noch jene Aktionen wählen, die vorher noch niemand wollte.

Gold zu sparen ist oft jedoch klug, weil Gold eine Mangelware ist. Sowohl die Handwerker wollen bezahlt werden als auch zugekaufte Rohstoffe, die man nicht in Phase 1 mittels seiner Arbeiter gratis erwerben konnte. Ein steter Unsicherheitsfaktor ist die Laune des Königs, der willkürlich (bestimmt durch den Würfel) zwischen 2 und 5 Gold an Steuern erhebt.

Um an der Kathedrale bauen zu können, braucht man einen Handwerker und die von ihm benötigten Rohstoffe. Mit Fortdauer des Spiels kommen immer besser geschulte Handwerker ins Spiel, die mit geringem Rohstoffeinsatz immer wertvollere Teile zur Kathedrale beisteuern können. Allerdings kann man nicht beliebig viele Handwerker beschäftigen, sondern muss mit 5 Handwerkern sein Auslangen finden. Für jeden weiteren, neuen Handwerker muss man einen alten entlassen; dies erinnert an das Verfahren mit den Kraftwerken im Spiel Funkenschlag. Eine weitere Parallele sind die benötigten Rohstoffe: hier sind es Baumaterial für Handwerker, bei Funkenschlag muss man Brennmaterial für die Kraftwerke bereithalten.

Spieletester

04.12.2006

Fazit

Sehr positiv ist anzumerken, dass den Spielern viel Handlungsfreiheit und Entscheidungsmöglichkeiten bleiben; für den beteiligten Co-Autor ein wichtiger Punkt in einem Spiel. Den Baumeistern bietet sich bis zu acht Möglichkeiten, tätig zu werden. Manche Funktionen sind nur ein oder zwei Mal zu vergeben, andere sind für alle da; allerdings stets mit Schmankerl für jene, die sie zuerst wählen.

Ein weiteres Plus ist die wunderbare, reichhaltige Ausstattung, die zu 100% aus Holzfiguren besteht. Auch der Spielplan ist schön gezeichnet, wenn er auch nicht der Welt des Buches entspricht. Das Hauptthema des Buches wird trotzdem sehr gut transportiert. Man muss das Buch nicht gelesen haben, um sich im Spiel zurechtzufinden. Für das Verständnis der Ereigniskarten ist Kenntnis über das Buch jedoch hilfreich. Als Beispiel sei hier genannt, dass die "Eroberung der Burg durch Richard" ein freudiges Ereignis ist, das zusätzliche Rohstoffe bringt. Von einem Richard ist im Spiel aber weit und breit nicht die Rede, das Ereignis ist einfach da und wird dankend angenommen. Kenner des Buches hingegen wissen, dass es eine Heldentat des Bruders der Grafentochter ist, der die Burg (die ehemals seinem Vater gehört hat) von William Hamleigh zurückerobert.

Wie gesagt: auch ohne Studium des Buches ist Die Säulen der Erde ein imposantes Spiel, mindestens so imposant wie eine Kathedrale selbst. Auch Ken Follett haben es diese ehrfürchtigen Gebäude angetan, dies ist auch der Hintergrund für das Thema des Buches.
Wer die Möglichkeit zu einer Probepartie hat, sollte diese unbedingt nutzen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Marco Stutzke | 04.12.2006

Ben | 11.03.2007

bisher nur zu zweit getestet.
ein wirklich bildlich schönes spiel, das eine schöne atmosphäre hat und die ca. 20 dinge die man pro runde ausführen muss erklären sich von selbst nach der ersten von sechs runden.
wir waren bei der ersten partie zu zweit gute drei stunden beschäftigt und haben von der rohstoff kaufen option nie gebrauch gemacht, das ziehen der vorarbeiter aus dem beutel ist etwas zu sehr glücksabhängig und man kann selten mehr als eine runde im voraus planen.
wenn ich noch ein paar partien gespielt habe, werd ich mich nochmal melden :-)

Ben | 16.03.2007

Ich kann mich meinem Vorredner nur nahtlos anschließen.
Das Spiel mutet anfangs verwirrend an, da die Regeln doch sehr umfangreich und auch nicht in fünf Minuten erklärt sind.
Nach zwei bis drei Runden weiß man dann aber wie das Spiel abläuft und was man zu tun hat. Man erkennt leider spätestens in der letzten Runde oder in der nächsten Partie das man selten weit im Voraus planen kann, meistens nur für diese und nächste Runde.
Die Aufmachung des Spiels ist wunderschön, Leuten die diese Art von Spielen generell mögen kann ich nur Caylus oder Puerto Rico empfehlen, da ist der Widerspielreiz deutlich höher, man hat die Chance langfristig zu planen und der Glücksanteil ist etwas geringer. Der Glücksfaktor besteht hier aus dem Ziehen der Baumeister.

Wer früh gezogen wird kann zuerst die tollen Aktionen machen, die danach für die anderen Mitspieler nicht mehr zugänglich sind, aber muss dafür auch sehr viel Geld zahlen. Je später ein Mitspieler dran ist, desto billger ist das Baumeistersetzen, bis es schließlich umsonst ist.
Das ist irgendwie ein großer Störfaktor.

Das Spiel ist nett, aber nach zwei drei Spielen wünscht man sich irgendwie .... mehr ...

Beate | 28.06.2007

Macht Spaß und lädt zum Wiederspielen ein!
Ich finde es hat die Empfehlung verdient.

Gunther | 14.09.2007

Ein wirklich sehr empfehlenswertes Spiel. Hab auch lange überlegt, ob ich es mir kaufen soll, da es doch recht teuer ist, aber ich kann nur sagen es hat sich wirklich gelohnt. Bis jetzt haben wir es auch nur zu zweit gespielt, aber ich finde das tut dem Spielspass keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, ich finde die "Säulen der Erde" bleibt bis zum Schluss spannend, im Gegensatz zu anderen Spielen wie "Monopoly" oder "Siedler von Catan", bei denen man mit etwas Pech am Anfang nur noch wenig Chancen hat im Spiel weit zu kommen.

Patrick | 29.09.2008

Ein wirklich gelungenes und tolles Spiel!
Nach der ersten Spielrunde war es einfach zu verstehen.
Die Faktoren Glück, Strategie und Taktik sind meiner Meinung nach gut abgestimmt. Ich habe bei manchen Runden wirklich Tränen gelacht. Denn der kleine Faktor Glück lässt schon mal die Hände schwitzen und mit etwas Strategie und Taktik versetzt man den einen oder anderen ins Staunen :) ...
Also unbedingt einmal spielen!!

Mike | 20.12.2008

Bin voll zufrieden mit dem Spiel. Ich kenne zwar den Roman nicht, das Spielbrett ist sehr schön gestaltet und es macht immer wieder Spaß, eine neue Runde zu spielen!
Zuerst dachte ich: Nur 6 Runden? Aber die habens in sich und man sollte sich gut überlegen, wie man seine Baumeister, Arbeiter und das Gold einsetzt und kombiniert.
Sehr empfehlenswert!

Andrea | 07.02.2009

Ein sehr schön gestaltetes Spiel. Anfangs schreckt die umfangreiche Spielregel doch etwas ab, aber letztendlich ist alles gut und verständlich erklärt. Nach 2 - 3 Runden läuft es schon fast von selbst. Sicher ein Spiel, das man immer wieder gerne spielt, wobei uns Stone Age fast noch eine Spur besser gefallen hat!

Herbert | 04.09.2009

Hallo,

wie läuft das mit den Vorteilkarten. Sollte wirklich nach jeder Runde für Holz, Sand und Steine je eine Vorteilkarte vergeben werden? In der Spielregel steht hierzu ein Hinweis.

Es gibt doch nur 10 Vorteilkarten im Spiel.
-----------
Hallo Herbert!
Bitte benutze für Regelfragen unser Forum.
Zudem wissen wir nicht so recht, was du meinst; wo steht, dass man für Holz, Sand und Stein je eine Vorteilskarte vergibt?! Pro Runde liegen lt. Regel 2 Vorteilskarten aus... Bitte schildere im Forum dein Problem etwas genauer.
Das Team von spieletest.at

Matthias | 08.12.2009

Eigentlich sehr gutes Spiel. Aber leider wirds auf die Dauer langweilig. Die Handwerker sind ja jede der sechs runden die gleichen und wenn man das Spiel ein paarmal gespielt hat weis man genau welche Handwerker jetzt kommen. Da hätten die Herrn Entwickler ruhig mal ein paar mehr Karten drucken können, mit ein paar mehr Ereignis- und Handwerkerkarten. Schade ist auch das Spiel mit dem Bau der Hübschen Kirche in der Mitte nicht soviel gemeinsam hat... Das ding wird fertig ob man nun gut spielt oder nicht und zwar genau in 6 Runden. Das es in dem Buch einen Großer Wettbewerb von verschiedenen Parteien gab die sich darum gestritten haben möglichst viel Material ind die Kathedrale einzubauen ist mir garnicht aufgefallen? Warum hält das gute Buch für dieses Spiel her??? Es hat nichts wirkliches mit den Charackteren des Buches zu tun und um den Bau der Kathedrale gehts ja auch nicht wirklich...

Philip/Chipmunk | 21.01.2010

"Die Säulen der Erde" ist ein richtig gutes Spiel.
Das Spielfeld ist sehr schön und detailreich.
Sehr zu empfehlen ist die Erweiterung, damit wird das spiel interessanter und man hat mehr möglichkeiten.
Nachteil ist die lange Anleitung, es lohnt sich sie mehrmals zu Lesen, um alle Regeln zu erfassen.
Das spiel bleibt oft bis zum Ende spannend, weil sich viel erst in der letzten Runde entscheidet.
Ich empfehle es allen die gerne Strategiespiele spielen und genug Zeit haben.☺

Binu | 17.02.2010

Wir lassen den Baumeister-Beutel einfach weg. Der Startspieler setzt zuerst, weiter im Uhrzeigersinn. Dadurch erhöht sich auch der Reiz einen Baumeister auf die Kathedrale (Startspieler) zu setzen.
Allerdings: Achtung bei der Auswahl der Handwerker!
Ansonsten ein Spitzenspiel!!!

Mario | 14.04.2020

Habe das Spiel sehr gerne gespielt gerade jetzt in der Coronazeit auch intensiver. Schade eigentlich das der limitierende Rohstoff Metall so stark begrenzt ist u nur im Königshof als "Erster"erworben werden kann. Sollten wir im Markt dafür einen neue Kaufstand errichten? Ansonsten alles mit viel spass.Ein gelungenesSpiel

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 100 Minuten
Preis: 27,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Kosmos
Grafiker: Michael Menzel
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

1 Spielplan, 12 Baumeister, 4 große und 33 kleine Arbeiter, 82 Baustoffwürfel, 8 Holzscheiben, 1 Kostenstein, 71 Spielkarten, 4 Übersichtskarten, 1 Würfel (Zahlen 2,3,3,4,4,5), 6 Kathedralenteile, 1 Stoffbeutel, 1 Anleitung

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