Mörderische Dinnerparty - Die Stimme aus dem Jenseits

Wir schreiben das Jahr 1951. Lord Edward von Facelift verstarb vergangene Woche unter mysteriösen Umständen. Lord Edward der 13. von Facelift stammte aus einer verarmten Adelsfamilie, hatte aber Zeit seines Lebens ein nettes Sümmchen Pfund Sterling angehäuft, das er sich als exzellenter Schönheitschirurg verdiente. Der Meister seines Faches hatte insbesondere viele reiche Kundinnen aus der Londoner Upper Class, allerdings nicht nur seines Knowhows wegen, seine äußerste Diskretion war der High Society Londons nicht minder wichtig.

Die Sterne stehen für die Familie von Facelift momentan nicht gerade günstig. Der Lord wurde am Vortag seinen Todes vermählt und hinterlässt eine blutjunge Witwe. Dazu kommt, dass der Tod Cederic Facelifts (Bruder des Verstorbenen) das Glück des frischgebackenen Paares überschattete. Cederic wurde unmittelbar nach der Vermählung tot aufgefunden. Er zog lieber den Tod vor, als das Glück seines älteren Bruders mit ansehen zu müssen, da doch er zuvor er mit der blutjungen Schönheit verlobt war.

Wer seinen Nachlass, ein beträchtliches Vermögen, erben soll, wird sich während der heutigen Testamentseröffnung weisen. Geladen sind Verwandte, Bedienstete und Bekannte des Verstorbenen, und wir dürfen in jedem auch einen potenziellen Mörder sehen, denn der Lord wurde in seinem Anwesen die Treppe hinuntergestoßen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich alle Personen auf Castle Facelift und jeder hatte ein plausibles Motiv.

Marilyn Facelift, die blutjunge Witwe des Verstorbenen.
Ein ehemaliges Starlet mit zwielichtiger Vergangenheit, über die sie nur ungern spricht.

William Facelift, der Sohn des Verstorbenen.
Ein Dandy und Spieler par excellence.

Lady Elenore Pucinelli, die Schwester des Lords.
Eine Operndiva unbestimmten Alters.

Madame Minuit, die Ex-Frau des Verstorbenen,
gleichzeitig Mutter von William. Hat sich dem Okkultismus verschrieben.

Professor Fu, Experte auf dem Gebiet prä- und post-mortaler Einbalsamierungstechniken an der Universität Peking - ein geschätzter Kollege des Toten.

Rebecca von Stern, die Anwältin des Toten, eine kühle, elegante und scharfzüngige Amerikanerin.

Theodor Bookshredder, der Bibliothekar und Archivar des Lords - ein zerstreuter Bücherwurm.

James Gardener, der Butler - hat trotz seiner Augenklappe alles und jeden im Blick.

Alle zusammen kamen wir der Einladung zur Testamentseröffnung nach. 09.03.1951 um 20.00 Uhr, Verkündung des letzten Willens Lord Facelifts im Landhaus seiner Lordschaft Mountain Street 24, Chicken Village stand darin zu lesen. Der Drang zur Überpünktlichkeit erhöht sich proportional zur Höhe des Nachlasses bzw. des gewünschten Anteils vom Erbgut. Gespannt lauschten wir, wer wohl was erben wird. Der gute Lord war nicht auf der Stelle tot, sondern hat sich während seiner Sterbephase tatsächlich noch die Arbeit gemacht, ein Tonband mit der Mitteilung seines letzten Willens zu besprechen. Es fiel uns wie Schuppen von den Augen: Dieser hinterhältige Geizkragen vererbt keinem auch nur das kleinste Stück vom großen Kuchen. In seiner ekelhaften, herablassenden Art verkündet er hochnäsig die Zuteilwerde seines Nachlasses. Die verstörte Witwe bekommt Boxhandschuhe. Seinem Sohn gesteht er ein altes Rasiermesser zu, die Schwester soll einen grässlichen Piranha erben, der ihr scheußliches Gejaule (Gesang) leichter erträgt als humane Wesen. Seine Ex-Frau bekommt ein schäbiges Bridge-Brett für Kartenspielertricks. Der Bibliothekar erhält Bücher, die er schon zu Lebzeiten des Lords aus der Bücherei schmuggelte. Professor Fu wird die Patientenkartei zuteil und James der Butler bekommt des Lords japanische Glasaugensammlung. Jeder von uns wusste, warum wir genau diese Stücke vererbt bekamen und der verstorbene Großkotz wusste, dass keiner mit seinem Erbe auch nur das Geringste anfangen konnte. Doch besteht für jeden Einzelnen die Möglichkeit, Alleinerbe der 15 Mio. Pfund zu werden. Die Option darauf hat, wer den Mörder entlarvt.

Sehr delikat, jetzt tanzt er uns von allerhöchster Stelle auf der Nase herum! Die Trauer war nach dieser diskreditierend- und diskriminierenden Testamentseröffnung verständlicherweise nicht mehr sehr groß. Nach dem der erste Schock, hervorgerufen durch das mickrige Erbe, nachgelassen hatte, entschlossen wir zu einer kleinen Vorstellungsrunde. Schließlich möchte man doch wissen mit wem man es zu tun hat, obwohl der "Erste Eindruck" in Mordfällen nicht relevant sein sollte! Jeder überspielte seine gekränkte Eitelkeit mit einer unglaubwürden Lockerleichtigkeit und markierte den "Nicht-Sonderlich-Beeindruckten", nur die Witwe Marilyn konnte ihre Tränen nicht zurückhalten und verstand nicht die Herzlosigkeit gegenüber ihrem verstorbenen Gatten. Zugegeben, die dunklen Geheimnisse zu seiner eigenen Person behielt jeder für sich, wer will schon schlafende Hunde wecken, zumal auch Lord Edward kein angenehmer Zeitgenosse war. (Der Herr des Hauses stieß auf das Ableben Lord Edwards 13. sogar mit einem teuren Gläschen Aberfeldy singlemalt an - sehr pietätlos - aber gut war er!)

Nach Einnahme eines wohlverdienten Gaumenschmauses (die Gastgeberin war sich wohl sicher der alleinige Erbe zu sein - ein derartig feudales Essen zu kreieren, dann leer ausgehen und auf den Kosten sitzen zu bleiben klingt mir mehr nach " Alleinzahler") gingen die spitzzüngen Schuldzuweisungen weiter, bis endlich mit Teils offen Karten gespielt wurde. Jeder Einzelne hatte sich sofort nach Erfahren vom Ableben des Lordes ein wichtiges Beweisstück unter den Nagel gerissen. Wohlweislich mit dem Hintergedanken, anhand dessen den Mord einem anderen in die Schuhe schieben zu können. Wir ermittelten wie die Bösen. Jeder Hinweis bzw. Beweisstück verschlug einem nahezu den Atem, Unglaubliches offenbarte sich, wir verknüpften Beweisstücke und neue Erkenntnisse mit dem Mordfall, stellten die infamsten Vermutungen in den Raum und hatten auch schon bald wieder Hunger.

Nach neuerlicher Zuführung von Speisen (anscheined dachten Rechtsanwältin Stern und Lady Pucinelli mit ihren Köstlichkeiten eine "Bestechung nach dem Tod" heraufbeschwören zu können), gaben wir nicht nur unserem Magen wieder Arbeit, sondern auch unseren kriminalistisch denkenden Gehirnzellen. Wie ein Blitzschlag traf uns die Erkenntnis, dass der Tod des Bruders kein Freitod war, sondern auch er einem kaltblütigen Mord zum Opfer fiel! Als zu guter Letzt auch die noch so schwarzen Familiengeheimnisse gelüftet waren, mussten wir zu einem Entschluss kommen.

Zu jeder Leiche gehört auch ein Dessert und da gerade eine köstliche Schwarzwälderkirsch zur Hand war, war es uns ein Leichtes den Täter zu überführen, denn eines stand fest, der wahre Mörder ist...............................

Gespannt? Naja, so ganz wirklich stand nicht fest, wer der wahre Mörder ist, da ist schon ein klarer Verstand von Vorteil, denn es ist nichts so wie es scheint und trotzdem scheint nichts so wie es ist.

Spieletester

19.04.2007

Fazit

Wer Krimipartyspiele liebt, soll zugreifen solange der Vorrat reicht! Die Ausstattung ist fabelhaft! Namenskärtchen, Einladungen, Menüvorschläge - alles in Hochzeitsqualität vorhanden. Sehr innovativ und vor allem witzig ist beiliegende Hinweis-CD, damit ist die Mordfall-Aura perfekt. Edle Schachtel, edles Spiel - der Verlag hat den Einstieg in dieses Genre bravourös gemeistert. Wieder hat ein guter Verlag seinen Sitz in München. Vorerst war ich doch etwas skeptisch, da diese Variante von Krimispiel nicht vorsieht, den Mörder über seine Mörderrolle in Kenntnis zu setzten, was aber schlussendlich von allen Beteiligten hoch gelobt wurde. Es macht die Situation um ein Vielfaches spannender, wie schnell man doch Ausreden erfindet, aus Angst man könnte als Mörder überführt werden. Für alle Heimkriminalisten eine kleine Onlinelektüre unsererseits Krimipartyspiele voll im Trend
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 6 bis 8
Alter: ab 16 Jahren
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Deduktion
Zubehör:

1 Party-Planer, 8 Rollenbücher für die verschiedenen Charaktere, 8 Einladungen, 8 Tischkarten, 8 geheime Hinweise, 1 Audio-CD für die Mörderjagd

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