Mauerbauer

Ach, was für ein knuffiger, lautmalerischer Titel... Aber das Cover, der Bauarbeiter, der macht mir ein wenig Angst: gezackte Frisur, vorspringendes Kinn mit Bart, völlig unübliche Arbeitsbekleidung. Ist er wirklich ein Bauarbeiter? Oder doch ein Intrigant? Untersucht man den Spielverlauf, könnte man fast meinen, es mit Intriganten zu tun zu haben. Die Spieler stehen nämlich stets im Konflikt, wo denn nun Städte entstehen und wie die Machtverhältnisse dort aussehen sollen.

Der Spielplan zeigt ein Raster aus Dreiecken. Diese sind durch farbige Hervorhebungen in drei Gebiete unterteilt. Als Begrenzung dienen der Spielfeldrand und das Wasser. In jedem Zug muss man eine neue Mauer ins Spiel bringen, die man an eine Geländekante setzt. Anschließend muss man die Kreuzungen an den Enden mit Türmen belegen, wenn dort nicht bereits aus vorigen Zügen welche stehen. Zum Abschluss errichtet man noch Häuser links und rechts der Mauer; wobei in abgeschlossenen Städten zwei gleichfarbige Häuser zu einem Palast zusammengefasst werden. Die Farben von Mauern und Türmen werden durch Würfel vorgeschrieben. Sind ein oder mehrere Geländeteile komplett von Mauern umgeben, spricht man von einer fertigen Stadt. Ist eine solche entstanden, wird sie sofort gewertet.

Wer erhält bei einer Wertung wie viele Punkte? Das ist höchst variabel! Jeder hält nämlich ein paar Karten auf der Hand, die verschiedene Merkmale verlangen und verschieden hohe Belohnungen bringen. Zum Beispiel gibt es Punkte für jede fertige Stadt, Türme außerhalb fertiger Städte, Paläste bzw. Häuser in der soeben fertig gestellten Stadt,... Von diesen Karten wählt jeder ein bis zwei aus, um Punkte zu kassieren; anschließend zieht man eine Karte nach. Alternativ kann man eine Karte ohne Wirkung abwerfen und dafür zwei Karten ziehen. Das kann durchaus sinnvoll sein, wenn man die folgende Regelung betrachtet: Wer auf der Siegpunktleiste Letzter ist, darf eine beliebige Anzahl von Karten abwerfen und dieselbe Anzahl wieder nachziehen.

Am Ende wird also der gewinnen, der bei den Wertungen auf die richtigen Karten gesetzt hat. Natürlich braucht es ein wenig Glück dabei, aber es gibt eigentlich keine Karten, die wirklich schlecht sind. Durch die Farbbestimmung mittels Würfel sind die vorhandenen Häuser und Türme gut verteilt, einzig durch die Fertigstellung von Städten treten Fluktuationen auf. Bevor gewertet wird, darf die soeben geschlossene Stadt nämlich noch mit einer angrenzenden Stadt verbunden werden.

Wer trotzdem meint vom Schicksal arg gebeutelt zu sein, kann sich ja bei Wertungen nobel zurückhalten um den letzten Platz zu erreichen. So kommt man an andere Karten. Sich zurückzuhalten heißt aber nicht, dass man gar keine Punkte hamstert! Es reicht schon aus, wenn die eigene Punktezahl gering genug ist, um die anderen überholen zu lassen. Das kann man vor allem dann gut steuern, wenn man zuletzt in der Runde die zu wertenden Karten auswählen muss (was zu zweit natürlich öfter passiert als zu viert).

Das Spielende ist gut absehbar, da sich das Finale mit Ressourcenknappheit in einer Gebäudesorte ankündigt. Wer jetzt noch viele Karten auf der Hand hält, hat definitiv etwas falsch gemacht. Auch bei der letzten Wertung kann man nämlich höchstens zwei Karten in Punkte ummünzen, alle anderen verfallen ersatzlos. Aber genau diese Punkte können es sein, die einem den Sieg kosten. Es heißt also stets den Überblick über die Gebäude zu bewahren, um nicht überrascht zu werden. Mitunter will man aber gar nicht, dass das Spielende kommt; bzw. könnte man nur bei Wertungen punkten, die Städte verbinden und damit das Spielende hinauszögern...


Spieletester

06.12.2007

Fazit

Mauerbauer bietet wesentlich mehr taktische Möglichkeiten, als man nach dem Leser einer Beschreibung oder der Spielanleitung denken würde. Apropos Anleitung: Diese kommt mit 6 A4-Seiten aus, die jedoch reich bebildert und mit Unmengen von Beispielen versehen sind. Es bleiben also keinerlei Wünsche offen, ebenso gibt das restliche Spielmaterial (komplett Holz!) keinen Grund zur Klage. Für mich also ein Highlight seines Jahrgangs!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Besucherkommentare

Ralf | 07.10.2009

Das Spiel finde ich einfach nur sehr gut.
Die Materialien sind ebenso gut gemacht wie die gute
Anleitung. Ein schönes Spiel für
die ganze Familie das nie Lamgweilig wird und
jederzeit wieder zur einer Revanchepartie auffordert. Selbst wenn man lange Zeit hinten liegt,
kann die richtige Karte einen noch zum Matchwinner
machen.

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Hans im Glück
Autor: Leo Colovini
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 30 Türme, 60 Häuser, 15 Paläste, 33 Mauern, 4 Zählsteine, 2 Haus-Würfel, 1 Turm-Würfel, 60 Karten, 1 Anleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7189 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.