Willis wilde Wühlerei

Warum wühlt Willi wie wild durch den Wald? Weil wagemutige Wildschweine wirklich wild auf Weicheln ...äh .. auf Eicheln sind. Ziel dieses Lauf- und Sammelspiels ist es daher mit seinem Wildschein mehr Eicheln als die Mitspieler zu ergattern.

Der hübsch gestaltete Spielplan zeigt Wiesen, auf denen jeweils 1 Spieler mit seinem Wildschein startet und Pfade, die durch den Wald führen. Beim Spielplan fallen einem sofort zwei Besonderheit ins Auge. Zum einen muss der Spielplan als eine Art Mini Puzzle zusammenbaut werden. Das erlaubt das Anpassen der Spielfeldgröße an die Spielerzahl, sodass je nach Bedarf 4 oder 6 Spielplanteile zusammengesteckt werden. Zum anderen sind da natürlich die großen Drehscheiben mit verschlungenen Pfaden, von denen je 1 in die Mitte eines Spielplanteils gesteckt wird und diesen vervollständigt.

Auf jede der freien Stellen, welche entlang der Pfade aufgezeichnet sind, werden vor Spielbeginn zufällig Holzscheiben gelegt. Diese zeigen jeweils 1 – 3 Eicheln, die es während des Spiels aufzusammeln gilt. „Gesteuert“ werden die Wildscheine mit Karten, von denen jeder 4 auf die Hand nimmt.

Der grundsätzliche Spielablauf ist denkbar einfach: Wer am Zug ist spielt eine Karte aus und führt die darauf angegebene Aktion (Bewegung oder Sonderfunktion) aus. Die Karten für die Bewegung zeigen jeweils einen Wert zwischen 1 und 6, der immer ganz ausgefahren werden muss, der „Joker“ erlaubt sogar die freie Wahl des Zahlenwertes. Kommt das Wildschwein auf einem Feld mit Eicheln zu stehen, sammelt es diese auf. Am Ende des Zuges zieht man 2 Karten nach, von denen man jedoch nur 1 behalten darf. Dann ist der nächste Spieler am Zug.

Dieser sehr einfache und „kindgerechte“ Grundmechanismus wird durch einige Regeln und Besonderheiten aufgepeppt. So erweisen sich beispielsweise die Wildschweine als äußerst „sture Viecher“, denn sie folgen immer nur schnurstracks dem Pfad auf dem sie sich befinden. D.h.: Sie dürfen nicht auf dem Stand umdrehen und an Kreuzungen auch nicht abbiegen. Das ist insofern wichtig, als die eingesammelten Eicheln erst dann endgültig in Sicherheit gebracht sind, wenn ein Wildschein wieder auf seiner eigenen Wiese landet. Wird man nämlich von einem anderen Wildschwein überholt, stiehlt der Mitspieler die Hälfte der Eicheln. Außerdem gibt es eine recht gemeine Karte, durch die ein Mitspieler ebenfalls die Hälfte aller eingesammelten aber noch nicht in Sicherheit gebrachten Eicheln verliert.

Die eigene Wiese zu erreichen stellt sich aber mitunter als gar nicht so einfach heraus. Durch einige Karten kann man nämlich eine der Drehscheiben beliebig verdrehen, wodurch sich die Pfade durch den Wald schlagartig ändern. Gut, wenn man das selbst macht und so schneller zur Wiese oder an punkteträchtige 2-er und 3-er Eicheln kommt. Weniger gut, wenn dies ein Mitspieler macht und uns ungewollte Wege aufzwingt. Hier können dann eventuell jene Karten Abhilfe schaffen, die es erlauben, dass das sture Tier dann eben doch die Richtung um 180 Grad ändern darf. Hinterlistig ist auch die Karte, durch die alle anderen Wildschweine außer dem eigenen die Richtung ändern müssen. Außerdem können jene Karten, die es erlauben alle Eicheln auf einer einzelnen Drehscheibe beliebig umzusetzen, aus einem vermeintlichen Umweg eine willkommene Chance auf zusätzliche Punkte machen.

Man sieht also, es tut sich einiges im Wald und gerade die Idee mit den Drehscheiben macht den wesentlichen Spielreiz dieses Spiels aus. Groß ist die Freude, wenn man die Pfade zu seinem eigenen Vorteil verändern kann. Die Schadenfreude, wenn es dadurch für die Mitspieler nicht mehr so läuft wie geplant, ist da meist nicht fern.

Häufig steht man vor der Entscheidung beim Nachziehen der Karten entweder eine Bewegungskarte oder eine Karte mit Sonderfunktion zu behalten. Bei häufigerem Gebrauch von Sonderaktionen fühlt man sich aber regelrecht ausgebremst, während die anderen munter Eichel um Eichel aufsammeln. Der kritische Punkt dabei ist nämlich folgender: Die Sonderaktionen geben dem Spiel Würze und sorgen für Interaktion und Überraschung sowie die notwendige Unberechenbarkeit angesichts der zugrundeliegenden Spielidee. Außerdem bringen sie ein überschaubares Maß an taktischen Möglichkeiten ins Geschehen ein, ohne die das Spiel dann wohl doch etwas zu simpel ausfallen würde. Soweit sind die Sonderaktionen also äußerst sinnvoll und lobenswert.

Der vollkommene Verzicht auf Bewegungspunkte für 1 Runde lässt deren Einsatz aber häufig als zu teuer erscheinen, wodurch sie von manchen Spielern auch nur selten eingesetzt werden. Wenn dies geschieht, gleitet das Spiel jedoch in spielerisch relativ seichte Gewässer ab. Irgendwie hätte ich mir hier nach den Testspielen eine etwas ausgewogenere Spielmechanik gewünscht, die diesen Effekt ein bisschen abfedert und das Spielen der Sonderaktionen attraktiver macht.

Fairerweise muss man aber auch sagen, dass es je nach Testgruppe sehr unterschiedlich sein kann, wie häufig die Sonderaktionen dann tatsächlich eingesetzt werden. Außerdem werden insbesondere die Jüngeren (auf die das Spiel meiner Ansicht nach am Ende auch am stärksten abzielt) damit eher weniger bis gar keine Probleme haben im Vergleich zu den versierteren (erwachsenen) Spielern.

Da die Wildschweine nur stur geradeaus laufen dürfen, kann es für die jüngeren Spieler allerdings etwas frustrierend werden, weil schwer überschaubar. Dies wurde offenbar erkannt und so wird in der Spielregel ausdrücklich die Variante angeboten, die Wildschweine an Kreuzungen abbiegen zu lassen. Mit dieser Variante kamen die jüngeren Spieler merklich besser zurecht und es machte ihnen mehr Spaß.

Die Spielregel ist an und für sich gut geschrieben, kann sich aber beispielsweise nicht so recht entscheiden, ob das Spiel nun ab 4 Spielern (Titelblatt) oder schon ab 2 Spielern (Regeltext) gedacht ist. Die Schachtelrückseite spricht hingegen von 3-6 Spielern. Die Verwirrung wäre dann ja wohl komplett. Ich denke Kinder können es auch gut zu zweit spielen, wobei dann aber entsprechend wenig los ist im Wald.

Spieletester

25.11.2005

Fazit

Das Spiel punktet ganz klar mit toller Ausstattung, gelungener Optik und gutem Thema. Die durchdachte und massive Fertigung macht das Hantieren mit den Wildschweinen, Drehscheiben sowie den Holzscheiben mit den Eicheln zu einer wahren Freude. Die Bewertung von Ablauf und Spielmechanik fällt mir hingegen etwas schwer. Irgendwie hatte ich beim Spielen immer das Gefühl, dass alles etwas zäher und unspektakulärer abläuft als eigentlich notwendig wäre. Dies gilt insbesondere für die 2. Spielhälfte, weil es mitunter mühsam wird an die immer weniger werdenden Eicheln zu kommen. Andererseits muss ich einräumen, dass man mit dem Spiel durchaus Spaß haben kann und auch haben wird. Dies ist (neben den bereits genannten Pluspunkten) dem grundlegenden Mechanismus mit den Drehscheiben und den veränderlichen Pfaden zu verdanken. Dieser ist wirklich witzig und wurde gut umgesetzt. Das Spiel eignet sich daher meiner Meinung nach am besten für Familien mit eher jüngeren Kindern sowie prinzipiell für Spieler mit eher geringer Spielerfahrung, welche sich vor allem vom Thema angesprochen fühlen. Für diese gilt die Gesamtwertung von 7 Punkten - Gut aber auch nicht weltbewegend. Als Spiel nur unter Erwachsenen oder schon anspruchsvolleren Spielefamilien ist es zwar durchaus tauglich und funktioniert prinzipiell. So richtig Stimmung will bei dieser Gruppe auf Dauer aber nur sehr bedingt aufkommen, weshalb ich hier 1-2 Punkte sowohl bei der Gesamtwertung als auch beim Langzeitspaß abziehen müsste. P.S.: Offensichtlich ist auch dem Autor der Verbesserungsbedarf der Spielmechanik nicht entgangen, denn er hat unter www.spielewerk.de zwei wesentliche Regeländerung veröffentlicht, die dem Spiel tatsächlich etwas auf die Beine helfen könnten. Die Wertung dieser Rezension bezieht sich auf das Spiel ohne diese Regeländerungen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2005
Verlag: Goldsieber
Autor: Marco Teubner
Genre: Wettlauf
Zubehör:

1 Spielbrett, 6 Drehplatten, 80 Eichelsteine, 6 Spielfiguren, 102 Spielkarten, 6 Sackkarten, 1 Spielregel

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7125 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2304 Berichte.