Der erste Teil der „Age of Empires“ Reihe 1997 war für Strategiespieler eine Offenbarung und galt sofort als Referenzspiel des Genres, an dem sich alle anderen Strategiespiele messen lassen mussten. Umfang (12 Völker), Spielprinzip (Mix aus Strategie und Wirtschaftssimulation) und Gimmicks wie der Editor, mit dem man selbst neue Kampagnen erstellen konnte, waren und sind zeitlos genial.
Zeitlich waren die Kampagnen des Hauptspiels und des Add-ons angesiedelt zwischen Steinzeit und Aufstieg des römischen Imperiums.
Zwei Jahre später folgte Age of Empires 2, und man hatte noch eins draufgesetzt – alle Vorzüge des ersten Teiles waren erhalten geblieben, darüber hinaus durfte man sich über eine stark verbesserte Grafik sowie viele neue Funktionen in Spiel und Editor freuen.
Historisch war der zweite Teil zwischen Anfang und Ende des Mittelalters angesiedelt.
Besonderes Highlight war hier wieder einmal der Editor, mit dem beherzte Fans teilweise wirklich geniale eigene Szenarien erstellt haben. Dieser eigenen kleinen Fanszene mit ihren Kreationen soll später ein eigener Bericht gewidmet sein.
Immerhin sechs Jahre mussten wir sehnsüchtig auf den dritten Teil der genialen Erfolgsreihe warten. Dementsprechend groß waren die Erwartungen der Fans, leider wurden sie grausam enttäuscht, denn „Age of Empires 3“ wird ihnen in keiner Weise gerecht.
Angesiedelt ist der dritte Teil etwa zwischen Beginn des 16. und Mitte des 19. Jahrhunderts, was allerdings nicht viel besagen will, denn auf (mehr oder weniger) reale historische Bezüge wie in den Vorgängerspielen wurde großteils verzichtet. Stattdessen hat man es mit einer wirren Fantasy-Story um eine Quelle der ewigen Jugend, einem Geheimbund auf der Suche danach und mit Anachronismen wie türkischen Pionieren und Forts in der Neuen Welt zu tun.
Hauptprotagonisten sind die Mitglieder der Familie Black, die über drei Generationen (3 Kampagnen mit insgesamt 24 Szenarien) den Geheimbund von Ossus bekämpfen.
Etliche dieser Szenarien sind herzlich kurz ausgefallen, geübte Spieler werden für die kompletten Szenarien insgesamt nicht länger als 5-6 Stunden brauchen. Wer sich nun fragt, warum ein so kurzes Spiel immerhin drei CDs braucht, die gehen für die ziemlich langen Filmsequenzen drauf.
Doch das ist leider nur der Beginn von zahlreichen Verschlechterungen gegenüber den Vorgängerversionen: so gibt es keine Kampagnenauswahl mehr, man muss die drei Hauptkampagnen chronologisch durchspielen, die Anzahl der verfügbaren Einheiten, Gebäude und Strategien wurde radikal gekürzt und eingeschränkt. Die überaus unterhaltsame Möglichkeit in AoE 1&2, gegnerische Einheiten mit einem Mönch zu bekehren und überlaufen zu lassen wurde ersatzlos gestrichen.
Platzierung von Gebäuden ist nicht mehr frei wählbar, die Standplätze für Handelszentren und Strassen sind nach dem „Malen nach Zahlen“-Prinzip bereits fix eingezeichnet.
Auffallendste Neuerung ist das so genannte „Heimatstadt-System“, wobei es sich offenbar um ein Zugeständnis an die Pokemon- und Yu-Gi-Oh-Generation handelt, denn hierbei entwickelt sich das gewählte Volk des Spielers durch Erfahrungspunkte von Szenario zu Szenario weiter, die Belohnung hierfür sind ausspielbare Bonus-Karten, mit denen man zusätzliche Ressourcen und Einheiten dazu gewinnen kann.
Recht witzig ist wieder die Sprachausgabe ausgefallen: so hat sich etwa das Deutsch der Siedler gegenüber dem zweiten Teil stark verbessert, so sagen die Arbeiter etwa statt „Holzer“ nun „Holzfäller“. An Stilblüten mangelt es immer noch nicht: warum deutsche Soldaten im Augenblick des Todes „Es geht mir besser.“ sagen, bleibt ein Rätsel.
Wieder vorhanden ist zwar der Szenario-Editor für Spiele im Eigenbau, die „Bausteine“ dazu sind aber mehr als kärglich, es gibt keine europäischen oder asiatischen Gebäude, sondern mehr oder weniger nur das, was man im Hauptspiel sieht. Einen Samurai findet man zwar, aber wofür der gut sein soll, weiß keiner, denn ein japanisches Umfeld kann man mangels "Zubehör" nicht erstellen. Was engagierte Hobbyentwickler dem neuen Editor abringen können, bleibt abzuwarten.