Wenn Mario und seine Freunde den Rasen betreten, wird nicht nur der Ball, sondern auch die Regeln mit Füßen getreten. Aber auch abseits des Platzes gibt es einige Troubles.
Für ein Stadion (aus einer Auswahl von 5 verschiedenen) und vier Feldspieler (aus einer Auswahl von zehn) entschieden, geht’s auch schon los. Vier Minuten Nettospielzeit stehen auf der Uhr.
Anpfiff. Mit einer gezielten Grätsche streckt Donkey Kong Prinzessin Peach im Mittelkreis nieder und entscheidet so den Kampf um den Ball für sich. Ein schneller Pass zu Luigi, der nimmt den Ball direkt und pfeffert ihn Richtung Tor. Bumm Bumm, der standardmäßig bei jedem Team im Tor steht, hat gerade eine seiner besseren Phasen und hält.
Während sich die Spieler im Feld wieder sortieren und freilaufen, wird Mario böse niedergekrätscht, ohne den Ball zu besitzen. Vom erbosten Stadionpublikum wird daher eine Item-Kiste für sein Team aufs Feld geworfen. Gleich mal einsammeln!
Weiter geht’s: Yoshi bekommt den Ball, lässt Wario mit einer geschickten Finte aussteigen und sprintet Richtung Tor, als plötzlich ein goldener Energieball am Feld erscheint. Yoshi und Donkey Kong hechten beide darauf zu. Kurz bevor der Affe den Ball erreicht, lässt Yoshi den zuvor aus der Item-Kiste erhaltenen roten Panzer auf ihn los, setzt ihn damit außer Gefecht und sammelt den Energieball ein.
Dieser gibt Yoshis Team nun für 20 Sekunden die Möglichkeit, einen Hyperschuss auszulösen. Da er selber gerade zunehmend in Bedrängnis gerät, flankt er zur freistehenden Rosalina.
Sie lädt ihren Schuss auf. In einem kurzen Geschicklichkeitsspiel muss sie nun einen ausschlagenden Zeiger zweimal möglichst perfekt in einem kleinen Bereich landen lassen. Aufgrund ihres hohen Technikwerts ist das aber kein großes Problem für sie. Sie holt aus, und noch bevor der auf sie zurutschende Toad sie von den Beinen fegen kann, verlässt der Schuss bereits das Stadion, saust einmal um einen nahgelegenen Planeten und kommt als Eiskugel zurück, die erneut getreten alles auf dem Weg ins Tor gefrieren lässt – Tormann inklusive. Der Ball zappelt im Netz und bringt Rosalinas Team gleich zwei Punkte ein.
Das kleine Ganze
Ja, am Platz wuselt es, da ist chaotische Action vorprogrammiert. Chaotisch auch deswegen, da im Eifer des Gefechts nicht immer ganz klar ist, wer jetzt zu welcher Mannschaft gehört. Teilweise zu ähnliche Trikotfarben oder wie im Falle von Rosalina ein winziges Trikot, aber unabhängig davon immer leuchtend türkise Hosen und Ärmel, machen eine Identifikation auf den ersten Blick nicht immer gerade leicht.
Chaotisch freilich auch, weil in einem Mario-Spiel die Panzer, Pilze, Sterne, Bomben und Bananen nicht fehlen dürfen.
Passen, flanken, schießen, laufen, all das funktioniert hingegen fast so, wie man es von FIFA gewohnt ist. Mit dem Unterschied, dass durch geschicktes Timing noch einmal mehr aus allem rausgeholt werden kann. Unhaltbare Pässe, besonders starke Schüsse, richtig effektive Grätschen, ein Energieboost nach erfolgreichem Ausweichmanöver und so weiter. Wer hier schon ein bisschen Erfahrung mitbringt, lässt Neulinge unweigerlich links liegen.
Handycaps in Form von schwächeren Mannschaften gibt es nicht. Alle zehn Charaktere besitzen gleich viele Fähigkeitenpunkte, nur unterschiedlich auf die Kategorien Stärke, Geschwindigkeit, Schuss, Pässe und Technik verteilt.
Diese lassen sich zwar durch mit verdienten Münzen zukaufbarer Ausrüstung umverteilen, aber nicht erweitern.
Da die Ausrüstungsteile immer auch eine Veränderung der Werte mit sich bringen, können diese nicht einfach nur als optische Anpassung verwendet werden.
Rein optische Anpassungen können wir an unserem Stadion vornehmen: von den Tribünen, über das Tor, den Zaun, die Deko; aber…
Online Schmonline
… nur im Online-Modus. Das wertet wie schon bei Nintendo Switch Sports das Offline-Spiel ziemlich ab.
Im Strikers Club schließen wir uns einem Team aus bis zu 20 Kämpfern an, das in zweiwöchig stattfindenden Seasons Punkte erspielt. Jedes Teammitglied bringt einen Charakter mit, der samt seiner Modifizierungen für alle anderen zur Verfügung steht. Neben dem Namen vervollständigen ein Set Trikots und eine eigene Stadionhälfte das Teamgefüge.
Die Krux: Das alles wird vom Teamcaptain bestimmt. Zwar können wir unseren Wunsch für Stadionmodifikationen bekanntgeben, Änderungen nimmt aber nur der Teamcaptain vor.
Das führt dazu, dass wir Offline nur Ausrüstung für die Spieler freispielen können (die wir ziemlich schnell zusammen haben, zumindest die Teile, die wir auch verwenden möchten) und online zwar Münzen für das Stadion sammeln, aber selber gar nicht entscheiden können, was damit geschieht.
Die Motivation an den Online-Seasons teilzunehmen (die noch dazu nur jede zweite Woche stattfinden, jede andere Woche ist der Modus also quasi tot) schwindet daher recht schnell.
Dazu kommen fehlende Komfortfunktionen. Warum darf ich mir kein Lieblingsteam speichern, sondern muss es bei jedem Match neu zusammenstellen. Und wenn schon, warum muss ich damit immer warten, bis die Gegnersuche im Onlinemodus abgeschlossen ist? Ich sehe die Aufstellung des Gegenspielers ja ohnehin nicht, kann also auch nicht darauf reagieren.
Das kostet unnötig Zeit, die wir gerne anders verbringen würden.
Fazit
An und für sich ist das Spiel am Feld die Stärke von Mario Strikers: Battle League Football. Wer sich ein wenig eingearbeitet hat, wird mit einem flotten, leicht chaotischen und optisch sehr netten Fußballspiel belohnt. Aber!
Da wären die passiven KI-Mitspieler, die einen neben sich liegenden Ball oft nur anschauen oder uns als Gegner schlichtweg nicht angreifen, sondern in aller Seelenruhe einen Schuss aufladen lassen. Und der auch nicht gerade Abhilfe schaffende Spielerwechsel, der uns nicht immer den Spieler zuweist, der dem Ball am nächsten ist, was eigentlich logisch wäre. Und das Durcheinander, das durch die nicht immer gut erkennbare Teamzugehörigkeit entsteht. Und fehlende Handicaps, die einem erfahrenen Spieler den unweigerlichen Vorteil nehmen würden.
Und das Rundherum wirft einfach zu viele Fragezeichen auf. Warum nur ein recht ödes Offline-Turnier, bei dem sich die unterschiedlichen Pokale kaum unterscheiden lassen. Warum keine lustigen Minispiele? Warum nur 5 Stadien? Warum dürfen die nur online modifiziert werden? Und warum darf ich das dann nicht mal selbst, wenn ich nicht Captain bin? Warum gibt’s nur alle zwei Wochen eine einwöchige Season und dazwischen nix?
Diese Fragezeichen sind es, die die anfängliche Motivation dann doch recht schnell wieder verfliegen lassen. Online nicht unbedingt motivierend, als Partyspiel nicht wirklich geeignet.
Das größte Fragezeichen steht aber nicht auf den Item-Boxen oder im obigen Absatz, sondern auf dem Preisschild: Warum soll ich für all das ganze 60 Euro zahlen?
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Preis: 59.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erschienen für: Nintendo Switch
Getestetes System:
Nintendo Switch
Genre: Sport
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