Und so bekommen wir also doch einen zweiten Teil von
The Last of Us. Aber: Reicht der zweite Besuch der pilzverseuchten Postapokalypse an das unglaubliche Niveau des ersten Teils heran? Schauen wir rein!
Ihr werdet in diesem Review übrigens keine Major Spoiler zum zweiten Teil finden. Wir nehmen allerdings die Auflösung des ersten Teils vorweg, also wenn ihr den noch nicht kennt: unbedingt spielen!
RecapErinnern wir uns kurz:
The Last of Us ließ uns damals in einem moralischen Dilemma zurück. Als Schmuggler Joel haben wir es geschafft, die Teenagerin Elli durch die ganzen USA bis hin zu einem Krankenhaus zu bringen. Dort sollte sie untersucht und operiert werden, denn sie war als einzige bekannte Person immun gegen den Pilz, der Menschen zu hirnlosen Zombies mutieren lässt – sie ist die lebende Hoffnung auf einen Impfstoff. Als Joel im letzten Moment aber erfährt, dass die Operation Elli töten wird, ist er – gelinde gesagt – nicht besonders begeistert. Also zieht er eine Spur der Verwüstung durch das Krankenhaus und holt Elli da raus. Die war währenddessen schon narkotisiert und wacht erst auf, als der ganze Wahnsinn vorbei ist und wir auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft. Wir haben also unsere quasi Ziehtochter vor dem Tod bewahrt, dabei aber auch die größte und vielleicht einzige Hoffnung auf einen Impfstoff zunichte gemacht. Elli weiß von all dem nichts.
Zurück in die Gegenwart
The Last of Us 2 setzt ein paar Jahre später ein. Joel und Elli sind in Jackson untergekommen, einer Art freien Siedlung. Hier führen sie ein einigermaßen normales Leben: Es gibt Tanz und Musik, Elektrizität, Wasser usw. Regelmäßige Patrouillen halten die Infizierten von der Stadt fern. Elli ist mittlerweile eine junge Erwachsene. Die ersten Liebesbeziehungen stehen an, ab und an gibt es Streit mit „Papa” Joel – alles also eigentlich ziemlich normal.
In diesem postapokalyptischen Alltag spielen wir uns durch das Tutorial. Als Teil der Grenzwache lernen wir das Fortbewegen und Klettern, eine Schneeballschlacht dient als Schusstraining. In Jackson lernen wir wichtige Charaktere kennen. Das Leben ist schön. Aber dabei soll es natürlich nicht bleiben. Traumatische Erlebnisse führen bald dazu, dass wir Jackson abermals verlassen.
GameplayVoll bepackt mit Waffen und ... also, vor allem Waffen begeben wir uns also einmal mehr auf Reise. Was wir dort spielerisch tun, unterscheidet sich nicht wesentlich zu Teil 1.
The Last of Us 2 kombiniert also wieder crafting, stealth und Deckungsshooter. Die Spiel-Areale sind dabei wahnsinnig toll designt und in den allermeisten Fällen ein gutes Stück größer als im Vorgänger. Der richtige Weg, um die Story weiter zu bringen, ist zwar immer linear, aber dazwischen gibt es stellenweise wirklich eine Menge zu entdecken. Versteckte Safes, neue Crafting Rezepte oder mehr Skills für unsere Protagonistin – all das motiviert ungemein dazu, sich lieber noch einmal genau umzuschauen, bevor man ein Gebiet für immer verlässt.
Die Gefahr, gleich um die nächste Ecke von ein paar Infizierten angesprungen zu werden, sorgt dabei für eine fast allgegenwärtige Spannung, ein Gefühl, dass jeden Moment etwas gewaltig schief gehen kann. In den wenigen Momenten, in denen das Spiel uns signalisiert, dass gerade wirklich alles okay ist, atmen wir hörbar auf. Während wir uns also durch fantastische Landschaften schleichen und schießen und geniale set pieces spielen (da kommt einfach niemand an
Naughty Dog ran), tauchen wir immer weiter ein in die zerstörerische Geschichte des Spiels.
Wir sehen rotLeider ist es ziemlich schwierig, über die Story von
The Last of Us 2 zu schreiben, ohne essentielle Dinge zu spoilern. Wir bitten an dieser Stelle also um Verständnis, dass wir uns bezüglich der Geschichte recht vage halten. Reden wir stattdessen über Atmosphäre und Inszenierung.
The Last of Us 2 hat ein ziemlich markantes Grundthema: Rache. So markant, dass es von verschiedenen Seiten als eintönig abgetan wird. Tatsächlich fokussiert der zweite Teil im Vergleich zum Vorgänger sehr stark auf destruktives menschliches Verhalten. Während wir in Teil 1 eher beschützen und retten wollten, ist unsere Einstellung hier ins komplette Gegenteil umgeschlagen: Wir wollen den Tod bringen. Und ja, besonders in der ersten Hälfte des Spiels fanden auch wir das irgendwann zu eindimensional, um noch nachvollziehbar zu sein. Auch deshalb, weil die Gewalt teilweise mit beispielloser Härte gezeigt und ausgeführt wird.
Die zweite Hälfte macht das aber mehr als wett. Auch hier können wir wegen Spoilern nicht ins Detail gehen. Aber wie die Inszenierung die Wege von verschiedenen Fraktionen und Figuren zusammenführt, lässt uns einmal mehr mit Gänsehaut und tief in Gedanken versunken zurück. Bis hin zu einem Finale, das irgendwie furchtbar kraftlos und traurig wirkt – und uns genau damit voll erwischt.