Seit FIFA 04 habe ich jeden Teil der Fußball-Simulation gespielt, diesmal ist es also FIFA 21. Und um es vorwegzunehmen. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Teil der Reihe so wenig überzeugt und fasziniert hat, wie FIFA 21.
70 Euro, doch wofür?
Die Fehlerliste ist gefühlt so lang, wie schon lange nicht mehr. Stark heruntergebrochen ist der größte Kritikpunkt aber, um gleich einmal den Elefanten im Raum anzusprechen, definitiv folgender: Für stolze 70 Euro, die das Spiel für die Konsolen Xbox One und Playstation 4 kostet (okay, immerhin gibt es Smart Delivery, also das kostenlose Upgrade auf die Next-Gen-Variante), liefert EA Sports diesmal nahezu nur ein Kader-Update, ohne dass sich in den anderen Bereichen großartig viel getan hat.
Das mag jetzt zwar auf den ersten Blick sehr hart klingen, ist zumindest bei der Version der Nintendo Switch aber sogar blanke Realität. Die Videospiel-Website IGN war darüber beispielsweise so entzürnt, dass sie einfach die Rezension des Vorjahres hergenommen, und um das Kader-Update ergänzt hat. Mist. Diesen Gag kann ich also nicht mehr bringen. Nun ja, ich habe andererseits ja auch die PS4-Version vorliegen.
Nicht alles schlecht,...
Gut, bei der Konsolen- bzw. PC-Variante sind dann zum Glück doch einige Dinge neu. Zum Beispiel ein erweiterter Volta(also Street-Football)-Modus, der nun auch mit einem Kumpel gezockt werden kann. Oder der lang herbeigesehnte Wunsch, im Karrieremodus Einfluss auf simulierte Spiele zu haben. Und auch bei der Präsentation kommt EA den TV-Übertragungen einen weiteren Schritt näher. Das geht sogar so weit, dass wir in FIFA Ultimate Team unser eigenes Stadion personalisieren können - von Fangesängen, über Stadionchoreo, bis hin zu Torsongs. Aber zu FIFA Ultimate Team kommen wir gleich.
Gelegenheitsspieler werden mit folgenden Begriffen wohl nur wenig anfangen können: Agile Dribbling, Creative Runs, Natural Collision System, Positioning Personality. Sie sorgen dafür, dass sich das Gameplay - zumindest für Profis - noch ein klein bisschen besser anfühlt, als noch im vergangenen Jahr. Was jedenfalls absolut zu merken ist: Mit jedem Jahr wird das Geschehen am Platz gefühlt noch langsamer. Diese Tatsache ist für mich weder positiv, noch negativ - möchte man ja einerseits den maximalen Spielspaß, andererseits puren Realismus gleichzeitig haben. Sollte aber nicht unerwähnt bleiben.
... aber mehr schlecht als recht
Das Problem an der ganzen Sache ist: Was sind die Kaufargumente? Die Gründe, weshalb Spieler, die sich FIFA 20 zugelegt haben, auch diesmal zugreifen? Und hier muss ich sagen, dass es bis auf die logischerweise auf den neuesten Stand gebrachten Spieler bzw. Teams einfach zu wenige Gründe gibt, weshalb sich FIFA-20-Spieler auch FIFA 21 holen sollten. FIFA braucht wieder mehr neue Akzente, nicht lediglich ein teures, aber naja, immerhin schickes Kader-Update.
Langsam aber sicher habe ich jedenfalls auch eine weitere, immer größer werdende Angst. Nämlich, dass EA der Spielspaß und der Verbesserungsgedanke in sämtlichen Modi immer unwichtiger wird, solange FIFA Ultimate Team gewohnt viel Geld in die Kasse spielt.
Hassliebe FIFA Ultimate Team
Und folgendes ist mir sogar ein regelrechter Dorn im Auge: Ich hasse mich dafür, dass ich Ultimate Team liebe.
Ach ja... Es macht einfach viel zu viel Spaß, sein eigenes Team aus Spielern aus der ganzen Welt zusammenzustellen und mit diesem dann gegen andere Spieler anzutreten. Der Suchtfaktor ist immens...
Und das ist auch gleichzeitig das riesengroße Problem. Obwohl ich bisher noch keinen Cent in meiner Ultimate-Team-Laufbahn ausgegeben habe, ertappe ich mich jeden Tag, an dem ich FIFA spiele, beim Gedanken, dass ich doch den ein oder anderen 10er für Packs (also Karten) investieren kann. Zum Glück habe ich es bis hierhin geschafft, mich zurückzuhalten. Millionen Spieler weltweit sind daran aber kläglich gescheitert.
Und so fliegen die Millionen quasi im Sekundentakt förmlich ins EA-Headquarter, ohne dass der Entwickler auch nur irgendetwas dafür tun muss (Okay. Er muss die Instandhaltung der Server garantieren. Immerhin.). Solange es Ultimate Team gibt, wird es stets einen unglaublich großen Anteil an Spielern geben, die aberhunderte Euros/Dollar/wasauchimmer ausgeben, nur damit ihr Team besser wird. Womit wir beim Thema "Glücksspiel" wären. Doch das ist vermutlich allen mittlerweile bekannt. Immerhin gibt es Ultimate Team ja bereits seit Fifa 09. (Hach, wir werden alt.)
Meine Gedanken zu schlechten und gefährlichen Trends der Videospielwelt habe ich übrigens niedergeschrieben, ihr findet den Artikel dazu hier. Packs, die um Echtgeld gekauft werden können, gehören da nämlich definitiv dazu.
Und so bleibt am Ende des Tages ob der vielen Ärgernisse irgendwie eine große Leere. Die größte Leere seit vielen Jahren. Ich möchte doch einfach den Kopf ausschalten können und FIFA so spielen, wie ich es als 13-jähriger gemacht habe. Kopf aus, Playstation an, alles geben und um den Sieg spielen. Doch das geht nicht mehr. Und das ärgert mich unmenschlich.
Fazit
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 11
Preis: 70 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Entwickler: EA Sports
Publisher: Electronic Arts
Erschienen für: Nintendo Switch, PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PlayStation 4
Empfohlenes System:
Playstation 4
Genre: Simulation, Sport
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