Bereits das zweite Jahr in Folge bringt Entwickler Codemasters das neueste F1-Spiel schon während der Saison (im Juni) und nicht wie bis 2018 erst im August heraus. Der große Vorteil dabei: Es können mehr tatsächliche Rennen zur richtigen Zeit simuliert werden und die Spieler haben so ein stärkeres Aktualitätsgefühl.
So kam es also, dass F1 2020 wie geplant im Juni erscheinen sollte. Dass nach der Ankündigung des ersten Trailers eine Pandemie ausbricht, die die gesamte F1-Welt durcheinanderwirbelt, konnte natürlich niemand erahnen.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Der Start der neuen Saison verschob sich immer weiter nach hinten, Rennen um Rennen wurden abgesagt. Der Start der Saison wurde schlussendlich mit 5. Juli und dem Großen Preis von Österreich festgelegt. Somit vergingen nicht weniger als 216 Tage ohne ein echtes F1-Rennen.
Auftritt Virtual-GP! Denn Rechteinhaber Liberty Media dachte sich: "Wenn wir schon nicht auf realen Rennstrecken fahren können, dann eben auf virtuellen", nahm das Spiel F1 2019 als Basis und rekrutierte (vor allem junge) F1-Fahrer für die Events. Sollte also nun ein reales Rennwochenende stattfinden, so wurde dieses ganz einfach virtuell ausgetragen und auf Twitch und Youtube sowie in 100 Ländern ausgestrahlt. In Österreich zeigte sogar der ORF mit dem originalen F1-Kommentator Ernst Hausleitner die Rennserie, acht virtuelle GPs wurden ausgetragen.
Es entstand ein Interesse, wie es sich wohl niemand hätte denken können. Allen voran Mclaren-Fahrer Lando Norris und Ferrari-Shootingstar Charles Leclerc entdeckten die Streamer in sich und hatten von 0 auf 100 mehr als 20.000 Zuschauer bei ihren Streams.
Doch das Spiel, das die Basis für die virtuellen GPs darstellte, sorgte hier und da für unangenehme Situationen. Klarerweise beschwerten sich die realen Fahrer über den mangelnden Realismus, zahlreiche Bugs hinterließen bei einigen Rennen einen faden Beigeschmack. Den Zuschauerzahlen schadete dies jedoch nicht, speziell die Art der F1-Fahrer sorgte für zahlreiche unterhaltsame Abende.
Codemasters hat sich das Feedback der Spielerschaft daraufhin zu Herzen genommen und bei F1 2020 an den richtigen Schrauben gedreht.
Kein Rutschkonzert mehr
Der für ein Rennspiel mit Abstand wichtigste Aspekt: Das Handling der Fahrzeuge ist jetzt deutlich besser. Rutschte man speziell in F1 2019 nahezu auf jedem Kerb (rot-weiße Streckenbegrenzungen) aus, so hat man nun deutlich mehr Traktion. Auch die ständigen Bugs wurden ausgebessert. Dennoch gibt es hier noch Aufholbedarf. Ich denke ich brauche nur "Strafenmanagement" und "Safety Car" sagen und Spieler von F1 2020 wissen, was ich meine. Es ist einfach zu ärgerlich, wenn man mehrere Stunden in die Optimierung seines Rennens setzt und einem dann aufgrund zufälliger Fehler sein Rennen zerstört wird. In meinen Testrunden ist das zwar nicht sehr oft passiert, gerade auf dem Niveau des E-Sports - und genau da möchte Codemasters auch hin - sind solche Fehler aber nahezu unentschuldbar.
Dennoch, für den Gelegenheits-Spieler hat sich vieles zum Guten entwickelt. Nach wie vor gilt natürlich die Devise, dass das Spiel mit Abstand am meisten Spaß mit Lenkrad, Pedalen sowie ordentlichem Force Feedback macht.
Toto Wolff, wer?
Die größte Content-Neuerung ist ganz klar der My-Team-Modus. Er ist das Aushängeschild von F1 2020 und verdient diesen Titel auch voll und ganz. Im My-Team-Modus starten wir als elftes Team der F1, gestalten unseren eigenen Wagen, suchen uns Sponsoren aus, verbessern unseren Boliden, absolvieren Medientermine und noch vieles mehr. Wie ein echter Team-Manager eben - nur dass wir zur Krönung auch noch die Rennen selbst fahren dürfen.
Der My-Team-Modus brachte vor allem auch mir eine unglaubliche Motivation und lies mich immer wieder noch eine weitere Stunde ins Spiel stecken, damit aus dem Boliden ja das Beste herausgeholt wird.
Guess who's back, Splitscreen's back
Von vielen ein gewünschtes Feature ist nun auch wieder dabei - der Splitscreen-Modus. Es ist also ab sofort wieder möglich zu zweit auf einem Bildschirm Rennen zu fahren. Beide Spieler können Fahrhilfen individuell ein- und ausschalten. Da für mich bei der F1-Reihe jedoch immer die pure Simulation im Vordergrund steht, kann ich mit dieser Möglichkeit nicht ganz so viel anfangen, nice to have ist es aber natürlich auf alle Fälle.
Und so präsentiert sich F1 2020 noch einmal um ein kleines Stück besser als sein Vorgänger, auf den Simulations-Thron fehlt aber weiterhin noch relativ viel. Renn-Simulationen wie iRacing oder rFactor haben hier einfach die Nase vorne. Da sich Codemasters jedoch sowieso immer zum Ziel setzt, auch F1-Fans ohne Simulations-Gedanken abzuholen, geht hier aber nach wie vor alles in die richtige Richtung.
Fazit
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 20
Preis: 59.99 Euro
Entwickler: Codemasters
Publisher: Koch Media
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PC
Genre: Rennsimulation, Rennspiel, Simulation
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