Habt ihr die für Jedi (oder Sith) typischen schnellen Reflexe? Dann könnt ihr diese nun im ersten Star Wars-Spiel für die Nintendo Switch unter Beweis stellen.
19 Tische, die thematisch an die Episoden IV bis VII, die Star Wars Stories „Rogue One” und „Solo” und die Serien Clone Wars und Rebels angelehnt sind, dürfen schon als Umfang bezeichnet werden, der sich sehen lassen kann.
Die Tische sind nämlich nicht einfach mit jeweils passenden Wallpaper angepinselt, sondern unterscheiden sich grundlegend in ihrer Funktionsweise und erzählen auch eigene Geschichten. Zwar orientiert sich Entwickler Zen Studios durchaus an realistischen Flippern, garniert das ganze aber mit animierten Figuren, die sich am Rand des Tisches, oder manchmal sogar mitten im Geschehen befinden. Da heben Raumschiffe ab, werden Laser quer über den Bildschirm geschossen oder Chewie springt über den Tisch, um sich an einem Flipperelement zu schaffen zu machen.
Schon bevor wir bei unserem Test in die Tiefe gehen, stellen wir also fest: Star Wars Pinball kann sich optisch absolut sehen lassen.
Vom Schüler zum Meister
Wie bei Flippern üblich, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um an Punkte zu kommen. Da können Kombo-Zähler in die Höhe getrieben, Rampen beschossen, Bouncer zum Glühen gebracht, Dreh-Elemente in Schwingung versetzt und ganze Missionsketten durchgespielt werden.
Da jeder Tisch seine Eigenheiten hat, gibt es für jeden auch eine bildgestützte Anleitung, die diese, mal mehr, mal weniger verständlich, zu erklären versucht.
Doch auch wenn wir nicht immer 100%ig verstehen, was genau gerade unsere Aufgabe ist – in der Regel sind die aktuell wichtigen Elemente am Tisch ohnehin beleuchtet. Und wenn wir uns ehrlich sind, ist es sowieso meist Zufall, wenn wir bestimmte Aktionen oder Minispiele auslösen und eher der verzweifelte Versuch, die Kugel im Spiel zu halten, die unsere ganze Aufmerksam einnimmt. Da bleibt wenig Zeit, den wild blinkenden Tisch oder gar die für Flipper übliche (und übrigens oft wirklich schwer zu lesende) Punktematrix nach Informationen zur aktuellen Mission abzusuchen.
Übung macht hier jedoch den Meister und umso länger wir uns mit einzelnen Tischen beschäftigen, umso mehr steigen wir hinter deren Eigenheiten.
Denn kann es im Solo-Modus oder lokalen Hot Seat Modus (bis zu vier Spieler wechseln sich an einer Konsole ab) reichen, die Kugeln einfach möglichst lange im Spiel zu halten, ist im Karrieremodus meist effizientes Vorgehen gefragt, um die angestrebten Punktezahlen zu erreichen.
There is no try
Im Karrieremodus gilt es, sämtliche Tische unter bestimmten Voraussetzungen zu meistern. Mal bleiben uns zum Erreichen der Punktezahl nur fünf Minuten Zeit, mal dürfen wir die Flipper nur 200 Mal bedienen, mal darf die Kugel nur eine bestimmte Distanz zurücklegen oder wir haben gleich überhaupt nur zwei Kugeln zur Verfügung.
Aufgelockert wird das ganze mit Minispielen, die mit Flipper oft nur wenig bis gar nichts gemein haben. Da liefern wir uns Dogfights mit X-Wings und Tie-Jägern aus der Cockpit-Perspektive, schießen im Sidescroller-Stil auf feindliche Raumschiffe, während wir dabei Asteroiden ausweichen und liefern uns sogar ein Lichtschwert-Duell mit Darth Vader höchstselbst.
Je nach erreichter Punktezahl erhalten wir in den Level ein bis drei Holocrons, mit denen wir unsere Spezialfähigkeiten verbessern können. Von denen dürfen wir in jedem Level eine aktive (auf Knopfdruck verlangsamen wir die Zeit oder verdoppeln kurzfristig die erhaltenen Punkte) und zwei passive (mehr Punkte für spezielle Aktionen) aktivieren.
Die vertikale Seite der Macht
Pinball-Tische sind ja bekanntlich hochformatig. Auf horizontalen Bildschirmen geht an der Seite entsprechend viel wertvoller Platz verloren, wenn der Tisch in voller Pracht dargestellt werden soll.
Praktisch, dass es sich bei der Switch um eine Handheld-Konsole handelt, die man ja eigentlich halten kann, wie man will. Die Entwickler haben das erkannt und mitgedacht.
Per Druck auf den Minus-Knopf dreht sich das Spiel verzögerungsfrei und ohne lästig im Menü danach suchen zu müssen um 90 Grad. Der Tisch füllt so den ganzen Bildschirm aus.
Gut, der kleine Ständer der Switch ist schon für das Aufstellen im Querformat nur suboptimal geeignet, fürs Hochformat ist er gleich überhaupt nicht konzipiert. Hier muss man also etwas zum Anlehnen finden oder die Switch einfach auf einen Tisch legen. Gespielt wird dann mit den abgenommenen Joycons.
Unterwegs wird man so einen Aufbau in der Regel aber nicht hinkriegen. Doch auch das haben die Entwickler bedacht. So können die Flipper auch mit dem Touchscreen bedient werden. Die linke Bildschirmseite steuert den linken, die rechte den rechten Flipper. Die Kugel wird mit einer Swipe-Geste eingeworfen.
Überhaupt lässt sich das ganze Spiel durchgehend über den Touchscreen bedienen, auch im Menü. Das ist keine Selbstverständlichkeit, selbst die meisten von Nintendo selbst entwickelten Spiele können nur mit Controller bedient werden. Sehr löblich!
Alternativ bietet das Spiel zahlreiche statische oder dynamische Kameraperspektiven, die auch ohne Lupe einen guten Kompromiss aus Übersicht bildschirmfüllender Action bieten.
Fazit
Die umfang- und abwechslungsreiche Auswahl an detailverliebten Tischen, die sich quer durch die Filme und Serien des Star Wars-Universums zieht, die Inszenierung, die mit animierten Figuren und Musik und Soundkulisse der Filme auftrumpft, und das durchdachte Bedienkonzept machen Star Wars Pinball zu einem würdigen Begleiter auf der Switch.
Der Kaufpreis von 30 Euro bedeutet bei einem Umfang von 19 Tischen zwar absolute faire 1,50 Euro pro Tisch (kauft man die Tische z.B. in der Android-Version einzeln, werden 2,09 Euro fällig), für ein gefühltes „Zwischendurch-Spiel” könnte der Preis aber doch noch etwas zu hoch angesetzt sein und Unschlüssige auf einen Sale warten lassen.
Pinball-Enthusiasten und eingefleischte Star Wars-Fans können jedoch jetzt schon bedenkenlos zugreifen. Möge der Multiball mit euch sein!
+ 19 abwechslungsreiche Tische
+ Star Wars Flair durch und durch
+ vertikaler Bildschirmmodus
+ Spielen mit Controller oder Touchscreen
- Oft schwer lesbare Punkte-Matrix
- Anleitungen manchmal (absichtlich?) etwas kryptisch
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Preis: 29.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Entwickler: Zen Studios
Publisher: Zen Studios
Erschienen für: Nintendo Switch
Getestetes System:
Nintendo Switch
Genre: Geschicklichkeit, Reaktionsspiel
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