Es hat sich vieles geändert ... Nicht nur in der Spielserie „Far Cry” an sich, sondern auch im Alltag der amerikanischen Region Hope County. Doch während die Spielserie – die mit Far Cry 1 vor bereits sage und schreibe 15 Jahren das Licht der Welt entblickte – mit Fortdauer der Zeit immer wieder innovative Fortschritte erzielte, geht es in Hope County leider nicht so innovativ zu. Zahlreiche Atombomben-Angriffe und 17 Jahre später liegt es an uns, den Schrecken vergessen zu machen ...
Natürlich haben einige (wie könnte es anders sein) nicht ganz so nette Kreaturen da aber etwas dagegen. Konkret gesagt: Prosperity, unsere neue Heimat, ist immer wieder in Gefahr. Die Highwaymen wollen uns die Hölle heiß machen und (wie könnte es anders sein) uns vernichten.
LSD, gaanz viel LSD
Nun könnte man meinen: Nach einer atomaren Katastrophe erstrahlt die Welt nur noch in blassem grau und die Laune ist, nett ausgedrückt, im Keller. So kennen wir es zumindest aus der Welt von Fallout – und wenn es eine Spielereihe gibt, die für Atombomben steht, dann kann es sich nur um jene mit dem stets lächelnden Vault Boy handeln. Doch Far Cry wäre nicht Far Cry, würden die Folgen einer Katastrophe unmenschlichen Ausmaßes nicht etwas „anders” ausfallen. Am besten wäre es nun, wenn ihr im Hintergrund während dem Lesen „Let the sunshine in” aus dem Musical „Hair” aufdrehen würdet. Denn Far Cry New Dawn ist bunt. Sehr bunt. Sehr, sehr bunt. Und verrückt. Sehr verrückt. Sehr, sehr verrückt. Das Motto des Wiederaufbaus lautet in Prosperity wohl: Kill’em with colours and craziness. Für Modebewusste kann dieses Spiel also alleine aufgrund der Optik uneingeschränkt empfohlen werden. Doch was ist mit allen anderen?
Zuallererst muss gesagt werden, dass es sich bei Far Cry New Dawn nicht um einen vollwertigen Teil der „Far Cry”-Reihe handelt, sondern vom Inhalt her eher um eine Art DLC, genau genommen um ein Spin-off. Denn die Engine, auf der das Spiel läuft, und die Story basieren auf dem Vorgänger Far Cry 5 aus dem Jahr 2018. Innovative Ideen konnten also eigentlich nicht unbedingt erwartet werden, doch was haben wir uns getäuscht.
Assassin’s Creed lässt grüßen
Wofür man Entwickler Ubisoft an dieser Stelle loben muss: In einem Spin-off das Spielprinzip zu ändern, dafür braucht man viel Mut. Denn Far Cry New Dawn macht einen großen Schritt in Richtung RPG. Durch die Eroberung von Außenposten kommen wir an Materialien für unsere Basis und Waffen. Je besser unsere Waffen werden, umso stärker die Gegner, mit denen wir es aufnehmen können. Unsere Widersacher sind genauso wie unsere Waffen nun in vier Kategorien unterteilt - möchten wir also einem Gegner mit einer niedriger klassifizierten Waffe eine Lektion erteilen, wird dies mit großer Sicherheit nicht gelingen.
Ubisoft wagt hier also den Schritt, der bereits vor zwei Jahren bei Assassin’s Creed mit Assassin's Creed - Origins gegangen wurde. Und er gelingt! Die RPG-Elemente sorgen für erfrischende Abwechslung und eine komplett neue Spielerfahrung.
Dazu gibt es mit sogenannten „Expeditionen” nun die Möglichkeit, komplett neue Gebiete zu entdecken. Unser Highlight: Besorge im Grand Canyon ein wichtiges Paket und baller' dich danach bis zur Bergung durch den Hubschrauber durch etliche Gegner-Wellen. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist außerdem, dass die Expeditionen einen großen Wiederspielwert haben – denn nach jeder erfolgreichen Expedition wird selbige beim nächsten Durchlauf eine Stufe schwerer.
Abwechslung soweit das Auge reicht
Während die Story leider einmal mehr nur okay ist und kein wirkliches spielerisches Highlight darstellt, ist es dennoch ein Fakt, dass wir mit Far Cry New Dawn viel Spaß hatten. So können wir beispielsweise das gesamte Spiel im Koop-Modus bestreiten und mit einem Kumpel immer wieder Neues entdecken. Dafür reicht es bereits, mit dem Auto durch die Landschaft zu fahren. Auf dem Weg von einem Punkt zu einem anderen bleibt man zumindest einmal stehen – und das ist ein gutes Zeichen!
Ansonsten bleibt vieles beim Alten - Far Cry New Dawn atmet doch sehr viel Far Cry 5 ein - und das ist ganz und gar nicht verwerflich. Denn dass Far Cry 5 mit seinen atemberaubenden 410 Millionen US-Dollar Umsatz alleine eine Woche nach Verkaufsstart einen Nachfolger bekommt, war abzusehen.
Nach knapp 15-20 Stunden hat es sich ausgespielt. Je nachdem, wie motiviert man ist, kann man jedoch durch das Wiederholen zahlreicher Missionen noch etliche weitere Stunden in Far Cry New Dawn verbringen.
Fazit
Far Cry New Dawn ist nichts weniger als ein mehr als nur gelungenes Spin-Off mit Abstrichen in der B-Note. Für eine höhere Wertung hätte uns die Story einfach mehr überzeugen müssen.
Dennoch, vor allem mit den überraschend gut funktionierenden RPG-Elementen gelingt Entwickler Ubisoft hier eine spannende Spielerfahrung. Knapp 35 Euro für etwa 15-20 Stunden Spielspaß sind - ob der vielseitigen Neuerungen - noch vertretbar!
Dennoch zeigt sich einmal mehr die Tendenz, dass aus der Far-Cry-Reihe eine Cash-Cow wird, die bis zum bitteren Ende gemolken wird. Das lässt uns zumindest etwas skeptisch in die Zukunft blicken. Hierfür würden wir uns von Ubisoft wünschen, dass zwischen neuen Far-Cry-Spielen in Zukunft mehr Zeit vergeht und neue Spiele mit viel Vorsicht und Überlegung entwickelt werden. Einfach, um nicht das Gefühl zu haben, dass Far-Cry-Spiele nur noch aus einem bestimmten Grund immer wieder in den Regalen stehen. Den „Gamern” zuliebe ...
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 2
Preis: 30 Euro
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PlayStation 4
Empfohlenes System:
Konsole
Genre: Action-Adventure, Shooter
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