Ich gehe davon, dass ihr die Vorgänger No More Heroes und dessen Sequel gezockt habt. Nicht, dass das für das Verständnis dieses Games sonderlich von Belang wäre. Aber wer würde sich denn schon ein Spiel entgehen lassen, in dem er in die Haut dieses fetzigen Hauptcharakters schlüpfen kann (richtig, in meine).
Nun, dann wisst ihr ja sicher auch, dass ich mit Vorliebe meine Widersacher stilecht mit meinem stylischen, lichtschwertähnlichen Beam Katana zerlege. Und dass einer dieser Widersacher die Auftragskillerin Bad Girl war. Sie war ein böses Mädchen, mein Mitleid hält sich also in Grenzen. Außerdem war es eben ein Job. Du machst der Supermarkt-Kassiererin ja auch keine Vorwürfe, wenn sie die Milch über den Scanner zieht und dir dafür auch noch einen Dollar abknöpfen möchte.
Nun ja, ums kurz zu machen: Bad Girls Vater Badman hat zur pflichtbewussten Erfüllung meiner Arbeit wohl eine eigene Meinung ...
Der Death Drive MK-II
Eigentlich habe ich die Schnauze voll vom Auftragskiller-Business und lebe zurückgezogen in Texas, mitten im Nirgendwo, in meinem beschaulichen Wohnwagen. Das einzige, was ich noch totschlage, ist die Zeit. Und zwar am liebsten mit Videospielen.
Bis Badman eines Abends in der Türe steht, um Rache zu nehmen.
So, nun schaltet eure Frontallappen auf Durchzug und hinterfragt nicht zu viel, denn jetzt wird es eventuell ein bisschen schräg. Ich zocke also gerade auf meinem Death Drive MK-II, einer alten VR-Konsole, deren Entwicklung eigentlich vor Release eingestellt worden war.
Als mich dieser baseballschlägerschwingende Heini attackiert, um mir endgültig die Kerzen auszupusten, werden wir plötzlich in die Konsole gezogen.
Klingt komisch, ist aber so. Doch es wird noch verrückter. Lediglich sechs Spiele sind jemals für diese Konsole erschienen, gespeichert in sogenannten Death Balls. Der Legende nach wird demjenigen, der zuerst alle sechs Spiele durchzockt, ein Wunsch gewährt. Das Rennen zwischen mir und Badman ist also eröffnet. Denn dass er per Wunschfee sein Killer-Gör zurückholt, ist echt das vorletzte, was ich noch brauche.
Die Sechs Death Balls
Die Deathballs wollen aber erst besorgt werden. Nach der Komplettierung jedes Spiels machen wir uns demnach auf die Suche nach dem nächsten Game. Und die ist jedesmal durchaus sehr abenteuerlich und abartig verrückt.
Erzählt wird diese Geschichte in schwarzen DOS-Fenstern mit grellgrüner Schrift und kreischendem 8-Bit-Sound. Als reines Textadventure. In das ihr nicht eingreifen könnt. Außer die Dialoge weiterzuklicken. Und diese Dialoge sind lang.
Klingt furztrocken? Negativ, das einzige, was hier furztrocken ist, ist der Humor! Keine Sorge, wirklich lang dauert nur die erste Geschichte. Schließlich wissen wir, dass die Spieler kein Actionspiel kaufen, um dann ewig lange Texte vor den Latz geknallt zu bekommen, die sie noch dazu selber lesen müssen. Und Übersetzer sind ohnehin schon teuer genug. Auch wenn die Buchstabendverdreher ihren Job hier verdammt gut gemacht haben - aber irgendwo hat das Budget so eines nicht-AAA-Titels auch sein Ende.
6 in 1
Das Kampfsystem ist in allen Spielen grundsätzlich gleich. In der (meistens) Top Down-Perspektive metzle ich mich durch Horden unterschiedlicher Bugs und nutze dabei leichte und schwere Angriffe oder weiche durch Sprünge oder Rollen aus.
Für meine Angriffe greife ich auf einen Energiebalken zurück. Leert sich dieser, ist es euer Job, ihn durch Schütteln des Controllers wieder aufzuladen. Schließlich sollt ihr Sesselfurzer euch auch ein wenig einbringen - sehe ich nicht ein, mich hier ganz alleine zu eurer Bespaßung abzurackern.
Durch Upgrades sammle ich darüber hinaus Spezialangriffe, von denen ich bis zu vier Stück frei auf die Tasten belegen kann. Das geht im Spielmenü, wo ihr mich auch aufleveln könnt, sobald ich genug Erfahrungspünktchen gesammelt habe. Richtig, ich levle nicht automatisch auf. Wenn ihr das also verabsäumt, seid ihr entweder selber schuld, oder einfach harte Typen, denen das Spiel mit geboosteten Lebenspunkten zu leicht wäre. Wer's glaubt ...
Auch wenn die Kampfmechanik in allen Spielen ident ist, so sorgen die verschiedenen Spiele doch für unterschiedliche Spielmechaniken drum herum. Mal hüpfe ich in der Seitenansicht durch Wälder, nutze übergroße Donuts als Trampoline und sammle Kaffeebecher. Ein andermal nutze ich euren Grips und verdrehe unter Zeitdruck wie im Spiel Pipes aus der Draufsicht ganze Straßenzüge einer Stadt, um mir den Weg zum Zielhaus zu bahnen, während ich von einem giganischen Totenkopf verfolgt werden, der mir an die Wäsche möchte. Oder ich versuche mich in Drag-Rennen gegen meinen Kontrahenten durchzusetzen. Langweilig wird euch da jedenfalls nicht.
In jedem Spiel verstecken sich übrigens geheime Stellen, an denen ihr mittels Tastenkombination einen Kleinen Bonus freischalten könnt. Wo sich diese Stellen befinden, erfahrt ihr in den Spielemagazinen im Regal in meinem Wohnwagen. Das Überfliegen der Doppelseite zahlt sich also nicht nur wegen der Hintergrundinfos zu den Spielen aus.
Aufs Speichern wird gesch***en
Kennt ihr das, wenn man es kaum mehr erwarten kann, auf die Toliette zu kommen? Mir geht es da ähnlich. Toiletten sorgen für Erleichterung und nehmen Druck weg. Auch in diesem Spiel ist das so (hach, wir sind so herrlich nah an der Realität), denn die Toiletten im Spiel dienen als Speicherpunkte. Zu diesem Zweck lasse ich schon mal gerne öffentlich die Hose runter.
Vermutlich kommt der dauernde Druck auch von den zahlreichen Ramen-Schüsseln, die ich im Laufe des Spiels schlürfe. Den Standbesitzern hinterlasse ich dann noch eine Rezension in meinem persönlichen Ramen-Blog, den ihr euch anschließen gerne in meinem Wohnwagen reinziehen dürft. Mein Hauptkriterium: Wer kein Bier dazu anbietet, braucht sich auch keine hochprozentige Berwertung erwarten. Zumindest meine Energie wird durch das Schlürfen der Nudeln aber wieder auf volle Prozent geschraubt.
Habe ich übrigens schon erwähnt, dass ich ein ziemliches Fashion-Victim bin? Ich liebe es, online T-Shirts einzukaufen. Irgendwas muss ich mit den Münzen aus den Spielen ja anfangen. Dutzende Shirts mit dem Design verschiedenster Indi-Spiele stehen da zur Verfügung.
Dass das Spiel auf der Unreal-Engine basiert fällt vielleicht nicht sofort ins Auge. Zum Glück erwähne ich das aber immer wieder und auch die Shirts mit dem Unreal-Logo, die ich in den Leveln finden kann, dienen als dezenter Hinweis.
Was soll ich noch sagen?
Ich denke ihr seid jetzt überzeugt. Wenn das alles nicht Omega-gut klingt, weiß ich auch nicht.
Als unbefangener Tester gebe ich diesem geilen Spiel eine uneingeschränkte Empfehlung und klare 100/100 Punkten.
Wie, ihr habt hier nur eine 10er-Skala?
Ähm, wusste ich natürlich.
Wie gesagt, klare 10/10!
Fazit
Das Kampfsystem fühlt sich dagegen wirklich gut an und macht Spaß. So stört es auch nicht sonderlich, dass die Kämpfe doch ein wenig repetitiv sind und die Gegnervielfalt ausgeprägter sein könnte. Die sechs beinhalteten Spiele, die alle von unterschiedlichen Indie-Entwicklern ersonnen wurden, sorgen für genügend Abwechslung.
Außerdem stehen jederzeit sowohl Travis als auch Badman mit minimal unterschiedlichem Skillset als Spielfigur zur Verfügung. Wer will, kann sich auch mit beiden Charakteren im Couch-Coop durch das Spiel prügeln.
Für die meisten Spieler wohl 7/10 Punkte, subjektiv würden wir rein für den Unterhaltungsfaktor und den Retro-Charme aber definitiv noch einen Punkt drauflegen.
Redaktionelle Wertung:
Preis: 34.99 Euro
Entwickler: Grasshopper Manufacture
Publisher: Grasshopper Manufacture
Erschienen für: Nintendo Switch
Getestetes System:
Nintendo Switch
Genre: Action, Hack and Slay
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