Über 15 Jahre hat es gedauert, dass Dice seine Battlefield Reihe wieder in das Setting des Zweiten Weltkriegs zurückkehren lässt. Viel hat sich seitdem getan, das Studio hat über zehn Spiele der Reihe allein in dieser Zeit entwickelt. Diese müssen sich durch die Bank nicht gerade verstecken. Gleich im Vorhinein, auch Battlefield 5 ist den schwedischen Entwicklern durchaus gelungen. Ein paar risikoreiche Entscheidungen und eine Hand voll Patzer finden sich aber leider auch in diesem Ableger der Reihe.
Inhalt und Umfang
Nach Battlefield 1, das im ersten Weltkrieg spielt, wandern wir thematisch (und chronologisch korrekt) in den nicht allzu weit entfernten zweiten Weltkrieg. Quasi die Wurzel der Serie. Die Präsentation ist diesmal aber etwas anders als in bekannten Ablegern des Settings. Anstatt uns gleich zu Beginn in bekannte Schlachten und Schauplätze des Krieges zu werfen, beginnt Battlefield 5 beim Ausbruch des Krieges und möchte die Spieler mit dem neuen Live-Service durch die Geschichte leiten. Wie das funktioniert fragt ihr? Im Unterschied zu den bisherigen Teilen wird für alle Besitzer des Spiels häppchenweise Inhalt nachgeliefert - kostenlos. Die Entwickler nennen ihr neues System Tides of War. Wöchentlich werden hier neue Herausforderungen an die Spieler geliefert, die - falls sie diese meistern - mit neuen Inhalten belohnt werden.
Zum Erscheinungsdatum wurde die Software mit acht Karten und drei kleinen Einzelspielerepisoden, den sogenannten Warstories, ausgeliefert. Diese sind nach alter DICE Manier leider nicht sonderlich erwähnenswert. Nicht schlecht präsentiert, aber auch nichts Besonderes.
Ganz im Gegenteil zu den Mehrspielerkarten, die haben es nämlich gewaltig in sich! Nicht nur grafisch heben sich die Entwickler damit von der Konkurrenz ab, die Karten sind diesmal auch spielerisch alle sehr gut gelungen. Über das verschneite Norwegen, hin zu blühenden französischen Feldern, bis zu glühend heißem Wüstensand in Nordafrika, hier ist für jeden was dabei. Alle Karten orientieren sich dabei, wie oben schon erwähnt, an eher unbekannten Kriegsschauplätzen zu Beginn des Konfliktes. Ein bisschen ein Drahtseilakt für das Team, denn Marketing-technisch ist es eher schwierig die Spielerschaft für diese doch recht unbekannten Ereignisse zu begeistern. Das Studio verspricht aber im Laufe des Lifecycles immer wieder neue Karten nachzureichen, um auch die bekannteren Schlachten abzudecken. Diese passieren aber erst in den späteren Jahren des Krieges. Man muss damit also warten und auf das Wort der Entwickler vertrauen.
Dieses Review haben wir übrigens erst nach dem Start des Life-Service abgeschlossen, um hier den ersten Content-Patch gleich zu erwähnen. Diese Patches werden in Kapiteln organisiert und bringen euch monatlich neue Inhalte. Der erste, Overture, ist durchaus gelungen. Eine neue Mehrspielerkarte, eine neue (diesmal wirklich herausragende) Einzelspielerepisode, ein Testgelände, eine Vielzahl an Herausforderungen, neue Waffen und kosmetische Anpassungen für Waffen, Soldaten und Fahrzeuge sind darin enthalten. Kurz: Der Service motiviert. Es lädt ein, wöchentlich die neuen Inhalte freizuschalten. Derzeit sind Infos bis zum März veröffentlicht, besondere Highlights sind neue Maps und ein Battleroyal-Spielmodus.
Zum Release wurden die klassischen Spielmodi Eroberung, TDM und Frontlinien geboten. Außerdem der neue Modus Große Operationen. Hier bekämpfen sich die Teams über drei Matches hinweg auf unterschiedlichen Karten und Spielmodi. Gerade das erste Match besticht hier durch die Präsentation. Zu Beginn müssen die Angreifer hier per Fallschirm über das feindliche Gebiet abspringen, um deren Artillerie zu zerstören.
Gameplay
Das Gameplay von Battlefield 5 kann mit herausragendem Gunplay, Sound und Zerstörungseffekten überzeugen. Gebäude und der Rest der Umgebung zerbersten besser denn je, Panzer rollen fast ungehindert durch Häuser und lassen der Infanterie somit keine ruhige Minute. Es gibt übrigens eine ordentliche Palette an Fahrzeugen: Leichte, mittlere und schwere Panzer rollen über das Schlachtfeld, während verschiedene Flugzeuge um die Luftherrschaft kämpfen. Auch eine Vielzahl an Transportfahrzeugen stehen der Infanterie zur Verfügung, um weite Strecken nicht immer im Laufschritt zurücklegen zu müssen.
Klassen
Wie üblich gibt es wieder die vier Klassen Assault, Medic, Support und Sniper. Diese werden ihren Archetypen gerecht und unterstützen alle auf ihre eigene Weise das Team. So ist der Assault ein Muss, um feindliche Fahrzeuge zu bekämpfen, der Scharfschütze kann Gegner auf der Karte sichtbar machen und Medic und Support kümmern sich um die Lebenspunkte und Munition ihrer Kameraden.
Battlefield 5 legt wieder mehr Wert auf Teamplay. So starten fast alle Spieler mit weniger Munition als üblich und sind so auf ihre Support-Kollegen angewiesen. Auch die Selbstheilung ist diesmal eingeschränkt, so dass man nach einem Feuergefecht schleunigst einen Sanitäter aufsuchen sollte. Falls mal keiner der beiden Kollegen in der Nähe sein sollte, gibt es auch noch einige Stationen auf den Karten, bei denen man sich Munition und Lebenspunkte wieder abholen kann.
Alle Klassen dürfen übrigens nun auch an fixen Positionen Verteidigungsstellungen errichten. Der Support darf zusätzlich sogar Geschütze bauen und ist allgemein schneller beim Basteln als seine Kollegen. Dieses Mal dürfen auch alle Trupp-Mitglieder ihre Kameraden wiederbeleben, allerdings brauchen sie dabei zweimal so lange wie ein Sanitäter.
Der Anführer eines Trupps darf übrigens auch mächtige Unterstützungen anfordern, falls sich seine Begleiter ordentlich angestrengt haben. Dazu gehören besonders beeindruckende Panzer oder verhehrende Luftschläge. Es wird also ein ordentlicher Fokus auf das Spielen im Team gelegt.
Spiel-Balance
Die Balance ist den Entwicklern gut gelungen. Es gibt keine zu mächtigen Waffen oder Fahrzeuge, die Angst und Schrecken verbreiten. Panzer bestechen durch ihre Feuerkraft, sind aber nicht wendig genug, um im Nahkampf gegen Infanterie zu bestehen. Flugzeuge können gezielt Bomben abwerfen, müssen aber gut mit dem Team kommunizieren, um die Feinde auch zu entdecken.
Technik
Grafisch lässt die Frostbite Engine einfach nicht nach. Ganz im Gegenteil, es gibt kaum ein Spiel, das hier mit DICE konkurrieren kann. Auch die Steuerung ist gut umgesetzt, allein die Flugzeuge fühlen sich manchmal etwas wie auf Schienen an. Performance-technisch lief während des Testens alles einwandfrei. Es gab kaum Abstürze oder Verbindungsausfälle.
Einzig das UI ist leider etwas vermurkst. So muss man sich teilweise etwas lange durch Menüs klicken, um seine Soldaten anzupassen und während der Missionen kann nicht auf alle Anpassungen zurückgegriffen werden. So muss man ein Match verlassen, um neue Herausforderungen zuzuweisen.
Leider verlief der Release aber nicht ohne Bugs. In den ersten zwei Wochen gab es schon noch einige Probleme, die meisten wurden mittlerweile aber schon ausgebessert. So konnte man in manchen Matches seine Kollegen nicht wiederbeleben und manche großen Operationen kamen einfach nicht zu einem Ende. Außerdem dauerte es oft sehr lange, bis neue Errungenschaften angezeigt wurden. Nichts was ein Neustart nicht beheben konnte, nervenaufreibend aber allemal.
Letzte Worte
Insgesamt ist Battlefield 5 ein überaus gelungenes Spiel. Es muss sich nicht vor seinen Vorgängern verstecken. Jedoch bleibt doch etwas Bauchweh durch den Life-Service. Ob die Entwickler tatsächlich ihr Versprechen einlösen und monatlich neue, spannende Inhalte liefern, bleibt abzuwarten. Die etwas vermurkste Marketing-Kampagne von EA hilft den Verkaufszahlen leider auch nicht unbedingt, was der Finanzierung des Spiels dauerhaft schadet. Das Spiel möchte die neuen Inhalte ausschließlich über Mikrotransaktionen finanzieren. Gelingt das nicht, bleibt ein Spiel, das im Verhältnis zu seinen Vorgängern nicht ganz so spektakuläre Schauplätze und weitaus weniger Inhalte liefert. Wir hoffen auf das Beste, denn auf die Inhalte, die schon präsentiert wurden, dürfen die Entwickler durchaus stolz sein.
Fazit
Mich, Fan der allerersten Stunde, hat DICE durch sein spannendes Gunplay, die abwechslungsreichen Fahrzeuge und die tollen Maps durchaus überzeugen können. Viel Feedback von der Spielerschaft aus Battlefield 1-Zeiten wurde beachtet. Diese Veränderungen sind durch die Bank positiv. Die Ressourcenknappheit passt für mich gut ins Setting und intensiviert das Zusammenspielen um so mehr. Ich hoffe, dass der Life-Service aufrecht bleibt und aus einem guten Spiel mit viel Potential ein großartiges Spiel macht.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 64
Preis: 40 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Entwickler: Dice
Publisher: Electronic Arts
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PC
Empfohlenes System:
BS: 64-Bit-Windows 10 oder neuer
Prozessor (AMD): AMD Ryzen 3 1300X
Prozessor (Intel): Intel Core i7 4790 oder gleichwertig
Arbeitsspeicher: 12 GB RAM
Grafikkarte (NVIDIA): NVIDIA GeForce® GTX 1060 6 GB
Grafikkarte (AMD): AMD Radeon™ RX 580 8 GB
DirectX: 11.0-kompatible Grafikkarte oder gleichwertig
Online-Verbindung: 512 KBPS oder schnellere Internetverbindung
Festplattenspeicher: 50 GB
Genre: Shooter
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