Mit der Quasi-Tennis-Umsetzung Pong war der Schlägersport schon frühzeitig in der Videospielgeschichte verankert. Wenig verwunderlich also, dass Mario Tennis neben Mario Kart zu den immer wiederkehrenden Sport-Ablegern des Super Mario Franchise zählt.
Mario Tennis Aces bereichert nun die neueste Nintendo-Konsole um ihr obligatorisches Tennisspiel.
Energie
Freilich, jedes Tennisspiel benötigt unumstößlich die Tasten für Top-Spin, Lob und Slice. Da bildet Mario Tennis Aces keine Ausnahme. Wo es dann jedoch bei Tennis-Simulationen aufhört, fängt bei Super Mario der Spaß erst an.
Mit jedem Schlag füllen wir die neue Power-Leiste, aufgeladene Schläge (wenn wir also schon frühzeitig die gewünschte Schlagtaste drücken) beschleunigen den Prozess.
Diese Energie können wir verwenden, um unseren Gegner mit powervollen Zielschlägen in Bedrängnis zu bringen. Stehen wir rechtzeitig in der Landezone des Balles und drücken die entsprechende Taste springt unser Charakter in die Höhe, das Spiel wechselt in die Egoperspektive und ein Fadenkreuz erscheint. Dieses gilt es möglichst schnell mittels Bewegungssteuerung der Controller im gegnerischen Feld zu platzieren. Schnell deshalb, da unsere Energieleiste schrumpft, solange wir uns im Zielmodus befinden. So unter Zeitdruck gesetzt kann es im Eifer des Gefechts schon mal passieren, dass wir den Ball daneben setzen.
Konter
So unaufhaltsam der daraus resultierende Schlag auch scheint, der Gegenspieler ist dem gelben Geschoss nicht hilflos ausgeliefert. Er kann seinerseits per Tastendruck die Energieleiste dazu verwenden, das Spiel in den Zeitlupenmodus zu versetzen. Der Ball wird im Gegensatz zum Spieler deutlich verlangsamt, die Energie schnell aufgebraucht. Wer die Zeitlupe zu früh einsetzt kann seine gesamte Energieleiste daher bereits verbraucht haben, bevor er seine Spielfigur bis zum Ball bewegen kann.
Jeder Charakter hat außerdem einen speziellen Kontermove, einen sogenannten Trick Shot, der es erlaubt, schnell eine bestimmte Distanz in die gewünschte Richtung zurückzulegen. So können auch noch Bälle erreicht werden, die uns bereits passiert haben oder sich auf der falschen Seite unserer Spielfeldhälfte befinden. So mächtig diese Funktion klingt, wenn der rechte Stick nicht perfekt getimt in die gewünschte Richtung gelenkt wird oder die Distanz zum Ball zu groß oder auch zu kurz ist, geht der Move in die Hose und kostet uns Energie, statt uns neue zu bescheren.
Schläger
Nicht nur mit der Energie muss hausgehalten werden, auch der Materialverschleiß steigt in Mario Tennis Aces. Schläger können nun nämlich zu Bruch gehen, wer seine (je nach Spielmodus unterschiedlich bemessene) Anzahl an Schläger aufgebraucht hat, verliert das Match augenblicklich durch technisches K.O.
Gefährlich werden den Rackets die Zielschläge. Diese können zwar wie gesagt gekontert werden, tun wir das jedoch nicht zum perfekten Zeitpunkt (und das ist ohne Zeitlupe extrem schwer), nehmen die Schläger schaden und zerbersten nach dem dritten Fehlversuch, oder im Falle eines Schlages mit komplett aufgeladener Energieleiste.
Je nachdem ist es manchmal also schlauer, den Punkt zuzulassen, als einen Schläger zu riskieren. Gerade in Turnieren, wo wir bis zum Finale mit ihnen auskommen müssen.
Story
Neu ist auch ein Abenteuermodus für Einzelspieler. Im Gegensatz zu den Karrieremodi handelsüblicher Tennissimulationen führt uns der Weg nicht nach Wimbledon, sondern durch Wälder, Paläste und auf Piratenschiffe - wo uns schon mal ein Mast in der Mitte des Spielfeldes im Weg herumsteht und so manchen Schuss unberechenbar ablenkt.
Als Mario sind wir dabei auf der Suche nach den Infinity Stones (nein, nicht wirklich, aber die Story dreht sich tatsächlich um das Erlangen fünf verschiedenfärbiger Steine), weil wieder jemand nicht die Finger von einem allmächtigen, verfluchten Tennisschläger lassen konnte.
Die Geschichte bleibt leider vollkommen banal und wird abgesehen von der schön inszenierten und animierten Anfangssequenz nur noch in öden, JRPG-ähnlichen Texttafeln erzählt.
Seis drum, die Aufgaben, die aus Zielschuss-Minispielen, Tennismatches und Bosskämpfen bestehen sind unterhaltsam, abwechslungsreich und ausreichend fordernd.
Schade, dass wir die erspielten neuen Tennisschläger nicht im Multiplayer- und damit eigentlich Hauptteil des Spiels verwenden können. Der Abenteuermodus verliert nach dem einmaligen Durchspielen nämlich sehr schnell an Reiz.
Eigenheiten
Die Charaktere können zwar nicht modifiziert oder angepasst werden, haben aber von Haus aus unterschiedliche Stärken. Während die einen besonders schnell oder wendig sind, haben andere einen sehr kräftigen oder sehr trickreichen Schuss auf Lager. So muss gegen jeden Gegner etwas anders herangegangen werden, was doch ein wenig taktische Finesse ins Spiel bringt.
Wer auf die Trick Shots und das andere mariotypische Klimbim verzichten möchte, kann diese auch ausschalten und einem (halbwegs) normalen Tennissmatch frönen.
Etwas ungewohnt ist der Splitscreen im Mehrspielermodus, der zwar dafür sorgt, dass niemand mehr auf der ungeliebten hinteren Seite des Courts spielen muss, den ohnehin nicht so riesigen Bildschirm der Switch aber weiter verkleinert und dadurch unterwegs das Spielen nicht gerade erleichtert. Leider kann der Splitsceen Modus auch nicht ausgeschaltet werden.
Überhaupt vermissen wir leider viele Anpassungsmöglichkeiten. Der Splitscreen wird einem ebenso aufgezwungen wie der Tennisplatz, der zufällig ausgesucht wird und nicht wählbar ist. Auch die Länge eines Matches und eines Satzes kann nicht frei definiert werden.
In manchen Spielmodi weicht Mario Tennis Aces dann auch plötzlich von der gängigen 15/30/40-Zählweise ab und rechnet einfach mit normalen Punkten.
Die alternative Bewegungssteuerung mittels Joycons, die wir wie von WiiSports gewohnt wie richtige Tennisschläger schwingen, ist ein netter Gag für zwischendurch. Aufgrund der mangelnden Präzision wird dieser Modus allerdings wohl für die wenigsten Spieler sonderlich oft in Anspruch genommen werden.
Fazit
Mario Tennis Aces ist wieder ein gutes Mario Tennis-Spiel. Die Spielmechanik an sich ist super, bietet vielseitige Möglichkeiten und bindet Spezialmanöver ins Spiel ein, die zwar durchaus mächtig, aber nie unfair sind, und deren Beherrschung einiges an Übung erfordert.
Schade, dass die Präsentation des Abenteuermodus so langweilig ausfällt und dem Spiel dahinter nicht gerecht wird, und dass wir generell um Einstellungsmöglichkeiten beraubt werden, deren Fehlen wir nicht wirklich nachvollziehen können.
Auch wenn die Langzeitmotivation für Einzelspieler etwas zu fehlen scheint (auf Dauer sind die immer gleichen Online-Turniere nicht wirklich motivierend und der Abenteurmodus nach dem Durchspielen ebenfalls nicht), für Mehrspieler-Fans wird hier wieder ein nicht überragender, aber sehr guter Fun-Tennis-Titel geboten.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Preis: 49.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erschienen für: Nintendo Switch
Getestetes System:
Nintendo Switch
Genre: Sport
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