Hinter Twice Circled verbirgt sich genau genommen der Einzelkämpfer Tim Wicksteed. Der Brite ist Entwickler, Grafiker und Publisher in einem. Wicksteed gründete sein Studio bereits 2012 und veröffentlichte drei Jahre später mit dem Überraschungshit Big Pharma sein erstes Spiel in Eigenregie. Nun, weitere drei Jahre später, macht er uns zum Aquarium-Manager.
Butter bei die Fische
Das Spiel startet gleich mit der Kampagne, die mich vom Manager-Noob Stück für Stück zum Aquarium-Tycoon ausbildet. Ich übernehme das Aquarium „Sunnyside”, das zunächst nur aus einem einzigen tristen Raum besteht.
Also ran an die Arbeit! Die Grundlagen sind leicht erklärt. Becken krallen und platzieren. Wasserfilter anstöpseln, Heizung zum Flimmern bringen. Zack fertig ist das kleine Biotop für meinen ersten schuppigen Gast. Ohne groß zu zucken lasse ich gleich mal eine Azur-Demoiselle im Glaskasten frei und schaue ihr ein wenig beim Schwimmen zu. Gar nicht mal so spannend, aber was kann man schon von einem Fisch aus Polygonen erwarten, dessen Vorlage im Sea-Life nur unwesentlich interessanter ist?
Damit es meiner kleinen Demoiselle nicht zu schnell langweilig wird, hau ich noch ein paar Freunde der gleichen Gattung ins Becken. Solange, bis es voll wird. Jeder Fisch nimmt eine bestimmte Anzahl Platz weg. Wenn das Becken also lediglich 20 Plätze fasst, dann lassen sich auch nur begrenzt viele Exemplare dort halten. Hier gilt die Devise: Je größer der Fisch, desto mehr Platz beansprucht er für sich - logisch, oder?
Doch Vorsicht, die Azur-Demoiselle mag zwar ein geselliger Genosse sein, das gilt aber bei weitem nicht für jede Art. Der Flammen-Zwergkaiserfisch kommt beispielsweise mit allen klar, nur nicht mit Kollegen der eigenen Art. Diese Eigenheiten zu beachten, kann ganz schön knifflig werden. Dafür sehen sich die Fische auch einfach zu ähnlich. Klar, einen Koala setze ich nicht ins Tigergehege, aber wer weiß schon blind, ob sich Zebramuränen und Königs-Feenbarsche vertragen?
Das Aquarium ist eröffnet
Jedes der 97 unterschiedlichen Tiere im Spiel hat seine eigene bevorzugte Wasserqualität und Temperatur. Mit der Zeit schalte ich anspruchsvollere Fische frei, bei denen die simplen Filter vom Levelbeginn nichts taugen. Daher müssen größere und bessere her. Um diese wiederum freizuschalten, sammle ich Ökologie- und Wissenschaftspunkte. Und hier kommen meine Gäste ins Spiel. Ist das Aquarium einmal eröffnet, klatschen die Menschen natürlich gleich ihre Gesichter an die Scheiben. Das ist gut! Schaut sich nämlich ein Gast einen Fisch an, erhalte ich für diesen die jeweiligen Punkte. Ökologiepunkte füllen die Tierforschungsleiste und bringen neue Fischarten; durch Wissenschaftspunkte gibt es neue Ausrüstungen. Auch hier gilt: je anspruchsvoller der Fisch, desto mehr Punkte erhalte ich.
Natürlich bringen die Kunden auch ihr kostbares Geld mit. Haupteinnahmequelle ist der Eintritt. Der Preis passt sich automatisch dem Level des Aquariums an. Wer hier auf Analysen mittels Angebots- und Nachfragekurven hofft, um so selbst den Preis zu bestimmen, der dürfte enttäuscht werden. Ähnlich verhält es sich bei den Softdrinkautomaten, deren Preise wir Spieler nicht in der Hand haben. Generell ist Geld nicht die größte Sorge im Spiel. Wo mir bei komplexen Aufbausimulationen schnell die Moneten ausgehen und meine Zivilisation dem Abgrund entgegen steuert, da lässt es Megaquarium ganz gemächlich angehen.
So konzentriert sich der Titel auf das Micromanagement innerhalb des Gebäudes. Und das wächst rasant. Gut, dass die Steuerung simpel und intuitiv ist. Mit der Maus lassen sich so locker die Fläche vergrößern und Gegenstände schnell verschieben. Alle weiteren Tätigkeiten wie das Füttern der Tiere und das Reparieren von Maschinen übernehmen meine Mitarbeiter. Wie viele ich anstelle, bleibt mir selbst überlassen. Wenn ich die Gänge, Becken und Maschinen so platziere, dass die Jungs und Mädels effizient arbeiten können, dann lässt sich mein kleines Fischparadies sogar recht kostengünstig leiten.
Fazit
Chapeau! Das Ein-Mann-Studio Tim Wicksteed schafft mit Megaquarium ein charmantes Aufbauspiel im Geiste von Sim City, Roller Coaster Tycoon und co. Die frische und doch so naheliegende Idee des Aquarium-Managers ist gelungen. Dabei schafft es der Titel mit minimalistischer Grafik ein fröhliches Erlebnis in einem Fisch-Themenpark aufzubauen. An die Hundert einzigartige und sehr gut nachgebildete Tierarten regen auch jenseits der Spielsessions zum Einlesen in die Aquaristik ein.
Megaquarium punktet zudem mit einer intuitiven Spielmechanik, einem aufgeräumten Hub sowie einem spaßigen und nicht überfordernden Tutorial. Nur leider fehlten mir trotz der auffälligen Detailtreue Infos zu den einzelnen Spezies. Oft fühlte es sich so an, als hätte ich einfach nur zehn Becken mit Fischen unterschiedlicher Farben und lustigen Namen gebaut. Hier hätte ich mir mehr spielerische Individualität der Fische gewünscht. Darüber hinaus sorgen die simple Spielmechanik und übermäßig guter Cashflow für einen etwas unterfordernden Schwierigkeitsgrad.
Unter dem Strich ist Megaquarium ein Lichtblick für das Genre und überzeugt mit einer frischen Idee!
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1
Preis: 20.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Entwickler: Twice Circled
Erschienen für: Linux, Mac, PC
Getestetes System:
PC
Genre: Sandbox, Strategie, Wirtschaftssimulation
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