Long live Longshot
Der in Madden NFL 18 neu hinzugekommene Storymodus "Longshot" wird in Madden NFL 19 fortgesetzt. Devin Wade wurde von den Cowboys gedraftet und kämpft dort nun um den Platz des Stammquarterbacks. Seine Geschichte konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf diesen sportlichen Aspekt und somit quasi auserzählt.
In den Fokus rückt nun sein nicht gerade vom Erfolg gebeutelter bester Freund Colt "Cruise Missile" Cruise. Neben seinem ersten Platz in den finnischen Charts lassen sowohl die musikalischen und erst recht die sportlichen Erfolge auf sich warten. Als er etwas verloren vor dem für ihn verschlossenen Künstlereingang eines Clubs Trübsal bläst, steht plötzlich ein älterer Herr vor ihm, der behauptet, sein Vater zu sein. Damit nicht genug, stellt er Colt auch noch eine Halbschwester vor die Tür, von deren Existenz er bis jetzt nicht wusste.
Neben der unverhofften Verantwortung für den Teenager nimmt der greise Trainer der Bull Frogs (Wades und Colts Collage-Team) den Jungen Mann zusätzlich in die Pflicht, sich als sein Assistent um die Mannschaft zu kümmern. Doch Colt sitzt auf glühenden Kohlen und wartet jeden Moment auf den Anruf eines NFL-Team, das ihn doch noch als Wide Receiver nachnominieren möchte. Diesen Traum möchte er auf keinen Fall hinten anstellen...
Colts Geschichte ist sehr persönlicher Natur. Sein Leben dreht sich natürlich weiterhin um den Football. Als nicht gedrafteter Spieler findet es aber großteils abseits des Spielfeldes statt.
Daher ist Devin Wade weiterhin ein wichtiger Bestandteil von Longshot. Denn obwohl seine Charakterentwicklung abgeschlossen ist, sorgt er für den spielerischen Anteil.
Im Gegensatz zum ohnehin schon sehr linearen Vorgänger haben wir nun nämlich endgültig keine Kontrolle mehr über den Verlauf der Geschichte. Alles was passieren soll, passiert. Selbst die Mass Effect-typischen Dialogoptionen gibt es nicht mehr.
Short Run
Auch der Ausgang von Spielszenen ist quasi vorbestimmt. Hier sind wir beinahe immer gezwungen, Drives mit Touchdowns zu beenden. Und das ist aus mehreren Gründen oft gar nicht so leicht. Als Quarterback wird uns das Play schon vorgegeben. Das ist meistens ein Passspielzug, da ein Laufspielzug für den Spielmacher freilich recht anspruchslos ist. Laufspiele bekommen wir also nur, wenn wir als Quarterback selber laufen - was wir dann auch nicht zu selten tun, da wir hier weniger von der Fangfreude unserer Mitspieler abhängig sind.
Weiters endet jeder Spielzug beim 4th Down. Der vierte Versuch wird nie ausgespielt und der Drive muss neu gestartet werden. Selbst wenn es sich um die letzte Szene des Spiels handelt und nur noch Inches bis in die Endzone fehlen.
Manchmal kann das schon recht frustrierend sein. Einmal ist es sogar unsere Aufgabe einen Punt Return Touchdown zu erzielen. Diese Aufgabe lässt sich allerdings dankenswerterweise optional überspringen.
Schönheit ohne Kacheln
Schon zu Beginn des Spiels kommen uns fast die Freudentränen. Die Kacheln sind weg! Das Spielmenü besteht nun nicht mehr aus wirr angeordneten, unterschiedlich großen Fliesen, sonder einem Oldschool Listen-Menü. Bitte lass Madden in diesem Punkt zum Trendsetter werden!
Aber nicht nur das Menü hat sich optisch verbessert. Im zweiten Jahr mit Frostbite-Engine hat EA daran gearbeitet, die Animationen etwas geschmeidiger zu machen. Und tatsächlich gefallen uns die Bewegungen der Sportler nun einen Ticken besser als im Vorgänger Madden 18. Auch passiert es nicht mehr so häufig, dass Spieler vollkommen unkontrolliert wie Dominosteine übereinanderplumpsen.
Abgesehen von etwas Polishing hat sich spielerisch aber nicht wirklich viel verändert. Ja, man kann nun Touchdown oder anderen sehr gelungen Spielzügen ähnlich wie bei FIFA zelebrieren. Die Möglichkeiten halten sich hier aber sehr im Rahmen.
Sonst gibt es mehr vom gewohnten. Es gibt weiterhin die Wahl zwischen Simulations- und (dem deutlich weniger frustrierenden) Arcade-Modus, in dem spürbar mehr Pässe ankommen. Für Enthusiasten sind der Franchise und Ultimate Team wie gewohnt am Start, mit leichten Verbesserungen für Spieler, die lieber Offline spielen.
Und an der Präsentation gibt es wie gewohnt nichts zu beanstanden. Den Kommentatoren zuzuhören ist wie immer eine Ohrenweide. Übrigens vor allem im Story-Modus, in dem der Kommentar der Lokalspiele vom Trashtalk über Gott und die Welt (bzw. die Buffetdame und das neue Start Up des Kommentators) beherrscht wird. Das ist großteils unterhaltsamer als das Spiel selbst.
Und was war jetzt mit Colin Kaepernick?
Ach ja. Der ehemalige Quarterback der 49ers, der seine Karriere durch das Knien bei der Hymne ruinierte, mit dem er seinen Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt ausdrückte, wird nun von den NFL-Teams gemieden, wie das Weihwasser vom Teufel. Folglich spielt er auch in Madden NFL 19 keine Rolle.
Die Entwickler trieben das allerdings so weit, dass sie sogar die Passage eines Songs im Soundtrack zensierten, in der sein Name vorkam. Angeblich ist das auf ein Missverständnis zurückzuführen, demnach die Entwickler die Tatsache, dass sie keine Rechte daran hatten, Colin Kaepernick ins Spiel zu integrieren, ein wenig missinterpretiert hätten.
Zwar stieß das bei Fans (und Kaepernick und dem Künstler Big Sean selbst) auf großen Unmut, eine unterhaltsame Geschichte ist es aber allemal.
Fazit
Und jährlich stellt sich die gleiche Frage: Hat sich genügend geändert, um für Besitzer der Vorjahresversion einen Kauf zu rechtfertigen?
Dröseln wir es einmal so auf: Wer lediglich ab und zu eine Runde Madden spielt, und Madden NFL 18 schon sein Eigen nennt, wird damit wohl weiterhin noch genauso glücklich sein. Wer lediglich wissen will, wie es bei Longshot weitergeht, der kann auch abwarten, bis das Spiel im Sale verfügbar ist. Spielerisch ist der Modus dieses Jahr nämlich deutlich eintöniger. Die Geschichte ist zwar sehr klischeeüberladen aber sorgt durchaus für drei bis vier Stunden guter Unterhaltung.
Für Zahlen- und Football-Fetischisten, die sich jedes Jahr stundenlang in den Franchise- und Madden Ultimate Team-Modus vergraben, führt ohnehin kein Weg an der aktuellen Version vorbei.
Falsch machen kann man mit der Anschaffung jedenfalls nur wenig.
Für eine Spielergruppe lässt sich die Frage hingegen ganz leicht beantworten. Madden NFL 19 ist seit langer Zeit wieder das erste Spiel der Reihe, das es auch auf den PC geschafft hat. Da heißt es für Football-Fans freilich zugreifen.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 8
Preis: 64.99 Euro
Entwickler: EA Sports
Publisher: Electronic Arts
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
Xbox One
Genre: Sport
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