Ein ungleiches Paar
Doch vorerst ist nicht an der Tatsache zu drehen, dass das Königreich Katzbuckel an Ratoleon gefallen ist. Zwar ist der Entschluss gefestigt, sich das eigene Land zurückzuholen, aber das ist leichter gesagt, als getan. Denn zu Beginn der Reise sind Roland und Evan ganz allein. Keine Freunde, keine Verbündeten, keine Heimat. Zeit also, sich all das zu organisieren!
Und genau darum geht es über weite Teile der Story. Beginnend mit der ersten, zaghaften Allianz mit einem Stamm von Luftpiraten bis hin zur eigenen Weltmacht begleiten wir die Schaffensgeschichte des neuen Reichs für König Evan. Aber der Weg dahin ist lang.
In klassischer Rollenspiel-Manier beginnen unsere zwei Helden mit niedrigem Level, dementsprechend weit entfernt von der Weltmacht sind wir auch. Da freut es uns natürlich, dass die schön gezeichnete Welt voller Widersacher steckt, die wir um ein paar Goldmünzen leichter machen und dabei noch Erfahrung scheffeln können. Während wir die Dungeons in der over-the-shoulder Perspektive durchqueren, finden wir uns auf der Weltkarte als putziges Polygonhäufchen in der Vogelperspektive wieder. Natürlich wächst im Laufe der Story auch unsere Party. Drei von insgesamt sechs Recken kämpfen gleichzeitig.
Kampf der Königreiche
Die Kämpfe selbst fallen recht actionlastig aus, sind in der Bedienung aber eingängig. Per Tastendruck können wir mit unseren Nahkampfwaffen leichte und harte Schläge verteilen, außerdem hat jeder Charakter ein Schießeisen bei sich. Schüsse verbrauchen allerdings Magie, ebenso wie Spezialattacken, von denen wir mit steigender Kampferfahrung immer mehr lernen. Mit diesen Moves können wir etwa auf einen Schlag viel Schaden verursachen, Gegner einfrieren oder unsere Kämpfenden heilen. Auffällig ist, dass jeder Charakter drei Nahkampfwaffen gleichzeitig ausrüsten kann. Das macht deswegen Sinn, weil sich während der Kämpfe für jede Waffe bei Benutzung der Wuchtbalken auflädt. Steigt dieser auf 100 Prozent und setzen wir dann eine Spezialattacke ein, wird diese noch zusätzlich verstärkt. Equipment-Managment ist ein wesentlicher Teil von Ni No Kuni 2.
Noch interessanter aber ist, dass die drei von uns gewählten menschlichen Helden in den Kämpfen nie alleine sind. Sie werden von sogenannten Gnuffis unterstützt. Das sind kleine Naturgeister, die sich überall in der Spielwelt in Obelisken verstecken und später auch eigens gezüchtet werden können. Gnuffis können wir nicht direkt steuern, dafür hirschen sie selbstständig über das Schlachtfeld und verstärken uns mit Power Ups oder schwächen die Gegner mit Power Downs. Vier Gnuffi-Helden können wir in unseren Trupp aufnehmen. Im Laufe eines Kampfes beschwören diese Helden außerdem weitere Anhänger. Wenn genügend davon vorhanden sind, signalisiert uns der Trupp mittels Kreis auf dem Boden, dass er bereit für eine Spezialattacke ist, die wir per Tastendruck in besagtem Kreis aktivieren können. Daraus resultieren durchschlagskräftige Argumente – es lohnt sich also, immer die Augen offen zu halten!
We built this city
Die Macher von Ni No Kuni 2 wollten ihre Schöpfung allerdings nicht „nur" ein RPG werden lassen. Stattdessen haben sie die Story rund um die Gründung unseres eigenen Königreichs genutzt, um ein weiteres Gameplay-Element einzubauen: Wir bauen unsere Hauptstadt, Minneapolis, selbst!
Ab dem Zeitpunkt, an dem wir eine fixe Niederlassung haben, kommen wir immer wieder in unsere Stadt zurück, um sie auszubauen. An die 50 Gebäude gilt es zu errichten, in vielen davon können wir mit entsprechenden helfenden Händen Fähigkeiten erforschen, andere sammeln über (Echt)Zeit Rohstoffe zum Craften, wieder andere haben sehr spezialisierte Funktionen wie etwa das entfluchen verfluchter Ausrüstung. Den Kern von alledem bilden unsere vier Ministerien: Je eines für Magie, Rüstungen, Waffen und Gnuffis.
Spielraum haben wir beim Ausbau leider keinen; es gibt für jedes einzelne Gebäude einen vorgesehenen Platz und nur genau dieses Gebäude (und jedes nur einmal) können wir dort hinbauen. Trotzdem lockt uns das Quasi-Minigame immer wieder an den Bildschirm. Unsere eigene Stadt wachsen und gedeihen zu sehen, macht einfach Spaß!
Zusätzlich können wir über diverse Side Quests neue Bewohner von unseren Führungsqualitäten überzeugen und sie somit dazu bringen, in unser Reich zu ziehen. Dort können wir alle unsere angeheuerten Bewohner dann auf die Gebäude verteilen, auf dass sie produktiv sein mögen.
Die Welt um Minneapolis
Die Schauplätze der Handlung von Ni No Kuni 2 sind grundsätzlich hübsch abwechslungsreich gestaltet. Der Cell Shading Stil in Städten und Dungeons passt in die eher kindliche Erzählweise, auf der World Map allerdings sind die Texturen nicht mehr ganz zeitgemäß. Und trotz des gelungenen Leveldesigns für die wichtigen Plätze stört uns dann manchmal das Layout für weniger wichtige Orte. Das fällt nämlich leider bei klassischen Side Quest-Höhlen oder derartigem ziemlich eintönig aus. Das stört nochmal zusätzlich, weil die Handlung sich eher auf wenige Städte und Dungeons fokussiert.
Das Sound Design ist dafür durchwegs gelungen. Soundtrack und Sprecherleistung (nur auf Englisch, deutsche Sprachausgabe gibt es keine) überzeugen durchgehend und untermalen das märchenhafte Flair der Geschichte.
Fazit
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1
Preis: 40 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Entwickler: Bandai Namco Entertainment
Publisher: Level 5
Erschienen für: PC, PlayStation 4
Getestetes System:
PlayStation 4
Genre: Rollenspiel
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