Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes - Far Cry! Ubisofts Ballerspektakel geht in die sechste Runde (Spin-off Far Cry Primal miteinbezogen). Und ähnlich wie bei Publisherbruder Assassin's Creed hat man sich im Vorhinein von Far Cry 5 Innovation gewünscht. Neue Ansätze, die dem Spiel einen gewissen Frühjahrsputz gewähren. Ob dies eingetroffen ist, lest ihr in unserem Test.
Wortwörtlich "Heilige S******"
Wir tauchen also in Far Cry 5 ein. Bevor wir uns tatsächlich ins Spiel begeben, können wir zuerst auswählen, ob wir als Mann oder Frau spielen wollen - im Nachhinein relativ egal, da wir uns selbst sowieso nie zu Gesicht bekommen. Dann geht es auch schon vielversprechend los. Denn zu Beginn muss gesagt werden: Das Setting für Far Cry 5 - nämlich eine fiktive christliche Sekte - passt wie die Faust aufs Auge. So schön böse und gleichzeitig gruselig realistisch - die Vorzeichen standen im Voraus sehr gut. Ähnlich stark starten wir dann auch in die Story.
Wir "erwachen" in einem Helikopter der Polizei des Bundesstaates Montana. Unser Auftrag: Nimm den Anführer der Sekte fest. Der Anführer dieser Sekte ist Joseph Seed - ein teuflischer Narr, der alles in der Bibel geschriebene ernst nimmt und die Apokalypse prophezeit. Um die Menschen für seine Sekte zu gewinnen, greift er zu besonders brutalen Mitteln - und dafür muss er büßen. Wahrscheinlich ahnen die meisten, was dann passiert. Tja... Bei der Festnahme geht so einiges schief. Schnitt: Wir stürzen mit dem Helikopter ab und sind (mit Ausnahme eines Kollegen, den wir später nicht mehr zu Gesicht bekommen) der einzige Überlebende. Von nun an liegt es an uns, das fiktive Hope County vom Schrecken des Anführers Joseph Seed zu befreien.
Wie sehr hat uns dieser Anfang gefallen. Denn Far Cry benötigt nichts mehr als einen guten Antagonisten. Und hiermit kommen wir auch gleich zur größten Schwäche von Far Cry 5. Das Potenzial für eine tolle Story wird einfach nicht ausgeschöpft. Stattdessen bleibt die Geschichte immer oberflächlich und sobald alles eine Spur ernster zu werden scheint, kommt ein Witz oder eine vollkommen belanglose Verfolgungsjagd mit einem amerikanischen Transformers-Truck. Hier hätte es echt tolle Ansätze gegeben, denn so fernab von der Realität diese Ausgangssituation wirken mag - so gefährlich realistisch ist sie im gleichen Moment. Sehr schade.
Aber natürlich ist eine schwache Story nicht sofort das Todesurteil für ein Spiel. Kommen wir also zu den großen Pluspunkten des Spiels.
Oh what a wonderful world
Mann, was lieben wir die Spielwelt von Far Cry 5! Wir glauben zu jeder Sekunde, dass Hope County tatsächlich existiert, so sehr sprüht diese Spielwelt vor Leben. Egal, wo wir uns gerade befinden, Far Cry 5 sieht stets fantastisch aus - hierfür kann man die PC Version nur uneingeschränkt empfehlen. Denn diese Spielwelt in 4K und 60 Frames zu erkunden, da geht einem das Herz auf. In der Natur wimmelt es nur so vor Tieren und die kleinen Städte und Ortschaften sind stets nach amerikanischem Vorbild gebaut. Für diese wunderschöne und abwechslungsreiche Spielwelt gibt es von uns sogar einen SEPP.
More of the same
Steuerungstechnisch ändert sich so gut wie nichts. Das ist aber nicht schlimm - die gute alte Far Cry-Formel funktioniert noch immer. Wir tragen stets eine Haupt- und eine Nebenwaffe bei uns und können dazu noch auf unzählige andere Gegenstände wie etwa Granaten, Messer oder Molotovcocktails zurückgreifen.
Eine große Neuerung, die uns gefällt, sind unsere Gehilfen. Auf Tastendruck können wir die Hilfe von einem von neun Freunden anfordern. Diese Gehilfen müssen zuvor auf der Karte freigespielt werden und können dann beliebig oft eingesetzt werden - jedoch maximal zwei gleichzeitig. Unter diesen Gehilfen finden sich unter anderem ein Bär (mit dem wunderbaren Namen Cheeseburger), ein Puma oder auch menschliche Helfer. Eine schöne und sinnvolle Erweiterung!
Die Karte ist für Ubisoft-Verhältnisse relativ frei von Icons und eingeteilt in drei Bereiche. Jeder dieser drei Bereiche wird von einem Familienmitglied der Familie Seed beherrscht. Um zu Joseph zu gelangen, müssen wir also zuerst alle drei Gebiete von ihren Schreckensherrschern befreien. Neue Missionen bekommen wir dabei nicht mehr durch das obligatorische Sendemasten-Erklimmen, sondern durch Gespräche mit Bewohnern von Hope County. Das verleiht der Open World einen gewissen Charme und führt dazu, dass wir uns mit unserem Umfeld beschäftigen. Uns gefällt der Schritt zu dieser Art der Erkundung, eine echte Innovation ist aber auch diese "Neuerung" nicht.
John Denver würde sich freuen
Der Soundtrack ist eine wichtige Stütze von Far Cry 5. Die Country-Lieder und die Umgebungsgeräusche der Natur fügen viel zur stimmigen Atmosphäre bei! Trotzdem gilt auch hier das Motto: es ist irgendwie alles "more of the same".
Far Cry 5 macht Spaß! Das ist die gute Nachricht. Aber Far Cry 5 verschenkt zu unserer Enttäuschung leider das Potenzial des fiesen Sekten-Settings. Die Story bleibt stets oberflächlich und eigentlich ist uns die Entwicklung der Geschichte relativ egal. Wir hatten viel mehr Spaß mit der prachtvollen Open World, die danach ruft, erkundet zu werden. Die erhoffte Innovation bleibt leider aus - Far Cry 5 ist dann eben doch wieder nur ein 08/15 Far Cry. Leider nur sieben Punkte.