Denn der turmhohe Gigant buckelt kurzerhand unsere halbe Flotte auf und sorgt damit für Chaos. Mit knapper Not entkommen wir dem Rücken des Titanen und werden kurze Zeit später an einem Strand der Neuen Welt angespült. Von hier gilt es nur noch, den Weg nach Astera zu finden, dem Hub Level in Monster Hunter World. Die Ankunft dort markiert den eigentlichen Spielbeginn. Von hier werden wir Jagd- und Fangquests annehmen, Spuren des Zorah Magdaros suchen und so langsam hinter das Geheimnis der Ältestenwanderung kommen. Die Story ist zwar etwas hölzern erzählt, aber grundsätzlich interessant. Der Fokus liegt aber sowieso nicht darauf. Spannender für uns ist das Gameplay.
Looten und... looten
Bei Monster Hunter ist der Name Programm. Alles, was wir in diesem Spiel machen, dreht sich um das Jagen von Monstern. Wenn wir das erste Mal nach Astera kommen, dürfen wir also erstmal unser Arsenal aufstocken. 14 verschiedene Waffen werden uns zur Verfügung gestellt. Entscheiden müssen wir uns nicht, die Prügel landen alle in unserem Inventar. Dabei können wir auf Klassiker wie den Jägerbogen oder das Großschwert zurückgreifen, aber auch fantasievollere Varianten wie die Insektenglefe, mit der man zusätzlich zur Waffe auch noch ein sogenanntes Kinsekt kontrollieren kann, oder die Protoaxt, deren Erscheinung und Schlagtempo wir inmitten einer Combo ändern können, sind mit von der Partie. Trotzdem sollten wir uns nach Möglichkeit gleich zu Beginn Gedanken darüber machen, welchen Spielstil wir pflegen wollen und welche Waffe dafür besonders Sinn macht. Denn eines der ganz großen Gameplay-Elemente ist es, eine Waffe zu meistern. Mit Button Mashing kann man die Story eventuell auch durchspielen, aber mehr Spaß macht es, jeden Tastendruck und jede Kombo verinnerlicht zu haben und so die maximale Effizienz aus den Kämpfen herauszuholen. Und spätestens im Endgame (das bei Monster Hunter traditionell ein riesen Brocken ist!) brauchen wir diese Kenntnisse dann auch. Dabei geht es nicht nur um die Schlagkombinationen, jede Waffe unterscheidet sich grundlegend in ihrer Funktionalität von den anderen. Um beim Beispiel der Insektenglefe zu bleiben: Setzen wir unser Kinsekt im Kampf auf einen Gegner an, sammelt es dabei Nektar ein. Es gibt roten, orangenen, grünen und weißen Nektar - welchen das Kinsekt sammelt, hängt davon ab, welchen Körperteil des Monsters es angreift. Und diesen Nektar kann das Kinsekt dann auch wieder zu uns liefern. Damit können wir komplett neue Angriffskombinationen zeitweilig freischalten oder sogar in einen Dämonenmodus wechseln, bei dem es uns schwerer aus den Latschen haut. Der Spielstil ändert sich je nach Nektar-Kombination beträchtlich!
Neben den gewaltigen Kreaturen finden wir in der Spielwelt aber auch allerhand andere Dinge: Pflanzen, Käfer, Munition für die Schleuder, Mineralien, Knochen und und und... Auch das Ausnehmen erlegter Monster füllt unsere Taschen mit Materialien. Die Fülle an Items ist gewaltig. Und dies ist ein zweiter Fokus von Monster Hunter World. Wir sind nicht zwangsweise auf unsere Bewaffnung beschränkt, sondern können mit allerhand Tricksereien auf die Jagd gehen. Schockfallen, Dungkapseln oder Fassbomben sind nur eine kleine Auswahl unserer Jäger-Gadgets, die wir mit dem gefundenen Material herstellen können. Außerdem lassen sich damit unsere Waffen upgraden. Für jede Waffe gibt es eine Vielzahl von Upgrade-Bäumen. Damit können wir eine Waffe zum Beispiel so ausbauen, dass wir damit die Elementschwäche bestimmter Monster ausnutzen können.
Sich von Kampf zu Kampf zu hangeln und dabei immer mächtigere Waffen zu schmieden, ist unglaublich motivierend. Dabei ist es eigentlich sehr puristisch: Jagen, craften, jagen, craften, jagen... Ein wesentlicher Faktor für dieses Spielgefühl ist die Spielwelt.
Schöne, harsche Urwelt
Denn die Neue Welt fühlt sich unglaublich lebendig an! In insgesamt fünf Gebieten, die jedes für sich eine große Sandbox sind, frönen wir unserem Handwerk. Vom tiefen Dschungel über karges Ödland bis zur bunten Korallenwelt ist dabei vieles vorhanden und all diese Gebiete sind mit viel Liebe zum Detail modelliert.
Absolut top notch ist aber vor allem das Charakter- und Monsterdesign. Und damit meinen wir keinesfalls nur die optische Darstellung! Wer sich in MHW auf eine Jagd macht, der macht das eben WIRKLICH – Spurensuche, Monsterverstecke erkunden, Schwächen kennenlernen usw. Jedes Monster verhält sich auch über das Attackenmuster hinaus individuell, und gerade bei Biestern, die wir noch nicht gut kennen, sorgt das immer wieder für Überraschungen. Ein besonderes Highlight sind die Revierkämpfe. Denn wer glaubt, dass es grundsätzlich Jäger gegen Monster heißt, der irrt gewaltig! Manche Viecher können sich untereinander so überhaupt nicht leiden, was dann in heftigen und genial animierten Kämpfen endet. Das kann uns auf der einen Seite einen Teil der Arbeit abnehmen – schließlich nehmen so beide Kontrahenten Schaden – auf der anderen Seite wehe dem, der dazwischen gerät!
Aber auch abseits der großen Kreaturen macht die Welt stets einen sehr lebendigen Eindruck. Mal rollt ein Mistkäfer Dung zum Hausbau über den Boden, mal lugt ein scheuer Wackelwurm aus dem Erdreich, bei Regenwetter sieht man hin und wieder eine seltene Augurfliege... Man wächst einfach unglaubig rein in diese fantastische Welt. Dass Monster Hunter World mit Jagdgruppen (quasi Gilden) und der Möglichkeit, im Multiplayer auf die Jagd zu gehen, zusätzlich eine ausgeprägte Community-Erfahrung sein kann, ist ein weiterer Vorteil. Alleine kann die Jagd schon unterhalten, aber der Erfahrungsaustausch und das Sammeln gemeinsamer Erlebnisse macht das Gesamtbild noch viel runder und spannender.
Fazit
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Preis: 60 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PlayStation 4
Genre: Action-Rollenspiel
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