Super Mario ist zurück und fühlt sich auf der Switch gleich wie zuhause. Aber kann der Italiener die hohen Erwartungen erfüllen oder wird er vom Hype regelrecht erschlagen?
Zusammen startet die Bande also einen Raubzug quer über den Globus. Schließlich will man nur das Beste vom Besten und das freilich umsonst.
Unser erster Versuch, Bowsers fliegendes Piratenschiff zu stoppen scheitert jedoch kläglich und lässt uns über dem Hutland abstürzen. In diesem in elegantem Schwarzweiß gehaltenem Land lernen wir nicht nur Cappy, unseren treuen Begleiter für dieses Abenteuer, kennen, sondern gelangen auch in Besitz der Odyssey - ein (wie alles in diesem Land) hutförmiges Luftfahrzeug.
Dieses wird durch Monde angetrieben, die es nun fortan auf jedem Zwischenstopp unserer Reise in entsprechender Quantität zu finden gilt, um unseren Trip fortsetzen und die holde Prinzessin retten zu können.
Gameplay - Den Hut drauf geworfen
Marios neues Abenteuer führt uns rund um den Planeten. Quer durch alle Klimazonen ist es vor allem die Diversität der vorgefundenen Fauna, die das Gameplay besonders prägt. Warum das?
Unser Freund Cappy (seines Zeichens Kopfbedeckung, nicht Orangensaft) eignet sich nicht nur hervorragend als Wurfgeschoss für den erweiterten Nahkampf, sondern besitzt die einnehmende Eigenschaft, von Lebewesen (aber nicht nur) Besitz ergreifen zu können, auf die er geworfen wird.
Die Möglichkeiten hier sind zahlreich. So schlüpfen wir bereits in unserer ersten bereisten Welt in die beschuppte Haut eines Dinosauriers und den Kugelkopf eines Kettenhundes. Während das antiquierte Reptil die zentrale Eigenschaft der rücksichtslosen Zerstörung innehat, können wir den Kettenhund dank seiner Leine als eine in seiner Reichweite limitierte Schleuder verwenden, um mit seinem Kanonenkugelkopf weitere Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Im Verlauf des Spiels müssen wir immer wieder andere Tiere, Gegenstände oder Figuren übernehmen, um uns deren besondere Eigenschaft zunutze zu machen. So freuen wir uns über lange Beine, Flugfähigkeit oder deutlich skurrilere Eigenschaften, wie den Ziehharmonika-Körper einer Raupe oder die Schnellreise über Stromkabel.
Besonders cool: an manchen Stellen gibt es Rohre, die uns in ein zweidimensionales Pixellevel verfrachten, das aber in die Wand des Spiellevels integriert wird. Das Umschalten des Soundtracks in piepsigen 8bit-Sound rundet das Retro-Feeling perfekt ab.
Marios Bewegungsrepertoire steht uns vollumfänglich bereits von Beginn an zur Verfügung. Durch die Körperübernahme sehen wir uns aber immer wieder mit neuen Steuerungsvarianten konfrontiert. Erfreulicherweise ist die sehr reduzierte Drei-Tasten-Steuerung, wie schon zu Nintendo 64-Zeiten, sehr eingänglich. Springen, Ducken und Hutwerfen können zwar trickreich kombiniert werden, zur Erfüllung der Hauptmissionen ist dies aber nie wirklich notwendig. Immer wird ein anderer Weg geboten, der vielleicht mehr Zeit, dafür aber weniger Fingerübung erfordert.
Da Cappy fast ebenso viele Moves beherrscht wie Mario selbst, kann jederzeit in einen 2-Spieler-Modus geswitcht werden, in dem der Spielpartner die Rolle der Mütze übernimmt. Klingt bescheuert, ist es teilweise auch. Dennoch ermöglicht dieser Kniff, das Abenteuer auch gemeinsam erleben zu können. Und eine autonom gesteuerte Kappe bietet in manchen Abschnitten tatsächlich einen kleinen Mehrwert. So kann sich Mario aufs Turnen und Cappy auf die Beseitigung von Gegnern und das Sammeln von Münzen konzentrieren. Mehr als ein Gimmick ist der Modus aber nicht.
Technik - Die Schöne und das Biest
Natürlich ist von einer Handheld-Konsole, die technisch auf dem Stand der letzten Konsolengeneration ist, kein grafischer Meilenstein zu erwarten, wie ihn Super Mario 64 seinerzeit dargestellt hat. Das macht Nintendo aber mit dem wett, wofür die Japaner seit jeher stehen: familienfreundliche Kreativität. Die zahlreichen Welten versprühen jede für sich genommen schon einen enormen Charme. Dass diese dann auch noch so zahlreich vorhanden sind, ist dann umso erfreulicher. Wald, Schnee, Wüste, Insel, Wasser... zu den Klassikern gesellen sich noch einige besondere Welten, die wir an dieser Stelle nicht vorweg nehmen möchten. Exemplarisch sei hier hier jedoch die bereits aus den Trailern bekannte Stadt New Donk City angeführt. Die Reise in die (für Super Mario-Verhältnisse) sehr realistisch geratene und von laptopschleppenden und kaffeeschlürfenden Anzugträgern bevölkerte Stadt ist ein sehr erfrischendes Novum.
Und nicht nur grafisch, auch akustisch können alle Welten mit einem eigenen Stil aufwarten.
Gesteuert kann übrigens auf alle erdenklichen Arten werden. Während Nintendo empfiehlt, Super Mario Odyssey mit Joy Cons in Angriff zu nehmen, da vor allem der Hut mit der Bewegungssteuerung intuitiver geworfen werden kann, lässt sich das Spiel auch mit dem handelsüblichen Pro Controller oder im Handheld Mode mindestens genauso gut steuern.
Spielgefühl - Zu schön, zu erfolgreich, zu leicht?
Mario schafft den Spagat, sowohl für Einsteiger, als auch für Vielspieler gleichermaßen geeignet zu sein. Die Hauptstory selbst wird die wenigsten Spieler vor eine größere Herausforderung stellen. Selbst die Endgegner-Mechaniken sind sofort durchschaut, für Bosskämpfe benötigen wir so selten mehr als einen zweiten Anlauf.
Wer nach dem Aufbrauchen seiner drei Lebenspunkte stirbt, verliert lediglich zehn Münzen und spawnt beim letzten Speicherpunkt. Bereits gesammelte Monde oder Spezialmünzen müssen nicht noch einmal eingesammelt werden. Da aber reguläre Münzen nach dem Tod oder dem Betreten eines anderen Levelabschnitts im Regelfall wieder auftauchen, führt das zu der absurden Situation, dass man durch einen Tod zu mehr Münzen kommt, als man andernfalls überhaupt sammeln hätte können. Wer weiß, wie viele Münzen in einem durchschnittlichen Mario-Spiel zu sammeln sind, kann sich vorstellen, dass zehn Münzen eine durchaus verkraftbare Strafe sind. (Zum Vergleich: Zum Ende des Spiels hatten wir etwa 4000 Münzen übrig, nachdem wir schon mehrere tausend Münzen in neue Kostüme gesteckt hatten.)
Eigentlich wollten wir Super Mario Odyssey diesen leichten Schwierigkeitsgrad ankreiden.
Doch dann stürzten wir uns ins Endgame. Selbst nach der (Spoiler) Rettung von Peach hält das Spiel zahlreiche Aufgaben und Herausforderungen für uns bereit. Jede der über ein Dutzend Welten hält um die hundert Monde für uns bereit, die gefunden und erspielt werden möchten. Wir finden immer neue Pfade, die uns mitunter zu ganz neuen Welten bringen, neue Winkel, in denen sich Spezialmünzen vor uns verstecken. Unser Entdeckerdrang wird immer aufs Neue angeregt. Wenn irgendwas nicht ganz koscher aussieht, ist es das meistens auch nicht. Hier etwas, das glänzt, da Blöcke, die nicht ganz symmetrisch angeordnet sind, dort ein Gegenstand, der da irgendwie nicht ganz hinpasst.
Und wenn wir dann doch irgendwann anfangen, uns in einer Welt zu langweilen, dann reisen wir eben in eine der zahlreichen anderen.
Zwar stolpern wir über manche Monde quasi im wahrsten Sinne des Wortes, andere wollen aber dermaßen penetrant erspielt, erkämpft und errätselt werden, dass auch erfahrene Spieler ordentlich etwas zu knabbern haben.
Casual Gamer können diese Monde also einfach auslassen, sehen aber trotzdem frustfrei das Ende der Story, während Core Gamer ebenfalls ausreichend gefordert werden, so sie das möchten.
Fazit
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 2
Preis: 47.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erschienen für: Nintendo Switch
Getestetes System:
Nintendo Switch
Genre: Jump & Run
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