Nintendo hat die letzten Jahre die besten Elemente von beliebten Videospielen ganz genau beobachtet und in ihr neues Spiel The Legend of Zelda: Breath of the Wild einfließen lassen. Ob dabei die Tradition der Reihe ihren hohen Stellenwert behält?
Handlung
Von der fernen Stimme einer jungen Frau erweckt, angefleht endlich aufzuwachen öffnet Link nach einem langen Schlaf die Augen. Alles, was er bei sich hat, ist ein Shiekah Stein. Aus uralten Zeiten stammend steckt dieses technische Wunderwerk voller Überraschungen. Er weiß nicht, wer die junge Frau ist, die zu ihm spricht, doch er folgt trotzdem dem Wunsch der sanften Stimme und verlässt den Schrein des Lebens, in dem er geschlafen hatte. Er findet sich auf einem großen Plateau wieder, auf dem keine Menschenseele lebt. Nur ein einzelner alter Mann wartet am Fuße des Berges, in dem sich der Schrein befindet. Er erklärt, wie man in der Wildnis überlebt, wie man Fische fängt, Wild erlegt, Essen zubereitet und dass man das Plateau nicht verlassen kann, solang man kein Parasegel besitzt. Der Alte selbst besitzt ein solches Segel und möchte es Link überlassen, sobald er für ihn alle Schreine auf dem Plateau gefunden und aktiviert hat. Die Schreine stammen aus derselben Jahrtausende alten antiken Hochkultur wie der Shiekah Stein und haben durch Links Erwachen auf mysteriöse Weise angefangen zu leuchten.
Nichts ahnend macht sich also Link auf, die Schreine zu suchen, denn er möchte das Plateau verlassen um die junge Frau zu finden, die nach ihm rief.
Gameplay
The Legend of Zelda: Breath of the Wild eröffnet eine gigantische Welt, die voller Geheimnisse ist. Nintendo hat sich diesbezüglich selbst und auch die gesamte Konkurrenz übertroffen. In dieser riesigen Welt ist fast alles möglich und alles was möglich ist, macht Spaß, denn nichts fühlt sich in diesem Spiel sinnlos oder fehl am Platz an.
Wetter
Das Wetter ist sehr dynamisch und wechselt manchmal plötzlich von Sonnenschein zu einem gefährlichen Gewittersturm. Gefährlich, weil man von Blitzen auch getroffen werden kann! Regen ist ebenfalls gefährlich, da man deshalb nicht mehr klettern kann und beim Versuch zu klettern leicht abrutscht und hinabstürzt. Auch das Klima wird einbezogen: Link kann zum Beispiel in kalten Gebieten erfrieren. Davor kann man sich entweder durch die richtige Ausrüstung oder das richtige Essen - Chili ist da sehr hilfreich - schützen.
Reisen, Schreine
Diese Welt lässt sich nun auf unterschiedliche Arten bereisen. Die zwei wichtigsten sind das Reisen mit dem Parasegel, mit dem man von Türmen oder Bergen aus in weite Ferne gleiten kann, und das Reiten eines Pferdes, was eine altbekannte Tradition der The Legend of Zelda-Reihe ist. Für das Gleiten mit dem Parasegel braucht man Ausdauer, die zu Anfang des Spiels noch sehr schnell ausgeht. Wenn das passiert, stürzt man in die Tiefe und damit in den sicheren Tod. Später, im Laufe des Spiels, lassen sich Ausdauer und Herzanzahl (Lebenspunkte) dauerhaft erhöhen. Hier kommen die Schreine wieder ins Spiel, denn wenn man die Prüfungen der Schreine absolviert, erhält man zur Belohnung „Zeichen der Bewährung”. Diese Zeichen ermöglichen ein Gebet zur Göttin, die dem Helden dann neue Kraft gewährt (Herzen und Ausdauer). Auch Schnellreise ist möglich, indem man die vielen Schreine, die über ganz Hyrule verteilt sind, aktiviert, denn sie dienen unter anderem als Teleportationspunkte.
Pferde
Auf zahlreichen Wiesen befinden sich Wildpferde, die mit Äpfeln gelockt werden können (die man von Apfelbäumen selber pflücken kann), doch ist das Einfangen trotzdem eine Herausforderung: Wer sich nicht von hinten anschleicht oder von den scheuen Pferden bemerkt wird, verscheucht sie nämlich. Sobald ein Pferd gezähmt ist, kann man es zu einem der Ställe von Hyrule bringen, es dort registrieren und ihm sogar einen Namen geben. Die Pferde haben alle unterschiedliche Farben und Muster, was natürlich den Spaß beim Einfangen - „Wow sein Fell ist so hübsch, ich muss es einfangen!!” - erheblich steigert.
Rohstoffe
Überall in Hyrule gibt es Rohstoffe, die alle auf eine oder mehrere bestimmte Arten verarbeitet werden können. In Wäldern und an Berghängen gibt es zahlreiche Pilz- und Pflanzenarten, die eingesammelt werden können. Aus ihnen lassen sich Gerichte kochen, die je nach Art des Pilzes variieren. Durch das Verkochen eines Ausdauerpilzes mit anderen Zutaten lässt sich ein Gericht zaubern, dass die Ausdauer wieder auffüllt, sollte sie einmal mitten in der Luft - beim Gleiten mit dem Parasegel - oder beim Klettern auf einer Felswand ausgehen. So lassen sich viele Gerichte mit Verstärkungen herstellen. Bei einem Färber kann man sogar seine Ausrüstung in vielen verschiedenen Farben färben, indem man ihm besonders farbige Rohstoffe gibt.
Ausrüstung
Als sehr innovativ habe ich beim Test den Einsatz der Waffen und Rüstungen empfunden. Hier wurde mit vielen Traditionen gebrochen, wobei es sich weniger wie ein Bruch als wie eine Erweiterung anfühlt. Jede Waffe jedes Feindes kann auch von Link verwendet werden. Auf diese Weise erhält man beispielsweise von schwachen Gegnern Keulen, Stäbe und sehr schwache Bögen. Stärkere Gegner besitzen meistens auch sehr starke Waffen. Eine Auseinandersetzung mit ihnen bedeutet meist ein Game Over, denn nur drauflos hauen geht jetzt nicht mehr. Der Sieg über einen Feind erfordert strategisches, kreatives Denken. Die Umgebung lässt sich nützen, Steine können den Hang hinuntergerollt werden, Holz lässt sich anzünden, schlafende Gegner meuchelt Link, ohne dass seine Widerstreiter etwas davon bemerken. Manchmal reicht es, einen Gewittersturm abzuwarten. Die Blitze haben zufälligerweise ein explosives Fass erfasst, dass eine Meute Monster ausgeschaltet hat. Bei all diesen Möglichkeiten könnte man schnell den Spaß verlieren, wäre es leicht, diese vielen Optionen komplikationsfrei nutzen zu können. Doch die Monster sind selber so schlau wie selten in einem anderen Spiel. Sie weichen Bomben aus, schleichen sich bei dir an oder werfen einfach ihre Waffe auf dich - was meistens das Leben kostet! Auch als erfahrener Gamer wird man in diesem Spiel sehr oft „Game Over” auf dem Bildschirm lesen. Dadurch ist das Kämpfen unglaublich reizvoll, fast schon realistisch schwer.
Aber zurück zu den Waffen und Rüstungen. Unter den Waffen gibt es mehrere Gattungen. Schwerter, Hellebarden, Speere, Bumerangs, Keulen, Stäbe, Bögen und sogar Alltagsgegenstände lassen sich in einen Kampf einbeziehen. Mit einem Wischmop oder einer Mistgabel kann man nämlich auch kämpfen, sollte gerade keine andere Waffe zur Hand sein. Alle Waffen, die man findet, gehen nach einiger Zeit unwiderruflich kaputt, sodass es schon mal passieren kann, dass man ohne Waffe da steht und dann ist das Game Over wirklich unausweichlich. Über eine Schnellauswahl kann man übrigens während das Kampfes sehr rasch die Waffe wechseln. Rüstungen erhält man entweder in einem Rüstungsladen oder man bekommt sie geschenkt. Auch hier hat Nintendo die Möglichkeiten erweitert. Für jede Situation gibt es die richtige Ausrüstung. Durch die Zora Rüstung kann man schneller schwimmen und sogar Wasserfälle emportauchen. Für eisig kalte Orte gibt es ein Winterwams, dass den Körper wärmt und vieles mehr!
Kampf
Es wird wie immer in Echtzeit gekämpft, doch sind die Kämpfe jetzt viel schwerer als in allen Vorgängern der Spieleserie. Man kann mit der Vielzahl an Waffen unterschiedliche Kampfstile verfolgen. Wer beispielsweise gut mit dem Bogen zielen kann, kann durch einen Kopfschuss vielfachen Schaden anrichten und dadurch manche Gegner ausschalten, bevor sie überhaupt reagieren können. Nicht benötigte Waffen lassen sich auf Gegner werfen, was doppelten Schaden verursacht. Durch ausweichen zum perfekten Zeitpunkt, nämlich wenn ein Feind zuschlägt, wird die Zeit verlangsamt und Link streckt seinen Widersacher mit einer tödlichen Kombo nieder. Wie immer lässt sich ein Schlag auch aufladen, um in einer Drehung alle umherstehenden Gegner zu erfassen.
Quests
Auch hier werden Traditionen erweitert. Neben den Hauptquests (ja, Mehrzahl, denn man kann alles in der Reihenfolge machen, die einem Spaß macht! Man könnte sogar nach dem Prolog direkt gegen den Endboss kämpfen… Ist aber nicht empfehlenswert) gibt es viele Nebenaufgaben, deren Belohnungen sich fast immer auszahlen. Was mich persönlich nämlich an den meisten Open World-Spielen und Rollenspielen im Allgemeinen stört, ist, dass die Belohnungen eher oberflächlicher Natur und kaum erstrebenswert sind, was mich dann meistens meine Motivation kostet, überhaupt irgendwem zu helfen. Das ist in The Legend of Zelda: Breath of the Wild ganz wunderbar gelöst. Man möchte den Wesen helfen, die darum bitten, denn sie wirken so real und haben jeder eine ganz eigene starke Gefühlswelt. Manchmal schenken sie einem dann trotzdem Belanglosigkeiten wie Milch, aber man ist trotzdem glücklich, wenn zum Beispiel die gestohlenen Schafe wieder bei ihrer Besitzerin sind. Es ist schwer zu beschreiben, aber dadurch, dass die Menschen, die Hilfe brauchen, so echt wirken, ist es nicht schwer sich zu motivieren, ihnen zu helfen. Und sie haben ja auch echte Probleme und Gründe, warum sie diese nicht selbst lösen können.
Soundtrack
Der Soundtrack ist von unglaublich hoher Qualität und so vielseitig! Jede Figur, jedes Dorf, jedes Feld erzählt durch die Musik eine ganz eigene Geschichte. Die Atmosphäre ist so mitreißend, dass man nicht mehr zurück in die richtige Welt möchte. Denn obwohl die Welt von The Legend of Zelda: Breath of the Wild so gefährlich ist, ist sie so wunderschön, dass einen die Sehnsucht ergreift und in diese Welt hineinreißt. Das alles ist nicht nur der Verdienst der Musik, sondern insgesamt von allen Elementen, die dieses Spiel ausmachen.
Grafik
Hier hat Nintendo alles richtig gemacht. Die Grafik ist zwar orientiert an den Vorgängern, doch das stört überhaupt nicht, denn die Welt ist so prachtvoll, ja, so erstaunlich schön, dass sie sogar die Welt von Final Fantasy XV in den Schatten stellt. Die 3D Grafik wird wie auch bei einigen Vorgängern durch Cel Shading erweitert. Am Boden ziehen die Schatten der Wolken vorbei und das Gras tanzt sanft mit dem Wind, während man sich an ein Reh anschleicht um es zu erlegen. Das Wasser glitzert im goldenen Sonnenlicht und man sieht die flinken Fische davon schwimmen, sobald man sich ihnen nähert. Besonders schön wurden die Städte der Völker Hyrules animiert - besonders das Dorf des Wasservolks, der Zora.
Fazit
The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist ein Meisterwerk in jeder Hinsicht. Die Story ist sehr fantasievoll und beglückt Fans wie Neueinsteiger, so wie es auch die anderen Vertreter der Reihe schon zuvor getan haben. Nintendo hat es geschafft, eine lebendige Welt mit einer eigenen Mythologie zu schaffen, die vor Mysteriosität nur so strotzt. Es zählt wahrscheinlich zu den besten Videospielen aller Zeiten und stellt viele Konkurrenten des Genres in einen meilenweiten Schatten. Nintendo hat in den vergangenen Jahren die Trends der Spielwelt beobachtet und die Wünsche der Spieler erhört. Ich kann von mir selbst sagen, dass dieses Spiel alles ist, was ich mir immer von einem Rollenspiel gewünscht habe.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1
Preis: 69.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erschienen für: Nintendo Switch, WiiU
Getestetes System:
Nintendo Switch
Empfohlenes System:
Switch
Genre: Action-Adventure
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