In diese Zukunftsvision entlässt uns Horizon Zero Dawn. Im lang erwarteten Postapokalypse-Rollenspiel von Sony schlüpfen wir in die Rolle der jungen Frau Aloy. Wobei, junge Frau? Ganz zu Beginn sind wir sogar noch ein kleines Mädchen und unter der Obhut unseres Ziehvaters Rost. Jener ist es auch, der uns im Tutorial die Grundmechanismen der Jagd, ergo des Spiels beibringt. Bereits dieses Intro ist hervorragend inszeniert, und es zeigt uns, dass die Welt auch ohne herumstreifende Dino-Maschinen hart ist. Denn Rost und Aloy, ursprünglich dem Stamm der Nora zugehörig, sind Ausgestoßene. Sie werden gemieden, mancherorts im heiligen Land der Nora sogar verachtet. Als Kind leidet Aloy sehr unter diesen Reaktionen. Dies und ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit veranlassen sie daher, sich auf die Erprobung vorzubereiten, bei den Nora eine Art Abschlussprüfung für Jäger. Doch als es dann schließlich soweit ist, geht alles furchtbar schief – die Prüfung wird gestört, die Nora von einem anderen Stamm überfallen. Viele sterben, weitere böse Omen veranlassen die Hohepriesterinnen dazu, etwas Einmaliges zu tun: Sie ernennen Aloy, die ehemals Ausgestoßene, zur Sucherin. All dies geschieht in den ersten paar Spielstunden. Und ab diesem Moment, ab dem wir das heilige Land der Nora beliebig betreten und verlassen können, steht uns eine gigantische Open World zur Verfügung, die vor Wundern nur so übergeht!
Der Weltuntergang sieht klasse aus
Was verbirgt sich also in den riesigen Arealen von Horizon Zero Dawn? Erstmal eine erstaunliche Vielfalt an Landschaften. Von tiefen Urwäldern über verschneite Tundra bis zur staubigen Wüste ist alles da, was wir uns wünschen könnten. Und alles, wirklich alles sieht fantastisch aus! Auf unseren Reisen streifen wir auch immer wieder durch Gebiete, an denen man deutlich erkennt, dass wir uns keinesfalls in der Vergangenheit, sondern in der fernen Zukunft befinden. So erkennen wir zum Beispiel Gerippe von Hochhäusern oder ein längst aufgelassenes Riesenrad. Für die Bewohner der dystopischen Zukunft rätselhafte Überbleibsel einer fast komplett vergessenen Metallwelt. Grafisch holt HZD einiges aus der PS4 heraus – Lichteffekte, Mimik, Animationen sind genauso wie das Weltendesign oberste Güteklasse und nach Uncharted 4 sicher ein absolutes Highlight, auch ohne die PS4 Pro. Auch der Sound lässt wenig zu wünschen übrig. Viel Trommeleinsatz und wuchtige Bässe sorgen für bedrohliche Atmosphäre und unterstützen das Setting wirkungsvoll. Genauso machen auch die Sprecher und Sprecherinnen ihre Sache hervorragend.
Die coolsten Widersacher der PS4
Besonders eindrucksvoll ist die Welt aber dann, wenn wir es mit den heimlichen Stars des Spiels zu tun bekommen: Maschinen-Dinos. Neben menschlichen Gegnern sind es vor allen Dingen diese mechanischen Ungetüme, die uns das Leben erschweren. Vom kleinen zweibeinigen Wächter bis zu den gefährlichen und angsteinflößenden Sturmvögeln gibt es eine breite Palette an hochtechnischen Tötungsmaschinen. Was es mit denen eigentlich auf sich hat, erfahren wir erst im Laufe der grandios erzählten Story. Generell entspinnt sich die ganze Dramatik der rund 40 Stunden dauernden Geschichte erst sukzessive, aber nie langweilig. Auch wenn uns bei der zweiten Hälfte der Story eine Steigerung des Erzähltempos auffällt, finden wir deshalb den Anfang nicht unspannend.
Die Waffen einer Jägerin
Wehrlos sind wir allerdings keinesfalls. Ganz im Gegenteil: Um mit den Dinos zu Leibe zu rücken, verfügen wir über ein Arsenal von durchaus interessanten Waffen. Begonnen beim klassischen Jägerbogen über die Stolperfalle bis zur Sprengschleuder finden wir viele üblichen Waffenarten und einige weniger übliche. Jede Waffe gibt es in drei Ausprägungen, wobei mit jeder neuen Qualitätsstufe ein neuer Munitionstypus hinzu kommt. Die Munition selbst stellen wir, genau wie größere Köcher oder Taschen, aus Teilen her, die wir in der Gegend finden. Pflanzen, Holz, Tierhäute oder Maschinenteile brauchen wir dazu. Übrigens: Das neuartige Setting macht es auch möglich, eine interessante Stil-Mischung im Waffendesign zu verwenden. Unsere Bögen etwa sind moderne Komposit-Bögen, die Rüstungen sind stellenweise mit Metallplatten verstärkt und eine Schleuder kann mit Sprengbomben auch schnell mal ein Granatenwerfer werden. Und all das ist völlig in Ordnung, HZD spielt ja in der Zukunft. Dass nicht ALLES aus der Metallwelt vergessen ist, macht durchaus Sinn.
Außerdem haben wir ja noch unseren Fokus. Den finden wir bereits im Tutorial als kleine Aloy. Und er wird schnell ein fixer Bestandteil ihres Lebens und der Story von HZD. Denn der Fokus stammt aus der Metallwelt – und er funktioniert noch! Durch ihn können wir Dinos auf ihre Schwachpunkte scannen oder besonders versteckten Spuren folgen. Der Fokus verleiht Aloy einen erheblichen Vorteil gegenüber den meisten ihrer Zeitgenossen. Allerdings ist sie nicht die einzige Person mit einem funktionierenden Relikt aus der Vergangenheit, wie sich bald herausstellt.
Verstärken lässt sich der Fokus übrigens auch noch. Genauer gesagt können wir lernen, damit immer stärkere Maschinen zu überbrücken. Überbrückte Maschinen gehorchen uns für eine kleine Weile. Auf manchen können wir sogar reiten! Um neue Überbrückungen freizuschalten, müssen wir Brutstätten absolvieren – kleinere Dungeons, die aber durchaus mit Liebe für's Detail gestaltet wurden. Zu den Nebenquests zählen außerdem Banditenlager, Jagdgründe mit speziellen Aufgaben für die Jagd und die besonders coolen Langhälse. Das sind riesige Dinos, die in HZD die Rolle von Aussichtstürmen übernehmen, durch die wir einige Hotspots auf der Weltkarte entdecken. Zu tun gibt es also einiges – und wenn wir uns auf speziellen Tutorial-Aufgaben stürzen, die es für jede neue Waffenausprägung gibt.
Im Gegensatz zum Arsenal zählt das Skillsystem zu den kleineren Schwächen des Spiels. Was wir dort finden, ist zwar grundsätzlich sinnvoll, allerdings ist die Auswahl hier doch etwas begrenzt. Vor allen Dingen machen nicht alle Skills immer gleichermaßen Sinn, ein wenig mehr Vielfalt wäre hier wünschenswert. Zu den Kinderkrankheiten von HZD zählen wir sonst nur noch recht lange Wartezeiten und insgesamt eine überschaubare Anzahl an Nebenquests (die dafür aber fast alle schön gescripted sind).
Fazit
Wir behaupten mal, dass wir einen ersten heißen Anwärter auf das Game of the Year haben. Jedem Open World RPG-Fan können wir Aloys Abenteuer nur wärmstens ans Herz legen!
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1
Preis: 70 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Entwickler: Guerrilla Games
Publisher: Sony Computer Entertainment
Erschienen für: PlayStation 4
Getestetes System:
Playstation
Genre: Action-Rollenspiel, Rollenspiel
Ähnliche Spiele:
Derzeit findest Du auf spieletest.at 6823 Gesellschafts- und 1649 Videospielrezensionen sowie 2143 Berichte.