Falls hier jemand unter uns ist, dem der Name BioShock so gar nichts sagt („Hat hier jemand 'Jehova' gesagt?”), hier ein kurzer Überblick (mit sehr, sehr kleinen Spoilern):
Die BioShock-Serie ist eine Trilogie aus drei Shootern – allerdings der besonderen Art. Das fängt schon bei den Schauplätzen an: In den ersten zwei Teilen steuern wir den jeweiligen Protagonisten durch die verruchte Unterwasserstadt Rapture. Diese Stadt ist als Zukunft für Freigeister und schlaue Köpfe erbaut worden, aus einer Vision der Utopie heraus. Allerdings ging das nicht lange gut. Entscheidend für den anfangs schnellen Aufstieg und den danach folgenden plötzlichen Fall von Rapture war die Entdeckung von ADAM, einem Stoff, der unsere DNA manipulieren kann. Das Zeug hauen sich die Leute da unten intravenös rein, was ihnen zwar allerlei außergewöhnliche Fähigkeiten wie das Schießen von Blitzen aus den Händen oder die Manipulation von Maschinen verleiht, aber sie auch zu völlig abgedrifteten Wahnsinnigen macht – sogenannten Splicern. Gegen die arbeiten wir uns mit allerlei Wummen und eben den durch ADAM erlangten Kräften durch die Unterwasserstadt, auf der Suche nach Antworten. Auf dem Weg begegnen wir immer wieder Little Sisters, kleinen Mädchen, die darauf getrimmt sind ADAM zu sammeln, und deren hochgezüchteten Beschützern, den für die Reihe ikonischen Big Daddys. Auf unserer Reise verfolgen wir eine packende Story rund um den Schöpfer der Stadt Andrew Ryan, seinen großen Gegenspieler Theodor Fontain und unsere Rolle in Raptures Krieg.
Im zweiten Teil, der acht Jahre nach dem ersten spielt, verschlägt es uns ein mal mehr in die gefluteten Korridore von Rapture. Allerdings hat sich die Stadt geändert. Mittlerweile regiert hier Sofia Lamb, die die Splicer wie eine Familie hinter sich vereint. Rapture fühlt sich jetzt beinahe an wie eine riesige Glaubensstätte, in der eine durchgeknallte Sekte ihr Unwesen treibt. Im zweiten Teil schlüpfen wir selbst in die Rolle eines Big Daddys, der auf der Suche nach seiner wahren Little Sister ist – die dummerweise von Sofia Lamb als Tochter großgezogen worden ist. Der zweite Teil wird gemeinhin als der schwächste der Reihe bezeichnet, wir finden den neuerlichen Besuch der Unterwasserstadt aber um nichts schlechter. Das Setting und die Atmosphäre sind sogar noch ein wenig besser gelungen, nur die Story kommt an manchen Stellen wie eine leicht abgeänderte Variante des Vorgängers rüber.
Für den dritten Teil, BioShock: Infinite, werden wir in eine gänzlich neue Welt geführt. In der Rolle des verschwiegenen Privatermittlers Booker DeWitt durchstreifen wir Columbia, anno 1912 – eine Stadt, die in den Wolken erbaut wurde. Unser einziger Anhaltspunkt, warum wir das machen: „Finde das Mädchen und bezahle für deine Sünden.” Über weite Teile des Spiels sind wir als Duo mit besagtem Mädchen, Elizabeth, auf der Flucht vor ihren Verfolgern. Dabei schlittern wir in einer packenden Erzählung mitten in einen Bürgerkrieg. Die Gründer, die Columbia vermeintlich für das größere Wohl begründeten und regieren, stellen sich einer massiven Gegenbewegung, der Vox Populi. Columbia ist viel bunter, lebendiger als Rapture und so ist auch die Geschichte turbulenter und, nicht plump, sondern sehr geschickt hochgestyled. Allerdings tun sich hier abermals storytechnische Parallelen auf, und man will sich schon fragen, ob da nicht die Ideen ausgegangen sind. Bis die Entwickler uns ein geniales Finale um die Ohren hauen, das es schafft, über die zwar im Kern sehr ähnlichen, aber im Detail doch sehr unterschiedlichen Welten und Geschichten einen Bogen zu spannen – und diese Auflösung lässt uns mit heruntergefallener Kinnlade zurück.
A Man Chooses... A Slave Obeys
... sagte schon Andrew Ryan (Gott hab' ihn selig). Folgerichtig hat also jeder von uns (Gott sei Dank) die Wahl: Kauft er die BioShock: The Collection oder nicht? Also zum Wesentlichen. Als Entscheidungshilfe wollen wir die Unterschiede zu den Originalfassungen mal etwas beleuchten. Spoiler: Sie sind überschaubar.
Grundsätzlich hat man natürlich bei jedem Teil an den üblichen Stellschrauben gedreht: Die Framerate wurde für alle drei Teile auf 60 Hertz erhöht, das läuft bei 1080p absolut stabil. Ebenso sind die Texturen aufgehübscht, Licht- und Partikeleffekte sind verfeinert worden – das kennt man ja alles. Allerdings ist aufgebohrte Framerate nicht gleich aufgebohrte Framerate: Wenn wir die Verbesserungen mit anderen Remasters vergleichen, kommt uns der Fortschritt hier doch eher mager vor. Und tatsächlich, vergleichen wir die Versionen direkt miteinander (zum Beispiel hier für die PC-Fassung), sind die Unterschiede nur wenig bemerkbar. Das gilt leider für alle drei Teile. Ich führe sie gerne immer wieder bei Remaster Collections an, die ja gerade herauskommen wie Sand am Meer: Die Uncharted Collection zeigt, was hier alles möglich wäre – daran kommt BioShock leider nicht.
Wie sieht es mit spielerischen Neuheiten aus? Die gute Nachricht: Es sind sämtliche DLCs für alle drei Teile enthalten, und das sind noch mal gute 15 bis 20 Stunden Spielzeit mehr. Die schlechte Nachricht: Etwas gänzlich neues sucht man fast vergebens. Eine löbliche Ausnahme bildet da das Museum in Teil eins. Das ist ein eigenes Level, das man vom Menü aus begehen kann, in dem wahnsinnig viele Charaktermodelle, Konzeptgrafiken und Entwicklerkommentare ausgestellt werden – wirklich cool anzusehen! Alleine die Entwicklung der Splicer anzusehen, macht wirklich Spaß. Über das Museum hinaus können wir, ebenfalls im ersten Teil, zehn goldene Filmrollen mit Kommentaren der Chefentwickler Ken Levine, Scott Sinclair und Paul Hellquist finden. Diese Kommentar-Reihe trägt den schönen Namen „Director's Commentary: Imagining BioShock” und gibt weitere Einblicke in den Schöpfungsprozess von BioShock. Die anderen beiden Teile haben aber außer den DLCs keine weiteren Boni spendiert bekommen. Eher im Gegenteil: Der zweite Teil ist um den Multiplayer erleichtert worden. Infinity kommt spielerisch absolut deckungsgleich daher wie das Original.
Fazit
Ja, alle drei BioShock-Spiele sind top, keine Frage! Ja, die Geschichten und der übergreifende Zusammenhang haben uns gefesselt! Ja, das furiose Finale hat uns Gänsehaut über die Arme gejagt! Trotzdem hätten wir uns gewünscht, dass man mehr macht, als die Hauptspiele plus DLCs (aber ohne Multiplayer) in ein Bundle zu werfen. Grafische Verbesserungen sind kaum bis gar nicht spürbar – dass unter der Haube jetzt acht Jaguar-Cores werkeln, schlägt sich allenfalls darin nieder, dass die Games mit einer etwas höheren Framerate stabil laufen. Und spielerisch hat sich gar nichts getan, außer ein begehbares Museumslevel mit Concept Arts und dergleichen und Kommentare des Regisseurs im ersten Teil.
Wer BioShock noch nie gespielt hat, ist mit der Collection gut beraten. Und sollte hier auch unbedingt zugreifen, weil man diese Spiele gespielt haben muss! Ein neuerlicher Besuch von Rapture und Columbia für Veteranen alter Tage lohnt aber nicht – diese Chance wurde vertan.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1
Preis: 35 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Publisher: 2K GAMES
Erschienen für: PC, PlayStation 4, Xbox One
Getestetes System:
PlayStation 4
Genre: Action, Egoshooter
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