Lass das mal den Papa machen
Marcus Fenix hat sich in den Ruhestand begeben. So ist es fast drei Dekaden später an seinem Sohn JD und dessen Kumpanen, sich gegen eine plötzlich auftauchende neue Bedrohung, den Schwarm, aufzulehnen. Da seine Truppe sich aber aus Deserteuren zusammensetzt, fällt es entsprechend schwer, kampfkräftige Unterstützung zu rekrutieren. Und so ist zwar einiges an Überzeugungsarbeit nötig, doch schließlich lässt sich der gealterte Held der ersten Trilogie überzeugen, sich dem Team im Kampf gegen die unmenschlichen Gegner anzuschließen.
Teile mit Weile
Gears of War 4 ist der vierte Teil der Gears of War-Reihe. Der 4er ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Entwickler auch dazu stehen. Während andere Spielserien nämlich in letzter Zeit mit dem Weglassen der Ziffer und kreativen Namensgebungen Neustarts (Unwort: Reboots) proklamieren, ist Gears of War 4 eine reinrassige Fortsetzung. Abseits der Protagonisten wurde wenig geändert (und selbst da halten sich die Änderungen ja im sehr familiären Rahmen), und so bekommen Fans der Serie auch genau das, was sie gewohnt sind und erwarten. Wer mit der Serie vertraut ist, weiß, dass das nichts Schlechtes bedeutet.
Un(zer)sägliche Gegner
Während sich JD und Gang anfangs noch mit den Roboter-Schergen der regierenden COG abkämpfen, kommt der „Schwarm” in unterschiedlichen Ausprägungen daher. Da wären flinke, dafür recht harmlose und mit einem Hieb zu zerschlagende Juvies. Diese Gollums auf Extasy kommen zwar nie alleine, rennen dafür bereitwillig in die ausgefahrene Säge unseres Lancers. Ja, die Kultwaffe mit dem Bajonett-Ableger aus der Heimwerker-Abteilung darf natürlich nicht fehlen und ist schon aus Munitionsgründen oft unsere erste Wahl. Nicht, dass es an Nachschub fehlen würde, aber Munitionskisten versorgen uns nun mal nur mit Projektilen für den Lancer. Munition für die anderen Waffen müssen wir uns aus fallengelassenen Knarren zusammensammeln. Cool: Duch ein kleines Nachlade-Minispiele können wir das Nachladen optional beschleunigen - verpassen wir dafür jeoch den richtigen Zeitpunkt, bremst uns eine Ladehemmung aus. Schade hingegen, dass es für das Zersägen der Gegner lediglich eine einzige Animation gibt. Hier hätten wir uns doch ein paar Finishing Moves mehr gewünscht.
Drei Waffen- und einen Granatenslot haben wir zur Verfügung, um auch gegen die stärkeren Gegner anzukommen. Die sind deutlich zäher. Unsere häufigsten Gegner sind dabei die Drohnen. Sie stellen die menschenähnlichen Fußsoldaten des Schwarms dar, die uns mit Waffen beharken und aufgrund ihres Ganzkörperpanzers sogar einige Kopfschüsse wegstecken können.
Alles was noch schneller und wilder ist, kommt zumeist in tierähnlicher Gestalt daher, wie zum Beispiel die skorpionartigen Pouncer. Netterweise sind die Schwachstellen der härteren Gegner schön beleuchtet. Muss man sie nur noch treffen...
Dazu steht ein Waffenarsenal zur Verfügung, das durchaus zweckmäßig ist. Die Klassiker wie Pistole, Schrotflinte, Scharfschützengewehr und Konsorten sind unter anderer Namensgebung natürlich dabei, angereichert mit einigen speziellen Wummen. Nicht zu viel Auswahl und nicht zu wenig.
Atmosphäre
Gears of War nimmt sich nicht sehr ernst, schlägt aber dennoch einen sehr düsteren Grundton an und schlägt damit in die Kerbe klassischer 80er-Monster-Action-Filme wie Predator. Die Dialoge sind geprägt von Zynismus und coolen Sprüchen. Im Körperpanzer ist sichtlich zu wenig Platz für Gefühle. Die Gruppe ist so zusammengesetzt, dass zum Zeichnen der Figuren nur ja nicht aus der Charakterschablone herausgemalt werden muss. Der Held als lockere Identifikationsfigur, der abgebrühte Veteran, der dunkelhäutige Joker und das Mädchen, das für das Mindestmaß an erlaubten Gefühlen sorgt.
Das klingt furchtbar abgedroschen, funktioniert aber (vielleicht auch gerade deswegen) ausgezeichnet. Zur rechten Zeit ist immer der gerade benötigte Stichwortgeber am Start. Und wenn dann mal ein Gag rausgehaut wird, zündet der auch. Nicht ganz unschuldig ist daran die sympathische (und im Gegensatz zu Teil 1 sehr gute und lebendige) Vertonung der Figuren, allen voran JD Fenix. Dem einen oder anderen mögen die Synchronstimmen von Vater und Sohn vermutlich sehr bekannt vorkommen ...
Technik
Gears of War 4 läuft auf der Unreal Engine mit gleicher Versionszahl. Es ist also durchaus hübsch geworden. Vor allem die neuen Sandstürme sehen ganz nett aus. Tatsächlich überzeugt die Grafik in den Außenarealen deutlich mehr, als in den eher tristen und leblosen Innenräumen. Wobei leblos nicht ganz richtig ist - schließlich sind die Level meistens von schleimigen, außerirdischen Brutkanälen durchzogen.
Durch das Xbox Play Anywhere Programm wird mit der digitalen Variante der Xbox One-Version auch ein Key für die PC-Version mitgeliefert. Die Spielstände werden dabei problemlos synchronisiert. Das Gamepad kann also jederzeit gegen Maus und Tastatur getauscht werden und umgekehrt. Naturgemäß bietet der PC viele grafische Einstellungsmöglichkeiten, was beispielsweise Spielen in 4K ermöglicht.
Auch Cross Plattform wird unterstützt. PC-Spieler können also gemeinsam mit Kollegen auf der Xbox in den Coop-Krieg ziehen. Alternativ ist auf der Xbox auch das Spielen per Splitscreen möglich. Was Halo 5: Guardians also einfach gestrichen hat, behält Gears of War 4 dankenswerterweise bei. Denn wie wir alle wissen: Am meisten Spaß macht Krieg immer noch gemeinsam!
Im Multiplayer werden daher auch wieder Horde-Modus (Horde 3.0), Teamdeathmatch, Dodgeball und weitere spaßige Modi angeboten, die weit über die Kampagne hinaus für Beschäftigung und Unterhaltung sorgen.
Fazit
Gears of War 4 erfindet die Kettensäge nicht neu, bleibt aber seinen Wurzeln treu. Herausgekommen ist also ein geradliniger Deckungsshooter, der es erlaubt das Hirn weitestgehend auszuschalten und einfach Spaß zu haben. Weder überfordert die Handlung, noch lässt das Spiel große taktische Finessen zu. So neu und frisch wie die Serienväter ist Gears of War 4 zwar nicht mehr, doch Fans sowie Neueinsteiger kommen absolut auf ihre Kosten.
Gears of War 4 ist Retro-Unterhaltung in Hochglanzoptik - im besten Sinne.
Redaktionelle Wertung:
Spieleranzahl: 1 bis 2
Preis: 69.99 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Entwickler: The Coalition
Publisher: Microsoft Game Studios
Erschienen für: PC, Xbox One
Getestetes System:
PC
Ähnliche Spiele:
Anzeige Derzeit findest Du auf spieletest.at 6386 Gesellschafts- und 1615 Videospielrezensionen sowie 2024 Berichte.